Der besondere Arzt im ZDF

"Dr. Nice" Patrick Kalupa im Interview: "Frauen sind meine Superheldinnen!"

08.05.2023, 10.46 Uhr
von Martina Maier

Irgendwo zwischen Floß und Fernsehen angesiedelt ist Patrick Kalupa. Die Titelrolle der neuen ZDF-Reihe "Dr. Nice" ist ihm auf den Leib geschneidert – das Verarzten seiner Freunde übernimmt der Schauspieler mit Leidenschaft.

Wird's ihm zu trubelig, dreht Patrick "Huckleberry" Kalupa (43) gern eine Runde mit dem selbstgebauten Floß. Dazu wird der gefragte Schauspieler ("Alarm für Cobra 11", "Die Rosenheimcops") in naher Zukunft jedoch wenig Zeit haben: Die ersten Folgen der neuen ZDF-Medical-Reihe "Dr. Nice" sind im April zu sehen, mindestens zwei weitere Filme werden ab Juni gedreht. Es läuft gut für den gelernten Handwerker, der sich schon als Jugendlicher einen Luxusbody antrainierte und über das Modeln im Jahr 2003 seine erste Filmrolle in "Sex up – Jungs haben's auch nicht leicht" erhielt. Inzwischen setzt der zweifache Familienvater andere Prioritäten, aber ohne Sport, vor allem im und auf dem Wasser, geht's für ihn nicht. Vor der Ausstrahlung von "Dr. Nice – Hand aufs Herz" (Sonntag, 16. April, 20.15 Uhr) spricht Patrick Kalupa über sein Helfersyndrom, ein Schuljahr in Colorado, und er verrät, warum Frauen für ihn die absoluten Superheldinnen sind.

"Ich habe ein ausgeprägtes Helfersyndrom"

prisma: Dr. Nice ist zumindest am Anfang unfassbar arrogant, herablassend und hat praktisch keinen Familiensinn. Könnte er trotzdem ein Kumpel von Ihnen sein?

Patrick Kalupa: Na, auf jeden Fall! Er ist sogar ein großer Freund von mir. Wie im echten Leben: Man nimmt ihn wie er ist, auf den Kern kommt es an, auch wenn es mal haarig wird.

prisma: Was mögen Sie an ihm?

Patrick Kalupa: Seine direkte Art. Die ist zwar oft nicht ganz schonungslos, aber er spricht Themen an, bei denen andere herumeiern. Das trifft nicht immer auf offene Ohren, aber ich mag das ganz besonders an ihm. Schön ist auch die Entwicklung, die er durchmacht – und auch seine verschiedenen Seiten, die man erst nach und nach kennenlernt. Hoffentlich gibt es viele Teile. Im April werden die ersten Episoden ausgestrahlt, ab Juni wird im Auftrag des ZDF weitergedreht. Schön, wenn im April viele einschalten und sich so richtig in ihn vergucken! (lacht).

prisma: Dr. Nice lässt sich gern in Wein bezahlen. Haben Sie einen besonderen Bezug zu edlen Tropfen?

Patrick Kalupa: Seine Liebe zum Wein liefert einmal mehr den Beleg, dass er ein Mann von Welt ist und sich selbst auch als solchen sieht. Ich selbst trinke mal ein Gläschen Wein, noch besser gefällt mir ein guter Tropfen Rum gelegentlich. Ansonsten steht aber Alkohol nicht weit oben auf meiner Liste der wichtigen Dinge.

prisma: Sie sind ja auch Drehbuchautor. Haben Sie sich am Script mit ausgetobt?

Patrick Kalupa: Unser Produzent Stefan Raiser hatte die Idee, uns ganz früh mit den Autoren zusammenzubringen und unsere Ideen und Wünsche mit einfließen zu lassen, vor allem für die dritte und vierte Episode. Ich habe mich da sehr zurückgehalten, fast schon rausgehalten: Bei so hervorragenden AutorInnen wie Elke und Simon (Elke Rössler, Simon X. Rost, d. Red.) ist es viel schöner zu lesen, zu vertrauen und sich auf das Spiel zu konzentrieren.

prisma: Wäre der Arztberuf an sich etwas für Sie?

