Die fesselnden Charaktere im Überblick

Erschreckend und faszinierend: Die charismatischen Psychos der Filmgeschichte

22.10.2023, 15.04 Uhr
von Ann-Kathrin Schaub
Erschreckend und faszinierend: Wir werfen einen Blick auf die charismatischsten Psychos der Filmgeschichte.
Erschreckend und faszinierend: Wir werfen einen Blick auf die charismatischsten Psychos der Filmgeschichte.  Fotoquelle: MG RTL D / Studio Canal

Die Filmwelt ist reich an fesselnden Charakteren – Dazu zählen natürlich nicht nur die strahlenden Helden, sondern auch abgründige Figuren wie Verbrecher und Psychopathen. Letztere erschrecken und faszinieren uns oft gleichermaßen. Ob subtil oder maßlos übertrieben, ihre düsteren Charakterzüge hinterlassen oft einen bleibenden Eindruck in uns. Angefangen bei Norman Bate („Psycho“) über Hannibal Lecter („Schweigen der Lämmer“) bis hin zum Joker („The Dark Knight“) – Wir werfen einen Blick auf die charismatischsten Psychos der Filmgeschichte.

Norman Bates (Anthony Perkins) - „Psycho“ (1960)

Alfred Hitchcock kreierte mit Norman Bates erstmals einen Frauenmörder, der als langweiliger Durchschnittsmensch daherkam. Ein bisschen verklemmt, aber zuvorkommend und durchaus charismatisch – So in etwa ließe sich der Motel Besitzer Norman Bates auf den ersten Blick beschreiben. Dass er in den Kleidern seiner toten Mutter wahllos Frauen in der Dusche ersticht, passt auf den ersten Blick so gar nicht in das Bild zu dem braven Vorstadtbürger. Darsteller Anthony Perkins schafft es, in die Figur des Serienkillers eine innere Zerrissenheit zu legen, die sowohl faszinierend als auch schockierend ist. Hitchcocks Filmklassiker beeinflusste die Art und Weise, wie Psychopaten fortan im Film dargestellt werden, nachhaltig.

Alex DeLarge (Malcolm McDowell) - „A Clockwork Orange“ (1971)

In Stanley Kubricks Verfilmung des gleichnamigen Zukunftsromans von Anthony Burgess geht es um den gewalttätigen Gang-Boss Alex, der mit seiner Vorliebe für Raub, Vergewaltigung und Mord schockiert. Gleichzeitig präsentiert Alex eine Seite an sich, die einen ausgeprägten Sinn für Ästhetik aufweist. Seine Gewaltverbrechen werden oft mit klassischer Musik in Szene gesetzt. Zusätzlich lenken die übertriebene Künstlichkeit der Dialoge und der Szenerie die Zuschauer beinahe von der Brutalität seiner Gewalttaten ab. Dass gewaltvolle „Therapieren“ des Filmpsychopathen zum Ende hin lässt Alex dabei nicht als den klassischen Bösewicht erscheinen. Burgess charismatischer Psychopath hat in der Realität zu vielen Diskussionen bezüglich Freiheit, Moral und der „Natur des Bösen“ geführt.

Hannibal Lecter (Anthony Hopkins) – „Das Schweigen der Lämmer“ (1991)

Hannibal Lecter ist ein hochintelligenter Serienmörder und kannibalistischer Psychiater. Anthony Hopkins' Interpretation dieser ikonischen Figur brachte ihm einen Oscar ein und das obwohl ihn die Zuschauer nur ein wenig mehr als fünfzehn Minuten auf der Leinwand sehen. Sein Auftreten verblüfft. Lecter ist charmant, höflich und hat einen ausgeprägten Sinn für Ästhetik, was einen faszinierenden Kontrast zu seiner schockierenden, gefährlichen Seite schafft. Die Serienadaption „Hannibal“ mit Mads Mikkelsen in der Rolle des Dr. Hannibal Lecter schaffte es in den Jahren 2013 bis 2015 auf drei Staffeln. Die Serie basiert auf dem Roman „Roter Drache“ von Thomas Harris.

Keyser Söze (Kevin Spacey) – „Die üblichen Verdächtigen“ (1995)

Keyser Söze ist ein Krimineller, dessen Identität und Existenz von vielen angezweifelt wird. Niemand weiß wirklich, wer er ist und ob es ihn überhaupt gibt. Als Meister der Manipulation weiß Söze die Ängste und Schwächen seiner Mitmenschen auszunutzen. Die über mehrere Rückblenden konstruierte Kriminalgeschichte sorgt mit einer spektakulären Wendung am Ende für großes Staunen. Kevin Spaces Darstellung verleiht Söze eine fast schon mystische Aura. Die charismatische Präsenz sowie die Art und Weise, wie er im Hintergrund die Fäden zieht, machen Söze zu einem der charismatischsten Psychopathen der Filmgeschichte.

Patrick Bateman (Christian Bale) – „American Psycho“ (2000)

Narzisstischer Wahn und kalte Rationalität machen Patrick Bateman zu einem gefährlichen Psycho, der gerne mal zum Hackebeil greift. Alle, die ihn übertrumpfen, schweben in Gefahr, brutal ermordet zu werden. Ob es sich um Wahn oder Realität handelt, bleibt offen. Das Kuriose dabei: Trotz exzessiver Gewaltausbrüche bleibt Bateman ruhig und gefasst. Sein Erscheinungsbild vermittelt Außenstehenden die vermeidliche Perfektion. Die Verfilmung von Bret Easton Ellis Roman setzt den Fokus auf einen Psychopathen aus dem Finanzsektor, der den Zuschauern einen erschreckenden Einblick in sein zerrüttetes Innenleben gewährt – Ähnlich wie Norman Bates aus Hitchcocks „Psycho“.

Joker (Heath Ledger) – „The Dark Knight“ (2008)

Einen ganzen Monat lang soll sich Heath Ledger eingeschlossen haben, um sich vollkommen in seine Rolle als Joker hineinzuversetzen. In einem Tagebuch machte sich der Schauspieler, der kurz vor der Veröffentlichung des Films an einer Überdosis Schlaftabletten verstarb, Notizen über den psychopathischen Clown. Teile davon gibt es in der Doku „Too Young to Die: Heath Ledger, Liebling der Götter“ (2013) zu sehen. Das Endergebnis fasziniert Batman-Fans heute wie damals. Die hypnotische Präsenz des Jokers gepaart mit makabrem Humor erzeugen einen unberechenbaren Antagonisten, der gleichermaßen faszinierend wie beängstigend wirkt. Für seine einzigartige Joker-Darstellung wurde Heath Ledger 2009 postum mit einem Oscar als „Bester Nebendarsteller“ ausgezeichnet.

Fazit:

Von Grund auf Böse? Eben dieses Bild vermitteln uns die charismatischen Psychopathen der Filmgeschichte nicht. Hinter dem scheinbaren „Saubermann-Image“ ruhen tiefe, menschliche Abgründe, die weit über die Grenzen des Vorstellbaren hinausgehen. Von Patrick Batemans narzisstischem Wahnsinn über Hannibal Lecters kultivierten Kannibalismus bis hin zu Keyser Sözes rätselhafter Existenz – All diese Figuren hinterlassen durch ihre tiefgründigen Charakterzüge einen bleibenden Eindruck bei den Zuschauern.

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