Star der Mystery-Serie "Oderbruch"

Karoline Schuch im Interview: "Ich stehe diesem Beruf eigentlich immer skeptisch gegenüber"

30.01.2024, 11.55 Uhr
von Elisa Eberle

Im Interview erzählt Karoline Schuch von den nass-kalten, herausfordernden Dreharbeiten zu der neuen Mystery-Serie "Oderbruch". Zudem berichtet die Schauspielerin über die Schwierigkeiten der deutschen Filmkultur, den Erfolg ihres Bruders Albrecht Schuch ("Im Westen Nichts Neues") und die Erziehung ihrer Kinder.

Mit der ARD-Soap "Verbotene Liebe" gelang Karoline Schuch um die Jahrtausendwende der Durchbruch. Inzwischen ist die Zeit der seichten Stoffe für die 42-Jährige aber vorbei: In "Die zweite Welle" (in der ZDFmediathek abrufbar) spielte sie im Dezember ein rachsüchtiges und traumatisiertes Tsunami-Opfer. Nun ist sie als Ex-Polizistin Maggie Kring in der Mystery-Serie "Oderbruch" (jeweils vier Folgen am Freitag, 19. Januar, und Freitag, 26. Januar, ab 22.20 Uhr, sowie schon jetzt in der ARD Mediathek) zu sehen: Ein Massengrab hält den BKA-Kommissar Roland Voit (Felix Kramer) und den polnischen Kripobeamten Stanislaw Zajak (Lucas Gregorowicz) in Atem. Der Fall erinnert an die Oderflut 1997, bei der Maggies Bruder starb. Als Maggies Eltern in Verdacht geraten, liegt es an ihr, die wahren Umstände des vergangenen und des gegenwärtigen Unglücks zu klären. 

prisma: Wie viele Albträume hatten Sie seit den Dreharbeiten zu "Oderbruch"?

Karoline Schuch: Gar keinen! Wir haben es uns einfach gutgehen lassen. Es war alternativlos bei fast 80 Drehtagen. Da kann man es sich nicht leisten, jede Nacht schlecht zu träumen (lacht).

prisma: Sah der Leichenberg am Set genauso krass aus wie in der Realität?

Schuch: Ja, die Szenenbildnerinnen haben einfach eine total tolle Arbeit geleistet! Das war super! Das war eine richtig coole Frauencrew, die sich überhaupt nicht geschont hat.

prisma: Fällt es Ihnen grundsätzlich leicht, am Ende eines Drehtags abzuschalten und solch schwere Themen nicht mit in Ihren Alltag zu nehmen?

Schuch: Mittlerweile ja. Ich finde es total schön, mich beruflich mit abgründigen Menschen und Welten auseinanderzusetzen, aber ich freue mich total, wenn ich mir dann abends schöne Musik anmachen kann, vielleicht mal einen Wein trinke, mir gutes Essen genehmige und einfach mal meine Ruhe haben kann.

prisma: Die Dreharbeiten zu "Oderbruch" fanden im Frühjahr statt. Wie nass-kalt war das Wetter wirklich?

Schuch: Naja, wir haben im März angefangen, und die Dreharbeiten gingen dann doch bis Juli. Also war eigentlich alles dabei: Ich hatte oft diese Rollkragen-Strickpullover an bei 35 Grad. Das war nicht witzig! Es war oft sehr kalt, oft viel zu heiß und es war vor allem oft sehr blutig und schmutzig, deshalb habe ich mich abends sehr auf eine warme Dusche gefreut.

prisma: Neben der warmen Dusche: Wie hilft man sich am Set gegen die Kälte?

Schuch: Man hat Wärmezelte. Wir hatten eine tolle Crew, die uns permanent mit warmen Klamotten versorgt hat. Tee kann ich auch nur empfehlen. Und Wärmflaschen.

"Mit der Komödie ist es so schwierig bei uns in Deutschland"

prisma: Im Hinblick auf das Genre ist "Oderbruch" eine eher untypische Serie für die ARD. Sollte das öffentlich-rechtliche Fernsehen mutiger werden und häufiger vergleichbare Formate drehen?

Schuch: Absolut! Wenn Sie als geneigte Zuschauerin nicht permanent im Krimi-Einheitsbrei auf der einen und Feel-Good-Romantic auf der anderen Seite sehen wollen, dann kann ich Ihnen und allen anderen nur empfehlen, diese Sachen zu gucken, damit sich die Öffentlich-Rechtlichen da breiter aufstellen. Ich wusste am Anfang der Serie wirklich nicht, ob dieses Experiment aufgeht, dann stand ich aber auf der Premierenbühne und dachte so: Wow, die Stimmung ist ganz gut. Es hat den Leuten offenbar Freude bereitet.

prisma: Sind Sie zufrieden mit dem Ergebnis?

Schuch: Ich bin sehr zufrieden mit dem Ergebnis! Ich habe mich anfangs schwergetan, weil die Serie so eine eigene Sprache hat. In diesem Genre funktioniert das aber sehr gut.

prisma: Was schauen Sie privat am liebsten?