Patrick Kalupa: Ich habe ein ausgeprägtes Helfersyndrom, und immer wenn irgendwelche Unfälle im Freundes- und Bekanntenkreis passieren, bin ich derjenige, der die Leute versorgt, wenn ich zur Stelle bin. Ich kann Blut und Wunden sehen, und mich interessieren immer alle Details. Also: Ja, ich hätte bestimmt auch gut einen medizinischen Beruf ergreifen können. Moment mal: Was heißt "hätte"? Jetzt bin ich doch Dr. Nice.

prisma: Was war in dieser Hinsicht das Aufregendste, bei dem Sie ausgeholfen haben?

Patrick Kalupa: Aushelfen ist sicher zu weit gegriffen, aber die Geburten meiner beiden Töchter waren sicher das Spannendste und Herausragendste. Diese unglaubliche Kraft, die eine Frau entwickeln kann, das zu erleben hat mich neu aufgestellt. Seitdem sind Frauen für mich die absoluten Superhelden. Chapeau!

Ruhe gibt's auf dem Floß oder im Zelt

prisma: Dr. Nice ist am Anfang äußerst abweisend gegenüber seiner Tochter, bis er sie kennenlernt. Wie ist es für einen Schauspieler, der selber Kinder hat, denen er sich verbunden fühlt, solche Szenen zu spielen?

Patrick Kalupa: Das kann man total abschalten, und ich genieße es, auch wenn sich das erst mal komisch anhört. Wir Menschen haben alle unsere Eigenarten, und wenn ich als Schauspieler eine andere Figur spielen darf, kann ich mir fremde Charakterzüge aneignen und sie ausleben.

prisma: Je ausgefallener, desto besser?

Patrick Kalupa: Ja, alles was man sonst nicht macht oder auch nicht will. Ich finde es spannend, dahin zu gehen, wo ich als Patrick Kalupa nicht hingehen würde, egal wie extrem es ist. Ein anderer Blickwinkel macht das Leben doch immer interessant.

prisma: Apropos extrem: Ziehen Sie privat auch immer so ausgefallene Jacken an?

Patrick Kalupa (lacht): Schön, dass Sie das ansprechen. Jein. Einige der Sachen von Dr. Nice würde ich als Patrick Kalupa nicht tragen, aber ich finde es cool, dass er sie trägt und noch viel cooler, dass Ihnen das auffällt.

prisma: Mit der Schauspielerei läuft es rund für Sie, dennoch haben Sie ein zweites berufliches Standbein: einen Floßverleih!

Patrick Kalupa: Genau, den gibt's auch noch. Ich warte darauf, dass wir die Flöße flott machen für den Frühling, bevor sie dann wieder nahe der Schorfheide zu Wasser gelassen werden und rumschippern.

prisma: Was ist die Geschichte dahinter?

Patrick Kalupa: Es ist aus einer Laune heraus entstanden, als ich 2008 mit einem guten Freund per Floß unterwegs war. Da dachten wir, das können wir doch auch. Wir haben die wirklich schönen, überdachten Flöße zusammen mit seinem Opa konzipiert und nach dessen Anleitung gebaut. Meine handwerkliche Ausbildung aus meinem früheren Leben kam mir dabei zugute. Trotzdem war klar, dass wir beide andere Berufe haben und nie ein Big Business daraus machen wollten. Es ist einfach schön, nebenbei im Grünen – teilweise mit Familie und Freunden – an den Flößen zu werkeln und ins Wasser zu springen. Ich mache etwas zu essen, und alle sind glücklich.

prisma: Sind Sie ein Hobbykoch?

Patrick Kalupa: Ja, ich koche relativ viel, das macht mir Spaß. Ich esse auch sehr gern. Für mich sind Lebensmittel sehr wichtig, dafür habe ich eine große Wertschätzung.

prisma: Unterliegen Sie dem Dinkelzwang oder mögen Sie eher Lagerfeuer mit Fleisch vom Grill?

Patrick Kalupa: Irgendwas dazwischen. Dinkel ist nicht verkehrt. Ich hatte mal eine starke Weizenunverträglichkeit, deswegen bin ich eher von der Dinkelfraktion. Weizen kommt bei mir eigentlich gar nicht mehr an, nur wenn ich ganz gelegentlich mal eine Pizza esse. Ich mag auch gerne mal ein Stück Fleisch, aber sehr selten mittlerweise. Ich bin ein Flexitarier und esse nur noch sehr ausgewählt Fleisch. Ich muss schon wissen, wo es herkommt.

prisma: Ist Tierwohl ein Thema bei Ihnen?

