Constantin Schreiber back to the roots – und schon bald live zu erleben

Am Sonntag (25. Mai) moderierte Constantin Schreiber (45) zum letzten Mal die 20 Uhr-„Tagesschau“. Er verabschiedete sich mit einem chinesischen Sprichwort: „Wohin du auch gehst, geh mit deinem Herzen. Ich finde, das ist ein guter Rat. Ich wünsche Ihnen nun zum letzten Mal einen schönen Abend.“ Mit dem, was nun auf ihn zukommt, erfüllte sich für Constantin Schreiber ein Wunsch namens „Journalismus pur“.
Constantin Schreiber kehrt der ARD den Rücken
Constantin Schreiber verlässt die ARD auf eigenen Wunsch. „Es war mir eine große Ehre, die „Tagesschau“ präsentieren zu dürfen“, so Schreiber. „Ich bedanke mich bei allen Kolleginnen und Kollegen für die großartige Zusammenarbeit und bei den Zuschauern für das Vertrauen in meine und unsere Arbeit.“ Schreiber betonte, dass man im Guten auseinander gehe: „Man hat versucht, mich da zu halten, es ist nicht so, dass jemand gejubelt hätte, endlich ist er weg. [...] Aber ich glaube, ich erzähle da kein Geheimnis: In der ARD entscheiden sich die Dinge nicht so schnell.“ Für ARD-aktuell, wo der 45-Jährige seit 2017 die Nachrichtensendung moderierte, ist es ein schmerzlicher Abschied: „Wir bedauern seine Entscheidung sehr, respektieren aber seinen Wunsch nach Veränderung“, sagte Marcus Bornheim, Erster Chefredakteur von ARD-aktuell. „Wir wünschen ihm für seinen weiteren Weg alles Gute und viel Erfolg. Er hat die „Tagesschau“ mitgeprägt.“
Wie geht es nun beruflich für Constantin Schreiber weiter?
Schreiber zieht es zurück zu seinen Wurzeln. Zunächst nimmt er sich nach achteinhalb Jahren „Tagesschau“ im Ersten eine Auszeit. „Drei Monate frei, bis es beruflich weitergeht. Das gab es in meinem Leben noch nie. Und darauf freue ich mich wahnsinnig!“, so der Journalist in einem Interview mit t-online. Ab dem 01. September heißt es für Schreiber dann „Journalismus pur“. Im Gespräch mit „Die Zeit“ erklärte er: „Ich bin da eine Art Welterklärer – nein, das klingt zu groß, eher Weltwegweiser – zu Nahost-Themen und zum transatlantischen Verhältnis, für alle Marken.“
Schreibers zukünftiger Arbeitgeber
Constantin Schreiber wird zukünftig für das Medienhaus Axel Springer, genauer gesagt für das „Axel Springer Global Reporters Network“ tätig sein. Zu diesem Netzwerk gehören ebenso der stellvertretende „Bild“-Chef Paul Ronzheimer und der stellvertretende „Welt“-Chef Robin Alexander. Gemäß den Angaben des Springer-Konzerns wird Schreiber von New York und Tel Aviv aus über den gesamten Nahen Osten berichten und formal der Redaktion der Zeitung Welt angehören. Der gebürtige Cuxhavener betonte: „Die Themen, für die ich seit Jahren als Journalist und Buchautor stehe, sind wichtiger denn je. Ich freue mich darauf, im Rahmen des Global Reporters Network von Axel Springer mit vielen Millionen Nutzern in Europa und den USA Politik und Weltgeschehen mit verschiedenen Formaten zu begleiten und einzuordnen.“ Seine Berichte sollen auch in allen anderen Springer-Medienmarken erscheinen – von Politico bis zur „Bild“-Zeitung. Außerdem seien mit ihm Podcasts, TV-Dokumentationen und Talkshows geplant.
Erstaunen in der Öffentlichkeit
In einem Interview mit „Zeit Online“ sprach Schreiber ein mögliches Erstaunen in der Öffentlichkeit über seine neue Stelle offensiv an: „Natürlich habe ich vorher auch die gedankliche Schleife gedreht: Was heißt das denn jetzt, wenn du da hingehst? Ich bin ja nicht so naiv, zu glauben, dass manche da keine Vorbehalte haben. Und so ein bisschen aus Trotz auch, sage ich, nee, das kann nicht das Argument sein. Etwas, was ich inhaltlich total spannend finde, mit großen Möglichkeiten und so, nicht zu tun, weil manche den Verlag nicht mögen.“
Constantin Schreiber – eine umstrittene Personalie?
