Thomas Gottschalk wird 70

"Ich bin eine lebende Legende, und ich will keine tote sein!"

Zwischenzeitlich war es ruhig geworden um Thomas Gottschalk. Durch den Brand in seiner Villa und eine neue Liebe kehrte er zurück in die Schlagzeilen. Nun wird der Entertainer mit den blonden Locken 70 Jahre alt.

Das wär's doch. Noch mal raus gehen und nach der Eurovisionsfanfare "Guten Abend, Deutschland, Österreich und die Schweiz!" rufen, schwärmte er kürzlich im Interview. Der Abschied von "Wetten, dass ..?", der großen Samstagabendshow im ZDF, ist Thomas Gottschalk, der nun, am 18. Mai 2020, 70 Jahre alt wird, offenbar doch schwerer gefallen, als man ahnte. Er liebt "sein" Publikum immer noch und würde sich am liebsten bei jedem Einzelnen unter den vielen Millionen, die er mit kurzer Unterbrechung in den Jahren 1987 bis 2011 in deutschen Hallen begrüßen durfte, bedanken.

Dass Gottschalk es nach dem missglückten Stunt seines Wettkandidaten Sebastian Koch im Dezember 2010 und drei noch folgenden Sondersendungen 2011 erstaunlich schwer hatte, bei privaten oder öffentlichen Sendern wieder dauerhaft Fuß zu fassen, wurmte ihn schwer. Die Vorabend-Talkshow "Gottschalk live" im Ersten 2011 war wohl sein größter Flop. An seine Late-Night-Show bei RTL ('92 – '95) blieben nur schwache Erinnerungen. Fotos von ihm seien nur noch "in Briefmarkengröße" erschienen, sagte er unlängst mit gewohnter Ironie in einem Geburtstagsporträt des BR, als "Legende" wurde er abgetan, als sei er schon gestorben. "Ich bin eine lebende Legende, und ich will keine tote sein!", konterte er so wortgewaltig wie eh und je. Für ihn sei "der Spaß an der Sache immer noch größer als die Lust, Legende zu sein".

So stürmt er nun wieder nach vorn, sichtlich beflügelt von seiner neuen Baden-Badener Liebe Karina Mroß, neuerdings gibt er auch wieder Einblicke ins Privatleben. "Du bist frisch verliebt, und die Hütte ist abgebrannt – das reicht heute schon, um wieder weltberühmt zu werden", sagt er im unverwechselbar flapsigen Gottschalk-Ton. Er bewege sich nun "auf der Kurpromenade in Baden-Baden genauso trittsicher wie auf der Park Avenue". In New York lebt der jüngere Sohn, in Kalifornien der ältere mit dem Enkel.

Im Augenblick macht er wieder mal Radio, am neuen Wohnsitz in Baden-Baden. Von seinen "Rock-Classics" bei Bayern 1 verabschiedete er sich im Dezember. Der Arzt habe ihm aus gesundheitlichen Gründen untersagt, "einmal im Monat" live auf dem Münchner Sender zu sein. Das Haus habe ihn wohl doch "zu sehr mitgenommen".

Keiner kann so charmant nachtreten wie er. Kritiker werden immer wieder mal gerne aufs Korn genommen, etwa als es um den Vorwurf der Schleichwerbung bei "Wetten, dass ..?" ging oder die nachlässige Vorbereitung auf die Sendung. Doch selbst der gefürchtete Denis Scheck musste klein beigeben, als er Gottschalks "Herbstblond"-Biografie dem Reißwolf übergeben wollte: Er stufte Gottschalks Schrifttum als "lesenswert" ein. Der scharfzüngige Marcel Reich-Ranicki wurde gar zum Intendantengespräch gebeten, nachdem er sich auf offener Bühne geweigert hatte, den Deutschen Fernsehpreis aus den Händen des langen Blonden entgegenzunehmen.

Der 1,92 Meter große Kulmbacher, der – anders als sein älterer Bruder Christoph – keinerlei fränkischen Akzent erkennen lässt, ist zweifellos ein Mensch der Massen. Er will geliebt werden vom Publikum, und ob seiner Spontaneität wird es immer noch. Die Verwunderung eben darüber ist nicht geheuchelt: "Ich lebe in einer Welt, in der jeder, der auf mich zukommt, Gott sei Dank angenehme Erinnerungen mit mir verbindet", behauptet er nicht ohne Stolz. Das sei, so sagt er ein wenig gestelzt, "das Ergebnis meiner Bemühungen, den Leuten nahe zu sein".

Er war und ist ein Unterhalter, ein Entertainer, der sich ohne Weiteres in die Reihe der großen Showmaster vergangener Tage wie Peter Frankenfeld oder Hans-Joachim Kulenkampff einordnen lässt. Bei "Wetten, dass ..?" habe er die Großen stets kleiner und die Kleinen, etwa den Baggerfahrer und seine Kunst, stets größer erscheinen lassen. Die frühe Erfahrung, noch während der Schulzeit, als DJ in Kulmbach hat ihn geprägt, schon damals hat er nicht für die Schule, sondern für das Entertainerleben gelernt.

Dieses DJ-Image ist dem ewig Blonden bis heute geblieben. Den frischen Wind, den er in den 70ern im Radio in die BR-Rocksendungen brachte, hat er später ins Fernsehen mitgenommen. Die mit dem Kumpel Fritz Egner geteilte Erkenntnis: "Wir werden mit Deep Purple in die Grube fahren!" ist so scherzhaft wie zutreffend gemeint.

Thomas Gottschalk schafft offensichtlich den Spagat, von und mit der Vergangenheit zu leben, sich aber auch immer wieder neu zu erfinden. Unlängst ließ er als Moderator in einer Corona-Ausgabe der RTL-Samstagabendshow "Denn sie wissen nicht, was passiert" immerhin Johannes B. Kerner im ZDF hinter sich. Da fuhr er bis weit nach Mitternacht 3,3 Millionen Zuschauer ein – Tagesrekord. 21 Millionen wie einst im Mai werden es nie mehr werden – auch nicht im November in Offenburg. Dann ist eine "Wetten, dass ..?"-Ausgabe als nachträgliches Geburtstagsgeschenk zum 70. geplant. Inzwischen gibt's Autogramme und Smalltalk für die immer noch zahllosen Fans von acht bis 80. "Ja, ich war's, und ich bin's immer noch!", pflegt er dann zu sagen. Manche werfen ihm vor, ein ewiger Gute-Laune-Bär zu sein. Andere wieder halten das einfach für sein Markenzeichen.


Quelle: teleschau – der mediendienst GmbH

Das könnte dich auch interessieren