Martin Klempnow im Interview

"Fußball war super, aber Schauspiel war eine Katastrophe!"

von Erik Brandt-Höge

"Schillerstraße", "switch reloaded", "heute-show", "Die Bergretter": Schauspieler und Comedian Martin Klempnow war schon in zahlreichen großen Unterhaltungsformaten zu sehen. Unter dem Titel "Geheimniskrämer" (ab 18. Februar, immer sonntags, 22.15 Uhr, WDR) startet nun die erste eigene Fernsehshow des 44-Jährigen Multitalents. Das Konzept: Vier Prominente kennen ein Geheimnis und müssen herausfinden, in wessen Leben es sich zugetragen hat.

Im Interview spricht Klempnow über seine Jura-Vergangenheit, Bühnenstärken und "diesen berühmten Zwerg, den man auf der Brust sitzen hat".

prisma: Herr Klempnow, als "Gastgeber mit Entertainer-Qualitäten" kündigte der WDR Sie kürzlich an, als es um die Show "Geheimniskrämer" ging. Wann haben Sie eigentlich zum ersten Mal selbst gedacht: "Ich habe Entertainer-Qualitäten"?

Martin Klempnow: Och, darüber habe ich eigentlich noch nie nachgedacht. Ich bin da ganz beim Kölner Motto: "Et kütt wie et kütt!" Ob Entertainer-Qualitäten oder nicht – das sind Dinge, die sowieso eher andere Leute entscheiden. Alles andere wäre auch peinlich, also wenn man selbst irgendwo hingehen und behaupten würde, man wäre ein super Entertainer. Kennt man ja, wenn ein Gast auf einer Hochzeit plötzlich meint: "Übrigens, ich kann auch singen!" (lacht) So was kann schnell nach hinten los gehen.

prisma: Zum Beruf machen wollten Sie das Entertainment ja zunächst nicht. Zumindest haben Sie erst mal Jura studiert.

Klempnow: Richtig. Wobei man dazu sagen muss, dass so ein Jura-Studium auch sehr viel mit Entertainment zu tun hat. Man ist da ja mit sehr vielen Fällen und Gestalten konfrontiert. Nicht umsonst kommen viele Drehbuchautoren aus dem Bereich. Sicher, mein Ziel war es, Rechtsanwalt zu werden. Aber ich glaube, es ist für alle gut, dass es nicht so gekommen ist.

prisma: Warum?

Klempnow: Weil sonst Gerichtsverhandlungen nicht mehr einstündig, sondern plötzlich vierstündig wären. Außerdem würden im Saal alle anfangen zu schunkeln, und ich würde an der ein oder anderen Stelle einen Witz machen, der da nicht hingehört. Wahrscheinlich wäre ich der erste Rechtsanwalt, der vor die Tür müsste (lacht).

prisma: Sie hätten jedenfalls auch dort ein Publikum gehabt, und zu einem Publikum scheint es sie zu ziehen.

Klempnow: Auf jeden Fall, es gibt nichts Schöneres, als auf der Bühne zu stehen und vor Leuten aufzutreten. Wenn man das in irgendeiner Form beruflich machen darf, ist es das Größte – egal, wie viele Leute da sind.

prisma: Würden Sie sich selbst als Rampensau bezeichnen?

Klempnow: Das wäre mir zu viel. Ich nehme es mir jedenfalls nicht vor, eine Rampensau zu sein. Ich habe generell keinen Schlachtplan, wenn ich auf die Bühne gehe, sondern bewahre mir eine gewisse Naivität und Offenheit. Wie damals bei der "Schillerstraße", gehe ich immer noch am liebsten in eine Situation rein und improvisiere, das liegt mir am meisten. Wenn dann hinterher einer sagt, ich wäre eine Rampensau gewesen, dann ist das okay.

prisma: Also ist die Improvisation Ihre schärfste Waffe?

Klempnow: Das stimmt. Ich kann mich auf mich selbst verlassen, kann über mich selbst lachen und habe auch keine Angst davor, mal dazustehen und nichts zu wissen. Ist mir glücklicherweise noch nicht passiert, aber ich würde es nicht zu ernst nehmen, wenn es so weit käme. Es ist ja nur Spaß.

prisma: Und wenn Sie sich später mal ein Aufzeichnung ansehen: Finden Sie sich selbst lustig? Oder sind Sie dafür zu selbstkritisch?

Klempnow: Beides. Ich kann über mich lachen, vor allem auch über meine Missgeschicke, wenn ich mich zum Beispiel mal verspreche. Und dann bin ich auch selbstkritisch und denke: Da hätte ich mal noch was sagen sollen, und da ist irgendwas nicht so rübergekommen, wie ich es gerne gehabt hätte.

prisma: Kennen Sie Angst, wenn Sie auf die Bühne gehen?

Klempnow: Angst ist ein Antrieb. Diesen berühmten Zwerg, den man auf der Brust sitzen hat, also diese Anspannung vor einem Auftritt, hat sich das Publikum auch verdient. Und auch nach 180 Live-Auftritten geht es mir immer noch so. Aber: Der Zwerg ist ein guter Freund von mir geworden, macht mich zum Beispiel sehr wach.

prisma: Nun sind die "Geheimniskrämer"-Promis ja voll von guten Geschichten, die man so nicht erwarten würde. Welche Geschichte könnten Sie in der Show erzählen?

Klempnow: Vor allem gibt es Geschichten, in denen ich versagt habe. Wir hatten etwa den Sohn von Peter Lohmeyer in der Sendung, Louis Klamroth. Und plötzlich ist mir eingefallen, dass ich beim Casting von "Das Wunder von Bern" war. Jeder Schauspieler und Fußballfan träumt davon, so einen Film mitzumachen. Ich habe damals sogar extra dafür abgenommen, und im Casting habe ich noch einen Fußballtrick gebracht. Allerdings sagte man mir hinterher: "Fußball war super, aber Schauspiel war eine eine Katastrophe!" (lacht) Solche Geheimnisse teile ich gerne mit dem Publikum.

prisma: Können Sie auch schon Geheimnisse der teilnehmenden Promis verraten?

Klempnow: Zum Beispiel hat Steffen Hallaschka erzählt, dass er gerne Papierservietten faltet. Solche Überraschungen kommen immer wieder vor, und die Promis schätzen sich beim Raten auch immer wieder falsch ein, was das Ganze sehr unterhaltsam macht. Ernste Themen haben wir zwischendurch aber auch. Was ich gut finde an dem Format: Es geht nicht nur um Promo für die Promis, sondern wir unterhalten uns einfach.

prisma: Die Show an sich ist wiederum beste Promo für Sie. Wäre das was für Sie auf Dauer, der Show-Host zu sein?

Klempnow: Ich wurde vom WDR gefragt, ob ich so was machen wollen würde, und ich komme super mit dem Team zurecht, es ist wie ein Kindergeburtstag. Vielleicht ist mein Vorteil, dass ich keine prominente Vergangenheit habe und dort einfach nur als Gastgeber sitze. Wenn Sie sagen, dass das etwas auf Dauer ist und Recht haben, sage ich: "Was wollen Sie trinken?" (lacht)


Quelle: teleschau – der Mediendienst

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