Dokumentation bei ZDFinfo

"Nicht jede Shisha-Bar ist ein Hort des Bösen"

von Elisa Eberle

Shisha rauchen liegt im Trend: Der Verkauf von Pfeifentabak steigt seit Jahren rasant an. Doch woher kommt das Phänomen? Und ist der Konsum wirklich so ungefährlich, wie viele behaupten? Eine TV-Doku versucht Licht ins Dunkel zu bringen.

"Shisha rauchen – eine gesellige und harmlose Alternative zur Zigarette oder gesundheitsschädlich, frauenfeindlich und kriminell?" – Dieser sicherlich bewusst provokant formulierten Frage versucht die Dokumentation "Shisha – Das gefährliche Geschäft mit dem kalten Rauch" auf den Grund zu gehen. ZDFinfo zeigt den Film am Dienstag, 18. Februar, 20.15 Uhr, erstmals im Fernsehen.

Der Beitrag beginnt mit verblüffenden Zahlen: Laut Schätzungen des Statistischen Bundesamts soll es in Deutschland derzeit über 6000 Shisha-Bars gben. Zum Vergleich: Es gibt hierzulande 1500 McDonald's, 1700 Kinos und 700 Burger Kings. Laut dem Drogen- und Suchtbericht aus dem Jahr 2019 soll gut jeder vierte deutsche Jugendliche schon einmal eine Wasserpfeife geraucht haben, bei den Erwachsenen seien es zwei von drei. Doch woher kommt dieses Phänomen?

Dieser Frage versucht der Jugendforscher Simon Schnetzer auf den Grund zu gehen. Die Filmemacherin Dunja Keuper lässt ihn wie viele weitere Experten und Protagonisten der Shisha-Szene zu Wort kommen. Dabei reist sie unter anderem in das Herkunftsland der heutigen Shisha-Pfeife, nach Tunesien. Der tunesische Sozialpsychologe Weydi Bongi verbindet die Shisha vor allem mit Geselligkeit und Gastfreundschaft. Früher sei das Rauchen reine Männersache gewesen, Frauen hätten hingegen nur zu Hause geraucht, weiß der Rechts- und Islamwissenschaftler Professor Mathias Rohe. Heute sei dies aber anders. Es gibt sogar das Berliner "Frauen-Café", eine Shisha-Bar, in der ausschließlich weibliche Gäste erlaubt sind.

Alle Aspekte des Phänomens werden einmal beleuchtet

Neben den sozialen und kulturgeschichtlichen Aspekten des Konsums werden in dem Film auch seine Schattenseiten aufgezeigt: Experten wie Dr. Ute Mons vom Deutschen Krebsforschungszentrum zählen mitunter erschreckende Fakten über die Inhaltsstoffe des Tabaks auf. Trugschlüsse, wie die Annahme, dass das Wasser in der sogenannten "Bowl", dem Glaskörper der Shisha, sämtliche Schadstoffe herausfiltere, werden aufgezeigt: Tatsächlich seien nur die wenigsten von ihnen wasserlöslich. Auch die Verbindung zwischen Shisha-Bars und der Clan-Kriminalität in Nordrhein-Westfalen wird beleuchtet: Als Reaktion auf den zunehmenden Anstieg der Clan-Kriminalität habe Innenminister Herbert Reul mit großflächigen Razzien und Überprüfungen von Shisha-Bars reagiert: Nach bislang fast 900 Untersuchungen seien 150 Shisha-Bars aufgrund erheblicher Mängel geschlossen worden.

Dennoch verteufelt der Film das wachsende Geschäft nicht nur. Stattdessen zeichnet er ein umfassendes Gesamtbild des Phänomens rund um die Shisha. Dabei kommen Kritiker ebenso zu Wort wie Profiteure: Tabakbauern vermitteln diverse Fakten zu Anbau und Qualität der Pflanze. Gerade sie haben von dem wachsenden Interesse an der Wasserpfeife profitiert. Auch Händler wie der deutsche Rapper und Schauspieler "Massiv" berichten in dem Beitrag von ihren Geschäften. Am Ende steht die Erkenntnis: "Nicht jede Shisha-Bar ist ein Hort des Bösen." – So betont es der Rechts- und Islamwissenschaftler Rohe.


Quelle: teleschau – der mediendienst GmbH

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