"Heinz Becker"-Star über Satire: Was darf man noch sagen, und was eben nicht?
Gerd Dudenhöffer ist bekannt durch die Kultserie aus den 90er-Jahren "Familie Heinz Becker". Nun hat sich der Schauspieler zum Thema Satire geäußert. Was darf man noch sagen, und was eben nicht?
"Familie Heinz Becker" galt in Deutschland von 1992 bis März 2004 als Kultserie. Heute ist die Komödie um den biertrinkenden und nörgelnden Saarländer Gerd Dudenhöffer nur noch in der Mediathek des SR zu sehen – und die Folge "Modenschau" aus dem Jahr 1994 sorgt nun für Diskussionen. Wegen angeblich diskriminierender Inhalte wurde sie mit einem Warnhinweis versehen.
Warnhinweise zu älteren Sendungen
"Das folgende fiktionale Programm wird in seiner ursprünglichen Form gezeigt. Es enthält Passagen, deren Sprache und Haltung aus heutiger Sicht diskriminierend wirken können", heißt es zu Beginn der Episode. Dieser Hinweis bezieht sich auf Beckers Ausruf, als es um die Nutzung eines Vereinsraumes als Unterkunft für Asylbewerber aus dem Senegal geht: "Wenn's nur keee N**** sind".
Dudenhöffer äußerte sich nun gegenüber "Bild". "Dass der Saarländische Rundfunk, als Teil des Verbunds der ARD-Sender, nun ebenfalls Warnhinweise zu älteren Sendungen platziert, kam nicht überraschend", und zeigte sich wenig verwundert. Seine Geschichten um die Figur Heinz Becker seien schon immer Satire, die eben polarisiert. Doch er rate den Sendern: "Vor Satire sollte nicht gewarnt werden, sondern es sollte dazu aufgemuntert werden, sich mit Satire auseinanderzusetzen." Einblendungen dieser Art halte er nicht für grundsätzlich verkehrt, aber zumindest für diskussionswürdig.
Politiker kritisieren nach Warnhinweis Vorgehen des TV-Senders
Laut dem Schriftsteller symbolisiere Satire den momentanen "Zustand" einer Gesellschaft und am Beispiel der alten Fernsehsendungen auch den damaligen Zeitgeist. Er betonte, wie wichtig es sei, früh genug über Themen wie Diskriminierung und Dehumanisierung aufzuklären, etwa in der Familie, in der Schule und auch im gesamtgesellschaftlichen Kontext. Seine Forderungen: Es sollte die Frage geklärt werden, warum viele Wörter und Begrifflichkeiten wie das N-Wort nicht mehr zeitgemäß sind.
Die Resonanz auf politischer Ebene fielen indes ähnlich aus: FDP-Landesvorsitzender Oliver Lusic betonte, dass Überspitzung zu Satire und Kunstfreiheit gehöre und die Unterteilung in politisch korrekte und inkorrekte Witze durch öffentliche Sendeanstalten eine abschüssige Bahn sei. "Die Bürgerinnen und Bürger können Humor von Otto Waalkes, Harald Schmidt oder Gerd Dudenhöffer selber einordnen, diese Form von betreutem Denken ist unnötig und kontraproduktiv", lautet seine Einschätzung. Über guten Geschmack lasse sich schließlich gesellschaftlich streiten. "Aus dem Kontext gerissen Sendungen nachträglich negativ einzuordnen ist ein falscher Weg", urteilte Lusic. Dem schließt sich CDU-Generalsekretär Frank Wagner mit folgenden Worten an: "Gerade in der aktuellen Diskussion um den öffentlich-rechtlichen Rundfunk ist dies das völlig falsche Signal."
Quelle: teleschau – der mediendienst GmbH