ZDF-Reihe

"Herr und Frau Bulle – Abfall": Viel Müll und ein Skelett mit drei Beinen

Der erste Film der ZDF-Reihe "Herr und Frau Bulle" machte 2018 richtig Lust auf mehr. Inzwischen sind die Erwartungen ein wenig gedämpft. In ihrem dritten Fall werden die zwei Ermittler mit einer russischen Müll-Patin konfrontiert.

ZDF
Herr und Frau Bulle – Abfall
Krimi • 16.05.2020 • 20:15 Uhr

Wer immer das merkwürdige Berliner Ermittlerpärchen Yvonne und Heiko Wills (Alice Dwyer, Johann von Bülow) erfand – verheiratet und doch cool nebeneinander her recherchierend – , er musste es wissen. Besonders der Zuspruch jüngerer Zuschauer gab dem Erfinder Recht. Doch bereits im zweiten Fall, 2019, ging's wieder bergab, die Quote sank. Dabei war gerade dieser Fall (Autor wieder: Axel Hildebrand) besonders anspruchsvoll – es ging um posttraumatische Belastungsstörungen nach einem Bundeswehreinsatz in Somalia. Und auch im dritten Fall der Reihe mit ihrem etwas dumpfbackigen Titel "Herr und Frau Bulle", in dem es um "Abfall" geht, nämlich um die Machenschaften von Berliner Müllkartellen und deren mafiöse Durchsetzungsmethoden, wird wieder am großen Rad gedreht.

Man merkt allerdings alsbald, dass da eine Nachrichtenlage – "Müllskandal in Berlin!" – Pate gestanden hat. Eine russische Müll-Patin schwingt das Zepter, von Marie-Lou Sellem mit russischem Zungenschlag so rigoros wie glaubhaft gespielt. Ist sie die Müll-Queen von Berlin oder doch nur eine Handlangerin höherer Kreise?

Gefährlich und schaudervoll geht's zu von Anfang an: Auf einem Berliner Friedhof werden alte Männerknochen ausgegraben. Zueinenderpassen wollen sie nicht so recht. Ein Skelett mit drei Beinen! – Weil aber heutzutage immerzu ein Handy habhaft ist und somit auch eine erhellende DNA-Analyse nicht lange auf sich warten lässt, wird schnell klar, dass die Leiche ein seit Längerem verschollener Konkurrent der russischen Müllpäpstin ist, die immer sehr schlau kleinere Supporter in ihre Dienste zwang. Giftmülldeponien wurden im Umland gechartert und alsbald heiß entsorgt.

Dass die Dame nun auch noch mit dem BKA unter einer Decke steckt, um als V-Frau Licht ins Dunkel der Berliner Müllhaufen zu bringen, ist dann schon fast zu viel des Guten. Es schafft allerdings auf der Ermittlerebende würzende Konkurrenz: Samuel Finzi bringt als taffer BKA-Beamter rotzig Pfeffer ins mählich erlahmende Spiel. Schon zu Beginn hatte man ja Bedenken gegenüber dem Plot, wird hier doch ein junges Mädchen, keine Geringere als das verängstigte Töchterchen der Müllpatin selbst, von Yvonne, der Hauptkommissarin, im Bauch eines Spreefrachters entdeckt. "Lara?" sagt Yvonne und ist dabei so gar nicht erstaunt. Man kennt sich eben.

Das Mädchen-Kidnapping samt der Flucht des Geiselnehmers und den eigenwilligen Friedhofsfund zusammenzuführen, so ahnt man spätestens hier, dürfte eine Herkulesaufgabe für jeden Drehbuchautor werden. Und so kommt es auch. Ist man erstmal halbwegs über Berliner Müllmachenschaften in Kenntnis gesetzt, wird es sehr beschwerlich.

Da helfen dann auch die beeindruckend fotografierten Müllgebirge nicht mehr viel – geschweige denn der nette Hauspudel, der so drollig in vorläufiger Ermangelung des eigenen Nachwuchses im Kinderbettchen des Ermittler-Ehepaares liegt. "Irr habben Baby?", sagt die Müllpatin, die auf der Suche nach ihrer entführten Tochter die beiden besuchen darf. "Nein, noch nicht", sagen schamhaft errötend die Kriminalisten. Aber was nicht ist, kann ja irgendwann noch werden. Wir bitten um Geduld.


Quelle: teleschau – der mediendienst GmbH

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