Interview zu "Das Wunder von Kapstadt"

Sonja Gerhardt: "Ich finde Filme, die auf wahren Begebenheiten beruhen, toll"

06.12.2022, 17.36 Uhr
von Sarah Hegemann
Sonja Gerhardt als Lisa Scheel
Sonja Gerhardt als Lisa Scheel  Fotoquelle: ARD Degeto/Producers at Work/Mia-Film/Frizzi Kurkhaus

Sonja Gerhardt spielt die junge Ärztin Lisa Scheel, die sich als eine der ersten Frauen auf dem Gebiet der Chirurgie durchsetzen möchte. Der Spielfilm beruht auf wahren Begebenheiten: Unter der Leitung von Christiaan Barnard fand 1967 in Kapstadt die erste Herztransplantation statt. Bis heute ist umstritten, welchen Anteil der im Film vorkommende Hamilton Naki (gespielt von Loyiso MacDonald) am Erfolg der Operation hatte. Als Schwarzer durfte er zur Zeit der Apartheid nicht in den OP-Saal und dort als Arzt tätig sein.

Der Arbeitstitel des Films lautete "5 Stunden", jetzt wird er als "Das Wunder von Kapstadt" gezeigt. Wieso hat man sich für diesen Titel entschieden?

Sonja Gerhardt: Ich nehme an, dass die Zuschauer bei dem Titel "5 Stunden" nicht wirklich wissen, was sie erwartet. Der Titel macht ja nicht wirklich Lust auf mehr. Bei "Das Wunder von Kapstadt" werde ich hingegen hellhörig und bin neugierig, was sich dahinter verbirgt.

Der Film spielt 1967, Sie sind 1989 geboren. Wussten Sie vor den Dreharbeiten von den Ereignissen im Film?

Nein, ich musste mich da erst einmal einlesen und mir allerhand Wissen dazu aneignen. Durch die "Ku'damm Reihen", hatte ich schon ein ganz gutes Gefühl für die damalige Zeit. Als ich meine Eltern nach Christiaan Barnard gefragt habe, wussten sie sofort Bescheid. Das ist wohl eine Generationenfrage – wer zu der Zeit gelebt hat, kann sich wahrscheinlich daran erinnern.

Was macht den Film für Sie sehenswert?

Ich finde Filme, die auf wahren Begebenheiten beruhen, immer toll. Sie sorgen dafür, dass Geschichte in Erinnerung bleibt. Wenn man die zugrunde liegende Geschichte nicht bereits kennt, ist so ein Film eine gute Möglichkeit, sich mit ihr zu beschäftigen. Aus solchen Filmen kann man auch immer einiges lernen. "Das Wunder von Kapstadt" spricht zum Beispiel Themen an, die auch heute noch hochaktuell sind, wie zum Beispiel Rassismus und die Unterdrückung von Frauen.

Der Film beruht auf wahren Begebenheiten, Ihre Rolle Lisa Scheel ist aber ausgedacht. Wieso?

Durch Lisas Perspektive konnten wir ein wichtiges Thema aufmachen. Frauen in dieser Zeit hatten es immer noch nicht leicht. Lisa möchte Chirurgin werden, Menschenleben retten, und sie ist mit ihrer ganzen Leidenschaft dabei. Doch leider werden ihr von Männern immer wieder Steine in den Weg gelegt. Diesen geschichtlichen Aspekt hätte man, ohne die Figur Lisa, nicht so erzählen können.

Wie würden Sie Ihre Rolle beschreiben?

Lisa ist mutig, hilfsbereit und voller Leidenschaft für ihren Beruf. Sie hat Lust aufs Leben und möchte den Menschen helfen. Auf diesem Weg und in Kapstadt muss sie sich selbst und ihren Platz in der Welt finden. Sie hat keine Angst, unbekanntes Terrain zu beschreiten. Diese naive Art an Dinge heranzugehen, fast wie bei einem Kind – würde ich mir für mich selbst manchmal wünschen.

Dass man als Frau seinen Platz erkämpfen muss – kennen Sie das aus eigener Erfahrung?

Auf jeden Fall. Das Frauenbild der 1950er- und 1960er-Jahre hat auch heute noch seinen Einfluss auf uns und unsere Gesellschaft. Bei der Erziehung der Kinder fängt es an. Jungs dürfen mehr, als Mädchen. Man macht sich um Mädchen mehr Sorgen, wodurch sie eingeschränkter aufwachsen. Aber wie wäre es, den Mädchen zu vermitteln: "Sei mutig, du schaffst alles!"? Im Erwachsenenalter setzen sich solche Erfahrungen aus der Kindheit fort. Viele Frauen sind sich gar nicht darüber bewusst, welches Potenzial und welche Kraft sie besitzen.

Was ist für Sie die Botschaft des Films?

Du kannst alles erreichen, wenn du an dich glaubst. Und es spielt keine Rolle dabei, welches Geschlecht oder welche Hautfarbe du hast. Jeder hat seine Gaben und wenn wir diese füreinander einsetzen, können wir uns gegenseitig beflügeln und als Gesellschaft wachsen.

Das Wunder von Kapstadt

  • Samstag, 17. Dezember, 20.15 Uhr, ARD

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