"ZDFzeit"

"Mensch Schäuble!" – ZDF-Doku porträtiert den "Sisiphos der Politik"

von Maximilian Haase

Wolfgang Schäuble prägt seit Jahrzehnten die deutsche Politik. Ein ZDF-Porträt widmet sich nun aber auch der Privatperson.

ZDF
ZDFzeit: Mensch Schäuble!
Dokumentation • 22.09.2020 • 20:15 Uhr

Er gehört zu den Politikern im Bundestag, die die Geschicke des Landes am meisten mitprägten: Seit Jahrzehnten beeinflusst Wolfgang Schäuble, der 1972 erstmals Abgeordneter wurde, die hiesige Politik. Eine entscheidende Rolle spielte der CDU-Mann auch bei der deutschen Wiedervereinigung vor 30 Jahren. Anlässlich dieses Jubiläums beleuchtet nun die "ZDFzeit"-Sendung im Zweiten die politische Karriere des heute 78-Jährigen: In seinem Porträt "Mensch Schäuble!" mit dem Untertitel "Staatsmann, Streiter, Steuermann" widmet sich Christian Bock aber auch dem Privatmann hinter dem Politiker.

Im Zentrum des Films steht der außerordentliche Part Schäubles bei der Aushandlung des Einheitsvertrages, den er heute selbst "mit mehr Vorsicht angehen würde". Dass er den DDR-Staatssekretär Günther Krause, mit dem er den Vertrag schloss, einst in einem Buch nach eigenen Worten "fast schon als Verräter dargestellt hat", tue ihm heute leid, so Schäuble. Was der in Horberg im Schwarzwald geborene Politiker damals vor allem voranbrachte, war der Status Berlins als Parlamentssitz und Hauptstadt. 1990 war für ihn aber auch in anderer Hinsicht eine Zäsur: Seit einem Attentat in jenem Jahr sitzt Schäuble im Rollstuhl.

Überhaupt beleuchtet das Porträt auch die Tiefen in Schäubles Karriere: Immer wieder sei der derzeitige Bundestagspräsident übergangen worden, nachdem er für bestimmte politische Posten bereits hoch gehandelt worden war: Weder war er, der auch die Rolle des CDU-Vorsitzenden nur kurz innehatte, Bundeskanzler noch Bundespräsident noch EU-Kommissar. Und doch kehrte der "Sisiphos der Politik", wie ihn etwa Franz Müntefering nennt, immer wieder zurück – auch noch als ihn der Spendenskandal der CDU "zutiefst in seiner Integrität erschüttert" habe, wie seine Tochter im Film sagt.

Zur Wort kommt Wolfgang Schäuble, jener Europäer, der laut Margrethe Vestager "nie alles durch die deutsche Brille betrachtete, aber trotzdem immer so deutsch war", auch selbst. In bemerkenswert intimen Einblicken spricht er von seiner Loyalität zu Angela Merkel, von seinem Bruch mit dem einstigen Förderer Helmut Kohl – aber auch über persönliche Themen wie den frühen Tod seiner zwei Brüder.


Quelle: teleschau – der mediendienst GmbH

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