ESC-Alternative in der ARD: Nun wird doch "live" gesungen
Nachdem Stefan Raab seinen "Free ESC" aus dem Boden gestampft hatte, reagierte die ARD und machte aus dem geplanten Warm-up zur holländischen ESC-Ersatzshow nun doch ein Primetime-Format mit Live-Auftritten und Voting.
War es womöglich doch Deutschland, das 2019 den Eurovision Song Contest gewann? Nein, war es nicht. Sieger bleiben die Niederlande, die mit ihrer ESC-Ersatzshow "Europe Shine A Light" um 21.55 Uhr tatsächlich aus Hilversum auf Sendung gehen. Davor allerdings hat der NDR eine kurzfristig anberaumte Primetime-Show mit dem opulenten Titel "Eurovision Song Contest 2020 – Das deutsche Finale live aus der Elbphilharmonie" gesetzt. Darin werden, zum Teil "live", zum Teil per Schalte, die zehn beliebtesten Act aus dem diesjährigen ESC-Angebot ihre Lieder vortragen.
Die hundertköpfige deutsche Eurovisionsjury – sie wählte auch den diesjährigen Beitrag von Ben Dolic aus – und die Zuschauer werden über die Platzierungen des abgespeckten Wettbewerbs entscheiden. Ben Dolic, der als Einziger nur "Sieger der Herzen" werden kann, weil eine deutsche Jury logischerweise keinen deutschen Vertreter im Vergleich mit zehn "ausländischen" Angeboten bewerten kann, wird seinen Song "Violent Thing" immerhin in der für Rotterdam geplanten Original-Choreografie auf den Brettern der Elbphilharmonie vortragen.
Moderiert wird die erst am 26. April öffentlich verkündete Ersatz-Show von Barbara Schöneberger. Auch ESC-Stimme Peter Urban und der ehemalige Teilnehmer Michael Schulte kommentieren das Geschehen. Die zur Wahl stehenden zehn "Halbfinalsieger" wurden übrigens eine Woche zuvor in der Show "World Wide Wohnzimmer – das ESC Halbfinale 2020" durch die Eurovisionsjury und Zuschauer-Votings ermittelt.
Das sind die Finalisten:
- Island: Daði og Gagnamagnið – "Think About Things"
- Litauen: The Roop – "On Fire"
- Schweiz: Gjon's Tears –"Répondez-moi"
- Italien: Diodato – "Fai rumore"
- Russland: Little Big – "Uno"
- Aserbaidschan: Efendi – "Cleopatra"
- Bulgarien: Victoria – "Tears Getting Sober"
- Schweden: The Mamas – "Move"
- Malta: Destiny – "All Of My Love"
- Dänemark: Ben & Tan – "Yes"
Gastgeber dieser Show waren Dennis und Benni Wolter, die ebenfalls Unterstützung vom 72-jährigen ESC-Grandseigneur Peter Urban erhielten. Selbiger arbeitet auch am Abend des 16. Mai nach der Elbphilharmonie-Show noch ein bisschen weiter. Das niederländische Corona-Ersatzangebot "Europe Shine A Light" setzt zwischen 22 und 0 Uhr ebenfalls auf das Prinzip "Schalte", wenn es darum geht, den Kontinent, seine verhinderten ESC-Teilnehmer und deren Fans virtuell zusammenzuführen.
Wem der virtuelle Sanges-Zirkus zu viel wird, der hat zwei Ausweichmöglichkeiten. Entweder man schaut sich parallel bei ProSieben die von Stefan Raab ins Leben gerufene Konkurrenz-Show "Free European Song Contest" an, die das neue ARD-Angebot um 20.15 Uhr aus der Elbphilharmonie wohl im Sinne eines Show-Wettrüstens erst möglich gemacht hat, oder man bleibt im Ersten "am Apparat", um sich ab 0.05 Uhr die Wiederholung des ESC Contest 2010 aus Oslo anzuschauen. Auch wenn an dieser Stelle für jene, die damals zu klein waren oder lange auf Reisen waren, nicht zu viel verraten werden soll: Es nahm eine gewisse Lena Meyer Landrut aus Deutschland teil.
Quelle: teleschau – der mediendienst GmbH