Neue Serie bei ARTE

"Three Girls": Niemand glaubt den Opfern

von Maximilian Haase

In einer englischen Stadt werden minderjährige Mädchen sexuell missbraucht und vergewaltigt. Als sie sich an die Polizei wenden, wird ihnen nicht geglaubt. Die Serie "Three Girls" beruht auf diesem wahren Fall.

ARTE
Three Girls
TV-Serien • 05.03.2020 • 21:10 Uhr

Die MeToo-Debatte hat viele Meinungen hochkochen lassen. Was sie in jedem Fall leistete: Viel aufmerksamer und sensibler hört man den zum Teil erschreckenden Geschichten junger Frauen zu. Es wäre schon viel erreicht, wenn sich Ereignisse wie jenes, von dem die Mini-Serie "Three Girls" erzählt, nicht mehr ereignen könnten. Damals, zwischen 2003 und 2012, wurden im englischen Rochdale minderjährige Mädchen sexuell missbraucht, ausgenutzt und vergewaltigt. Den Opfern, die in einem Kinderprostitutionsring landeten, wurde zunächst nicht geglaubt. Auch politisch war der Fall brisant: Bei den Tätern handelte es sich um britische Pakistanis. Eine bedrückende BBC-Miniserie erzählte 2017 von den brutalen Vorfällen. ARTE strahlt alle drei Folgen nun in der Wiederholung aus.

Es war einer der öffentlich meistdiskutierten Kriminalfälle in Großbritannien der letzten Jahre: Selbst Prominente wie der große Philosoph Slavoj Zizek äußerten sich; er warf den Pakistanis, die über Jahre einen Vergewaltigungsring organisierten, sogar rassistische Motive vor. Die Täter suchten sich vor allem Opfer aus der weißen Unterschicht eines ärmlichen Vorortes.

Wie sie dabei vorgingen, beschreibt die brillant gespielte Serie genau: Über Wochen laden die Männer die jungen Mädchen in ihren Imbiss ein, spendieren ihnen Alkohol, Fastfood und einen Raum zum Partymachen. Mittendrin: Die zugezogene 15-jährige Holly (Molly Windsor), die gemeinsam mit den Schwestern Amber (Ria Zmitrowicz) und Ruby (Liv Hil) in den Kebab-Läden ihre Zeit verbringt. Dort lernen sie unter anderem Ambers "Freund" Tariq kennen sowie einen Moslem namens "Daddy" (Simon Nagra), der Holly eines Tages zum Sex zwingt: "Das ist Teil unseres Deals! Ich schenke dir Sachen, ich kaufe dir Wodka. Jetzt bist du dran, mir etwas zu geben", sagt er, bevor er das junge Mädchen vergewaltigt.

Diese "Grooming" genannte Methode wenden die Männer organisiert an. Und sie verkaufen die Mädchen an andere Pakistanis. Holly findet sich in einer fürchterlichen Situation wieder: Obwohl sie den Behörden vom Missbrauch berichtet, kommt Hilfe nur langsam in Gang. Ihre Freundinnen versuchen sie zum Weitermachen zu bewegen, Polizei und Sozialarbeiter gehen von einer freiwilligen Prostitution aus, während die Täter volle Macht über die Opfer besitzen, die sich vor Scham oft gar nicht äußerten. Bezeichnenderweise lautet der deutsche Untertitel auch: "Warum glaubt uns niemand?"

Nur die Sexualberaterin Sara (Maxine Peake) bekommt das Ausmaß der Situation mit und glaubt Holly. Doch selbst nachdem Mädchen von den Tätern schwanger werden und sich die Berichte über die Vergewaltigungsfälle häufen, handeln Polizei und Behörden nur behäbig. In mitreißenden Bildern zeigt die Serie, in welche Spirale die Mädchen geraten: Nicht nur wird ihr Leben als Unterschichts-Kinder ohnehin schon für missraten gehalten – auch trägt falsche Vorsicht aufgrund der Herkunft der Täter zur Katastrophe bei. "Three Girls" versteht es, diese aufgeladenen Themenkomplexe sensibel zu bearbeiten.

Three Girls – Do. 05.03. – ARTE: 21.10 Uhr


Quelle: teleschau – der mediendienst GmbH

Das könnte Sie auch interessieren