Patrick Kalupa: Absolut. Vor allem aber auch mein Wohl. Wenn ich ein gequältes Tier esse, fühle ich mich auch nicht gut. Ich habe Freunde, die einen Jagdschein gemacht haben. Das finde ich sehr interessant, und es gefällt mir immer, wenn alles verwertet wird.

prisma: Sind Sie der klassische Outdoor-Typ mit Lagerfeuer und Zelt? Ihre Liebe zu Flößen erzählt ja auch von Tom Sawyer ...

Patrick Kalupa: Ja, absolut. Floßfahren ist wie Zelten auf dem Wasser. Ich liebe die Natur und bin, so oft ich kann, draußen. Es gibt für mich nichts Schöneres als prasselnder Regen auf dem Zeltdach.

Ein Austauschjahr in Colorado bringt Selbstvertrauen – und Muskeln!

prisma: Was war Ihr aufregendstes Outdoor-Erlebnis?

Patrick Kalupa: Ich bin vor vielen Jahren mal mit dem Floß nach Berlin gefahren, von der absoluten Mega-Natur 60 Kilometer vor den Toren von Berlin bis direkt in die Stadt. Damals konnte man das Kanzleramt noch umfahren, das war wirklich ein verrücktes Abenteuer, weil man das Fleckchen, das man hat, einfach wertschätzt und erkennt, was die Stadt mit der Umgebung macht. Ich liebe die Stadt und bin ja auch Berliner. Es war eine ganz tolle Expedition, sechs Tage lang, drei Tage hin und drei zurück.

prisma: Wie sehen Urlaube bei Familie Kalupa aus? Flöße sind vielleicht nicht ganz so kleinkindtauglich ...

Patrick Kalupa: Nach der langen Nicht-Reisezeit waren wir grad mit der Familie auf Bali und haben die Weite genossen. Es könnte allerdings die vorerst letzte Fernreise mit den Kindern gewesen sein. Früher bin ich viel und weit gereist. Gerade finde ich Europa und Deutschland sehr attraktiv, auch nach Irland und Schottland zieht es mich hin. Das kann man gut mit einem Wohnmobil machen. Bei so einem kleinen Adventure bin ich gerne dabei (lacht).

prisma: Haben Sie jemals länger außerhalb Berlins gelebt?

Patrick Kalupa: Ich war mit 16/17 Jahren Austauschschüler in Amerika. Da bin ich ein Jahr in Colorado zur Schule gegangen. Es war das beste und entwicklungsstärkste Jahr meines Lebens. Früher in der Schule hatte ich es nicht so leicht, aber dieses Jahr im Ausland war für mich so Horizont erweiternd. Ich glaube nicht, dass ich da wäre, wo ich jetzt bin, wenn ich dieses Jahr nicht gemacht hätte. Da wurde mir unglaublich viel zugetraut, und ich habe alles geschafft. In Colorado wohnte ich in einer sehr schlechten Gegend, bei Leuten, die mich geliebt haben, aber nicht so viel Geld hatten. Ich lebte in einer großen Gastfamilie, teilte mir ein Zimmer von vielleicht sieben Quadratmetern zu zweit und hatte auf einen Schlag fünf Geschwister.

prisma: Was macht man in Colorado in einer schlechten Gegend?

Patrick Kalupa: Jede Stadt hat ihre schlechten Viertel, und unseres war das schlechteste. Ich habe da alles gemacht, was jeder andere auch machen würde: viel Sport. Da wunderte sich meine Gastfamilie schon mal, dass der Deutsche plötzlich eine Stunde weg war und joggte, weil sie das nicht kannten und Angst hatten, dass mir irgendwas passiert ist. Ansonsten war ich sehr viel außerhalb der Stadt. Colorado liegt inmitten unglaublich schöner Natur. Wir waren oft in den Creeks, in den Bergen. Es war eine wahnsinnig schöne Zeit!

prisma: Was ist Ihr Lieblingssport?

Patrick Kalupa: Den einen gibt's gar nicht. Ich mache immer noch sehr viel Sport. Ich kann zwar auch ein kleiner Fauli sein und rumhängen, aber dann packt es mich immer wieder. Im Moment finde ich gerade Crossfit sehr interessant wegen der Gruppendynamik. Früher habe ich sehr viel geboxt. Ich war in meiner Jugend mal Berliner Meister und Dritter der Deutschen. Meine Schulzeit verbrachte ich auf einer Sportschule und war Leistungssportler. Irgendwann war das zu viel. Aber ganz klar hat mich der Sport nie losgelassen.


Quelle: teleschau – der mediendienst GmbH

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