Vor seiner Tätigkeit bei der „Tagesschau“ arbeitete der Journalist bereits mehrere Jahre als Reporter im Nahen Osten. Er gilt als ausgewiesener Experte für die Region. Für die Sendereihe „Marhaba – Ankommen in Deutschland“ wurden Schreiber und sein Redaktionsteam im Jahr 2016 mit dem Grimme-Preis ausgezeichnet. Als Buchautor machte Schreiber vor allem mit Büchern über den Islam von sich reden. Eigenen Aussagen nach hatte er beispielsweise für das 2017 erschienene Sachbuch „Inside Islam“ innerhalb Deutschlands „rein zufällig ausgewählte“ Moscheen besucht. Er hörte sich Freitagspredigten an, fasste diese zusammen und bewertete sie. Der Tenor: Die Predigten seien demokratiefeindlich und konservativ. In den Augen seiner Kritiker stelle das Buch nicht die Realität dar und sei tendenziös.
Constantin Schreiber und der Tortenwurf
Manche Kritiker haben ihm sogar Islamfeindlichkeit vorgeworfen. Im August 2023 bewarf man ihn bei einer Lesung im Hörsaal der Friedrich-Schiller-Universität in Jena zu „Keine Bühne für Rassismus“-Rufen mit einer Torte. Diese Attacke stand am Ende einer ganzen Reihe von Herabwürdigungen und Bedrohungen, denen Schreiber seit Jahren ausgesetzt gewesen sei. Darüber hinaus gab es Zuschriften aus dem „Tagesschau“-Publikum, in denen es hieß: „Wir wünschen uns da irgendwie eine neutralere Haltung von einem Nachrichtensprecher.“ In einem Interview mit der „Zeit“ erklärte er, sich zu allem, was mit dem Islam auch nur im Entferntesten zu tun hat, nicht mehr zu äußern.
Ein Plädoyer für den offenen Diskurs
Constantin Schreiber befand sich in einem Konflikt. „Irgendwann stand ich vor einem Spiegel. Also wirklich. Und habe mir ins Gesicht geschaut und gedacht: Soll ich das echt so machen, dass ich mich raushalte aus Themen, die mich originär interessieren? [...] Damals, das war nach dem 7. Oktober, keimte das Gefühl auf, dass ich das nicht durchhalten werde.“ Er führt weiter aus: „Ich wollte über die Demonstrationen sprechen, die wir ja bis heute auf den Straßen sehen, die Hamas-Parolen, darüber, dass da vieles islamistisch ist, dass da Religiöses missbraucht wird. Ohne mich auf eine Seite zu schlagen, sondern um zu erklären, zu berichten.“ Auch die Darstellung als Islamkritiker möchte Schreiber nicht so stehenlassen: „Ich habe schlicht eine journalistische Befassung mit muslimischem Leben. Positiv und negativ. Punkt.“ Bei Springer kann Constantin Schreiber seinem Wunsch offenbar nachkommen und wieder mehr originär journalistisch arbeiten.
Constantin Schreiber – sein Werdegang
Constantin Schreiber wurde 1979 geboren. Er absolvierte ein Jura-Studium und anschließend ein journalistisches Volontariat. Als Reporter lebte und arbeitete er mehrere Jahre im Nahen Osten. Darauf folgten drei Jahre als Medienreferent im Auswärtigen Amt. Von 2012 bis 2017 arbeitete Schreiber für n-tv. 2017 wechselte er nach Hamburg zu ARD-aktuell und stand unter anderem für tagesschau24 sowie das NDR-Medienmagazin ZAPP vor der Kamera. Zu seinen Veröffentlichungen als Autor zählt auch die 2024 veröffentlichte Streitschrift „Lasst uns offen reden! Warum die Demokratie furchtlose Debatten braucht“. Hierin plädiert Schreiber dafür, einander mehr zuzuhören und Diskussionen auszuhalten.
Constantin Schreiber auf Tour
In Berlin ist Constantin Schreiber als Moderator einer Theater-Talkshow namens „Constantin Schreiber presents Late Night“ zu erleben. Eine Tournee steht ebenfalls an, und zwar mit der True-Crime-Show „Angeklagt – Schuldig oder nicht?“, die er gemeinsam mit Star-Anwalt Alexander Stevens (44) präsentiert.
Kommende Live-Termine
„Constantin Schreiber presents Late Night“
19. Juni um 20 Uhr im Pfefferberg-Theater Berlin
„Alexander Stevens & Constantin Schreiber – Angeklagt – Schuldig oder nicht?“
22. September um 20 Uhr in der Stadthalle Köln
25. September um 20 Uhr im Admiralspalast Berlin
09. Oktober um 20 Uhr im Circus Krone-Bau München
Dies sind nur einzelne Live-Termine mit Constantin Schreiber. Eine vollständige Übersicht aller Tourdaten für „Angeklagt – Schuldig oder nicht?“ gibt es hier.