Film im ZDF

"Salt and Fire": Überleben in der Salzwüste

von Andreas Günther

Allein mit zwei Kindern in einer Salzwüste zurückgelassen, kämpft Veronica Ferres für die Rettung der Welt. Das ZDF zeigt den Umwelt-Thriller nun als Free-TV-Premiere.

ZDF
Salt and Fire
Drama • 14.07.2020 • 23:30 Uhr

Eine kleine Armee in schwarzen Tarnanzügen, mit Schnellfeuergewehren bewaffnet und die Gesichter hinter Masken verborgen, fährt eine gefesselte Frau zu einer Hazienda in irgendeinem bergigen südamerikanischen Staat. Regisseur Werner Herzog hat den Köder für einen aufregenden Polit-Thriller ausgeworfen. Doch leider bleibt es bei "Salt and Fire", den das ZDF nun als Free-TV-Premiere zeigt, bei dieser Anmutung. Unfreiwillig verrät schon Veronica Ferres' unglaubwürdiges schweres Atmen, dass es nicht um Leben oder Tod gehen wird. Die aufgeblasene Apokalypse-Meditation, die an diese Stelle tritt, hat jedoch noch weit weniger Substanz.

Der abrupte, reißerische Einstieg zeigt rückblickend, wie es zu der Entführung gekommen ist. Begleitet von zwei Kollegen, dem grapschenden Schönling Dr. Cavani (Gael García Bernal) und dem ritterlichen Gnom Dr. Maier (Volker Michalowski), fliegt Professor Laura Sommerfeld (Veronica Ferres) in ein fernes Land. Für die UNO soll sie dort einen Umweltskandal mit Namen "Diablo blanco" untersuchen. Doch das Wissenschaftler-Trio kommt nicht weit – sie werden in der Provinz überwältigt.

In einem mit Kunstschätzen und Büchern gefüllten, stilvollen Landhaus wartet Matt Riley (Michael Shannon), CEO des Konsortiums, das "Diablo blanco" verursacht hat: Aufgrund einer ungeheuren Verschmutzung breitet sich eine Salzwüste immer weiter aus – und wird irgendwann die ganze Erde bedecken.

Riley zeigt sich reuig, fährt mit Laura in die trostlose weiße Einöde und zu einem kleinen Flecken Grün darin. Er redet von einem unterirdischen Vulkan, der wahrscheinlich ebenso gefährlich ist wie die Öko-Katastrophe. Dann springt er ins Auto und rauscht mit seinen Leuten davon. Die entsetzte Laura bleibt mit zwei fast erblindeten kleinen Jungen und Vorräten für eine Woche zurück.

Wenn an "Salt and Fire" etwas bemerkenswert ist, dann die Wandlung, an der sich der legendäre Filmemacher Werner Herzog versucht. Sein Werk pendelte einst zwischen den Visionären und den Schwachsinnigen, irren Helden, von Klaus Kinski verkörpert. Der markige Michael Shannon erinnert in "Salt and Fire" an diese Gestalten, aber im Stadium der Resignation. Der Weltuntergang erfordert anderes Heldentum, und Veronica Ferres soll es bedienen.

Es fehlt ihr dazu nicht nur an Präsenz, sie kann auch die Rückkehr zum Wesentlichen in der Einsamkeit und der toxischen Umgebung der Salzwüste nicht vermitteln. Zudem findet nichts von dem, was Riley an Pseudo-Tiefsinnigkeiten über Kunst, Tod und Schöpfung vor sich hin und Laura in ihr iPad faselt, Widerhall in den Bildern. Am Ende versucht Herzog auch noch mit lustigen Schnappschüssen aus dem Katastrophengebiet zu überspielen, wie lächerlich es um Rileys Motivation bestellt ist. Da wünscht man sich die irren Helden zurück.


Quelle: teleschau – der mediendienst GmbH

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