ZDF-Doku

"Verratene Liebe": Wie "Loverboys" junge Mädchen in die Prostitution zwingen

von Andreas Schoettl

Durch einen Online-Chat lernte Sandra als Schülerin einen Mann kennen und verliebte sich. Nach einigen Monaten zwang er sie dazu, sich zu prostituieren.

ZDF
37°: Verratene Liebe
Dokumentation • 18.08.2020 • 22:15 Uhr

Die Bezeichnung führt total in die Irre. Sogenannte "Loverboys" sind nicht etwa gutgebaute Männer, die sich reiferen Damen widmen. Sie sind nichts anderes als Täter der perfidesten Sorte. Loverboys täuschen ihren Opfern – zumeist jungen einsamen Frauen – die große Liebe nur vor, sie erschleichen sich die Liebe der Mädchen, um sie dann der Prostitution zuzuführen. Eine bessere Bezeichnung für sie lautet schlicht und einfach: Zuhälter!

Sandra Norak ist eine jener Frauen, die auf die Loverboy-Masche hereingefallen ist. Wie schon in anderen Beiträgen beispielsweise bei "Aktenzeichen XY ... ungelöst" erzählt sie auch im Film von Nathalie Sutor von ihrem unglaublichen Schicksal, mit der Intention, so viele Frauen wie möglich vor einem ähnlichen Schicksal zu bewahren. Im Rahmen von "37°" ist sie nun ein weiteres Mal zu sehen.

Alles begann zunächst harmlos. Als Schülerin war Norak gut am Gymnasium. Nur mit der alleinerziehenden Mutter gab es Probleme. Für Abwechslung sorgte ein Online-Chat. Ein Fremder mit dem angeblichen Namen "Nino" erschlich sich das Vertrauen des unbedarften Mädchens. Sie wollte nur, dass sie jemand liebe, erinnert sie sich. Nach einigen Monaten, die sich für die junge Frau so gut anfühlten, fiel der entscheidende Satz: "Wenn du mich liebst, gehst du für mich anschaffen!"

Mit dieser Masche gelingt es immer mehr dieser Loverboys, Mädchen in die Prostitution zu zwingen. Als vorgeschobene Gründe dienen unter anderem angebliche Schulden. Auch Norak hörte es immer wieder: "Er sagte ständig zu mir, wenn ich ihn wirklich liebe, dann würde ich das für ihn tun." Und sie biss an.

Nur über die Osterferien sollte sie "Freier machen". Eigentlich! "Ich dachte, nach zwei Wochen ist alles erledigt." Doch insgesamt verbrachte Norak mehrere Jahre in der Prostitution. In Flatrate-Bordellen "bediente" sie bis zu 20 "Kunden" am Tag.

Mutig und bewundernswert ist, wie sich Norak ihrer ganz eigenen Vergangenheit stellt. Doch dieses Engagement hat auch einen sehr ernsten Hintergrund. Die Betroffene nimmt nach ihrem Ausstieg aus dem "Geschäft" ihren Kampf gegen die aus ihrer Sicht viel zu laschen Prostitutionsgesetze auf. Nach Meinung der engagierten jungen Frau trägt die liberale Haltung Deutschlands zum Thema Prostitution zum Erfolg der Masche der Loverboys bei.


Quelle: teleschau – der mediendienst GmbH

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