Popsänger fordert Solidarität

Grönemeyer: "Bei mir haben sich schon einige Millionäre gemeldet"

Eine Millionärs-Abgabe zugunsten Benachteiligter der Coronakrise? Mit seiner Idee steht Herbert Grönemeyer offenbar nicht komplett allein da.

Was immer aus der Idee wird – Aufmerksamkeit für die darbende Kulturbranche hat Herbert Grönemeyer mit seinem Vorschlag einer Millionärs-Sonderabgabe für Betroffene der Coronakrise ganz fraglos erzielt. In einem Interview mit dem "Spiegel" hatte Grönemeyer vergangene Woche das Gedankenspiel einer solchen Solidaritätszahlung aufgebracht, jetzt präzisierte der Musiker im ZDF-Kulturmagazin "aspekte", wie er sich das Ganze gedacht hat.

Auf die Frage von Moderator Jo Schück, wie viele Millionäre sich seit Erscheinen des Interviews bei ihm gemeldet hätten, antwortete Grönemeyer: "Lustigerweise schon einige!" Allerdings sei das Konzept "durch die Überschriften, die darüber standen", missverstanden worden. Der 64-Jährige verglich nun zu Zwecken der Erläuterung die Gesellschaft mit einer Familie. Wenn man sehe, dass einigen Mitgliedern die Existenz wegbreche, müsse eine Gemeinschaft im familiären Sinne handeln.

"Wir haben knapp zwei Millionen Millionäre in Deutschland", skizzierte Grönemeyer sein Modell. "Wenn man das hochrechnet – jeder zahlt zwischen 50.000 und 150.000 Euro, dann hat man 200 Milliarden." Diese Einmal-Zuwendung, das stellte der Superstar klar, solle nicht alleine auf den Bereich der Kultur gemünzt sein, sondern solle allen Menschen in Deutschland zugutekommen, "die wirklich in dieser Zeit nicht mehr wissen, wie sie den nächsten Monaten noch überleben sollen". Grönemeyer weiter: "Wir alle hätten gerne ein Signal, das uns aus dieser Melancholie befreit. Das Geld ist im Übermaß vorhanden." Man könne nun "einfach mal anfangen" der Ungleichheit der Einkommen zu begegnen und "einen ersten Schritt" machen.

Dass sich der Ruf nach staatlicher Hilfe für einen Musiker eigentlich verbietet, räumte Grönemeyer ein: "Kultur ist dafür da die Politik infrage zu stellen, die politische Klasse und die Politik sollten normalerweise auch Angst vor der Kultur haben, weil wir sie ununterbrochen prüfen." Doch in diesem Fall sei es nun mal anders. Die Crew-Mitarbeiter, die ihn seit 40 Jahren auf Tourneen begleiten würden, stünden seit inzwischen "acht Monaten auf dem Schlauch". Grönemeyer bei "aspekte": "Die haben nichts mehr zu tun, die kriegen kein Geld. Die haben kein Einkommen und fangen an, an ihr Erspartes zu gehen." Dabei sei der Eventbereich mit 130 Milliarden Umsatz im Jahr und einer Million Beschäftigte "einer der größten deutschen Wirtschaftsbereiche". Nur wie lange noch? "Ich denke, es bricht leise auseinander", fürchtet der Sänger.

Optimistisch stimmen Grönemeyer jedoch die neu entdeckte Solidarität und Empathie in der Gesellschaft. Durch die Pandemie, von der alle Menschen betroffen seien, entstehe eine "komische Gleichheit", erklärte der berühmteste Sohn Bochums. "Wir merken plötzlich, wir sind humanistisch gefordert. Das ist ein schöner Moment. Das finde ich auch eine schöne Entwicklung. Das sollten wir uns erhalten." Grönemeyer glaubt sogar, "ein ganz neues Denken" entdeckt zu haben. "Und das sollten wir uns gefälligst, wenn es geht, über die nächsten 20, 30 Jahre erhalten."

Das gesamte Gespräch mit Herbert Grönemeyer ist Teil der neuen "aspekte"-Ausgabe im ZDF, zu sehen am Freitag, 13. November, 23.30 Uhr, sowie ab 21 Uhr in der ZDF-Mediathek.


Quelle: teleschau – der mediendienst GmbH

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