Schuch: Es gibt Serien und Filme, die ich total feiere. Das sind meistens Sachen, die auch ihre leichten Momente haben und nicht zu düster sind. Ich habe zum Beispiel die US-amerikanische Drama-Serie "Succession" total geliebt. Das ist wirklich eine fantastische Serie, die sehr böse ist, aber auch lustig und vor allem auch schauspielerisch sehr interessant.

prisma: In welchem Genre würden Sie beruflich gerne mitwirken?

Schuch: Ich würde gerne wieder ein bisschen Komödie machen. Aber mit der Komödie ist es so schwierig bei uns in Deutschland. Komödie ist die Königsdisziplin. Bei den Projekten, die ich in letzter Zeit gelesen habe, wollte ich nicht antreten. Frankreich kann das zum Beispiel so viel besser.

prisma: Träumen Sie von einer internationalen Karriere?

Schuch: Nö! Ich hab in Thailand gedreht, ich hab in Afrika gedreht. Eine internationale Karriere, also so richtig mit Sack und Pack da rüberziehen, das interessiert mich gar nicht so sehr. Natürlich freue ich mich, wenn ein internationaler Dreh immer mal wieder zustande kommt.

Thema Fleischkonsum: "So wie es jetzt läuft, kann es nicht weitergehen"

prisma: In "Oderbruch" spielen Sie Magdalena, eine Schlachterin, die den Satz sagt: "Jedes Mal, wenn du Fleisch isst, töte ich ein Tier". Haben wir das Gefühl für die Herkunft unserer Nahrung verloren?

Schuch: Wenn Sie darauf hinauswollen, dass trotz aller Warnungen, immer noch viel zu viel Fleisch konsumiert wird, dann glaube ich schon. Wenn wir zu weniger und dafür besser produziertem Fleisch zurückkehren würden, wäre das ein ganz guter Schritt. So wie es jetzt läuft, kann es nicht weitergehen.

prisma: Achten Sie auch bei der Erziehung Ihrer Töchter auf solche Botschaften?

Schuch: Ja, ja. Darüber reden wir natürlich. Es gibt eine Fleischwurst, die komplett pflanzlich ist. Die wird bei uns sehr, sehr gerne gegessen.

prisma: Zeigt eine Ihrer Töchter schon schauspielerische Ambitionen?

Schuch: Nein, gar nicht. Verkleiden ist das Größte, was geht. Sie haben andere Hobbys.

prisma: Wenn eine Ihrer Töchter doch Schauspielerin werden wollen würde ...

Schuch: Dann würde ich wahrscheinlich schon sagen: Pass auf! Es ist einfach keine Branche, die ein Spaziergang ist. Ich kenne aber auch keine andere Branche, die ein Spaziergang wäre. Ich würde dem Wunsch mit einer gesunden Skepsis begegnen, aber ihnen nie und nimmer Steine in den Weg legen.

prisma: Im Gegensatz zu Ihren Eltern, die ursprünglich einen anderen Beruf für Sie vorgesehen hatten ...

Schuch: Ja, natürlich ist es für die Eltern immer entspannter, wenn ihre Kinder einen Beruf ergreifen, der sich leichter umreißen lässt. Wenn du eine Berufsausbildung hast, dann kannst du in der Regel auch in diesem Beruf arbeiten. Das ist beim Schauspiel anders. Ein Diplom bedeutet noch lange keine Jobgarantie.

"Ich stehe diesem Beruf eigentlich immer skeptisch gegenüber"

prisma: Gab es einen Punkt in Ihrer Karriere, an dem Sie selbst ins Zweifeln kamen?

Schuch: Ach, ich stehe diesem Beruf eigentlich auch immer skeptisch gegenüber. Manchmal nervt er mich zu Tode, manchmal macht er wahnsinnig viel Spaß. Das ist ganz normal! (lacht)

prisma: Wann nervt er denn?

Schuch: Wenn nicht alle an einem Strang ziehen, wenn ich das Gefühl habe, bestimmte Leute nehmen sich zu wichtig und sagen: Das dreh ich jetzt mal schnell! Ich finde es wichtig, dass sich alle viel Mühe geben während der Dreharbeiten. Wenn das nicht der Fall ist, kann ich schon bockig werden.

prisma: Gibt es eine Traumrolle, die Sie gerne einmal spielen würden?

Schuch: Nee, das wurde ich gestern erst wieder gefragt. Aber es gibt, wie gesagt, noch die ein oder andere Geschichte, die noch nicht erzählt ist.

prisma: Ihr Bruder, Albrecht Schuch, war dieses Jahr als bester Nebendarsteller in "Im Westen nichts Neues" für den BAFTA nominiert. Der Film gewann außerdem vier Oscars. Gibt es zwischen Ihnen beiden berufliche Konkurrenz?

Schuch: Nö, wieso auch? Konkurrenzdenken ist bei Geschwistern in der Kindheit omnipräsent. Das war bei uns nicht anders. Aber heute freuen wir uns einfach über die Erfolge des anderen.

prisma: Würden Sie gerne einmal gemeinsam vor der Kamera stehen?

Schuch: Ja und nein. Es ist etwas sehr Persönliches. Da müsste schon die Geschichte stimmen.


Quelle: teleschau – der mediendienst GmbH

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