Sonntag am Tatort

Hölzern und mit zu wenig Biss

01.05.2018, 06.15 Uhr
von Florian Blaschke
Dreierteam: Roland Riebeling, Dietmar Bär und Klaus J. Behrendt.
BILDERGALERIE
Dreierteam: Roland Riebeling, Dietmar Bär und Klaus J. Behrendt.  Fotoquelle: WDR/Thomas Kost

Während Freddy Schenk (Dietmar Bär) seinen 30. Hochzeitstag vergisst, wird Jessica Dahlmann (Marie Meinzenbach) ihren ersten gar nicht erst erleben. Denn ihr Verlobter Ivo Klein (Christoph Bertram) ist tot, überfahren. Neben der Leiche: eine Tasche mit 500.000 Euro. Doch die Tasche gehört nicht dem Toten, sondern – man ahnt es bei der Summe schon – zu einer Entführung. Genau in die werden somit auch Ballauf (Klaus J. Behrendt) und Schenk hineingezogen. Und damit in eine Familiengeschichte voller Widersprüche und Verstrickungen.

Doch trotz des verschachtelt konstruierten Falls wirkt "Familien" irgendwie hölzern, in den Dialogen, aber auch in den Charakteren, und so recht in Fahrt kommen mag er auch nicht. Dabei gibt es durchaus berührende Szenen, doch selbst die kippen allzu schnell ins Melodramatische. Oder ins Banale. All das macht diesen Tatort nicht zu einem schlechten Krimi, aber ihm fehlt der Biss, den es braucht, um über 90 Minuten zu fesseln – das gelingt ihm ansatzweise nur in den letzten 25 Minuten.

Doch leider erweist sich das Drehbuch von Christoph Wortberg auch in einem fast noch wichtigeren Punkt als faul: Während es hervorragenden Krimis gelingt, gerade die beiden Ebenen von Ermittlungsarbeit und Privatleben – die Nebenbaustellen, das Geplänkel – so miteinander zu verweben, dass auch hier Spannung entsteht, begnügt sich "Familien" mit Belanglosigkeiten und Erwartbarem. Und in Sachen Norbert Jütte (Roland Riebeling), dem neuen Assistenten der beiden Ermittler, bewegt sich so gar nichts. Das Münster-Phänomen schlägt zu – Klamauk statt Charakter.

Doch es gibt auch Lichtblicke. Denn während die letzten Kölner Tatorte sich um die Stadt, in der sie spielen, eher wenig geschert haben, dreht Regisseurin Christine Hartmann das nun langsam wieder in die richtige Richtung. Sogar einen neuen Imbiss (nein, nicht für die Schlussszene, die wurde ihnen gestrichen) gönnt sie Ballauf und Schenk – einen vegetarischen noch dazu. Und auch sonst gibt es etliche Blicke auf die Stadt, die man so noch nicht allzu häufig gesehen hat. Echtes Lokalkolorit ist auch das noch nicht, zumal sich darin auch noch etliche logische Fehler verstecken, doch weiterarbeiten ließe sich damit durchaus. Was für die Fälle leider nach wie vor gilt.

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