ZDF-Morgenmagazin-Moderator im Interview

"Star Trek"-Fan Benjamin Stöwe verrät wie die Serie sein Leben veränderte

03.06.2022, 12.36 Uhr
von Franziska Wenzlick

Benjamin Stöwe ist als Gesicht des ZDF-"Morgenmagazins" bekannt. Doch abseits der Kameras hat der TV-Moderator eine ganz andere Leidenschaft - er ist "Trekkie". Schon früh wurde Benjamin Stöwe in den Bann von "Star Trek" gezogen. Die Serie hat nicht nur etliche Fernsehabende bestimmt, sondern auch einen großen Part in seinem Leben eingenommen. Auch als Synchronsprecher und Museumsbetreiber ist der Journalist im Auftrag der Sterne unterwegs. Im Interview mit Prisma verrät Benjamin Stöwe, dass ihm "Star Trek" schon oft Antworten auf Fragen geliefert hat. 

Als Wettermoderator im ZDF-"Morgenmagazin" bleibt Benjamin Stöwe wohl vor allem durch sein Faible für ungewöhnliche Pullover im Gedächtnis. Dabei steckt hinter dem sympathischen 38-Jährigen ein wahrer Tausendsassa. Denn Stöwe ist nicht nur Fernsehjournalist, Wetterexperte und Printpulli-Aficionado, sondern betreibt nebenher auch ein eigenes "Star Trek"-Museum und war als Synchronsprecher in mehr als 300 Rollen zu hören. Entsprechend mag es kaum überraschen, dass der gebürtige Brandenburger im Interview gleichermaßen hingebungsvoll über seine neue Wetterdoku "Heiter bis sonnig – Wo unser Sommer gemacht wird" (zu sehen am Pfingstmontag, 6. Juni, 19.30 Uhr im ZDF) und über seine Begeisterung für "Star Trek" spricht.

prisma: Sie sind großer "Star Trek"-Fan. Woher kommt die Leidenschaft?

Benjamin Stöwe: Ich war schon immer sehr offen und neugierig auf die Welt und auf all die Dinge, die man so entdecken und erleben kann. Mich hat von klein auf die Nacht und vor allem der Sternenhimmel fasziniert, der sich aus der irdischen Perspektive natürlich super beobachten lässt. Als Kind fragte ich mich, was eigentlich zwischen den Sternen passiert. Zahlreiche Zeichnungen im Haus meiner Eltern zeugen davon, dass mich das sehr beschäftigte (lacht).

prisma: Das Interesse an den Sternen ließ Sie also zum "Trekkie" werden?

Stöwe: Vielleicht habe ich mir diese Erklärung nur im Nachhinein zurechtgelegt, aber: Ich denke, dass "Star Trek" mir Antworten auf meine vielen Fragen bot. Dazu kommt, dass darin eben nicht nur das Hier und Jetzt eine Rolle spielt, sondern auch die Zukunft. Die Vorstellung, was vielleicht in ein, zwei, 300 oder 400 Jahren passieren könnte, begeisterte mich schon immer.

prisma: Wie kamen Sie mit "Star Trek" in Berührung?

Stöwe: Über das gute, alte Fernsehen. Ich musste allerdings so manches Mal diskutieren, denn die Folgen liefen, als ich eigentlich Mittagsschlaf halten sollte (lacht). Ich konnte meine Eltern aber meistens überzeugen. Es hätte wohl niemand in meiner Familie damals geahnt, dass mich das Thema über Jahrzehnte hinweg begleiten würde.

"Das ist die Erfüllung aller Kindheitsträume"

prisma: Die Faszination hat nie nachgelassen?

Stöwe: Nein. Das liegt vermutlich daran, dass ich immer wieder neue Facetten daran entdeckt habe. Als Kind waren es noch die Sterne und die bunten Farben. Später interessierte mich eher, was hinter den Kulissen geschieht und wie so eine Serie überhaupt produziert wird. Dadurch entstand auch meine Begeisterung für das Thema Fernsehen und allem drumherum – bis hin zur Synchronisation.

prisma: Heute sind Sie selbst als Synchronsprecher tätig.

Stöwe: Da hat sich für mich ein sehr großer Kreis geschlossen: Vor fünf Jahren wurde ich für eine deutsche Synchronrolle in "Star Trek: Discovery" besetzt! Damit ging ein Traum in Erfüllung.

prisma: Wie kam es dazu?

Stöwe: In der Regel gibt es Vorsprechen. Wenn sich die Produktion und die Regisseure einig sind, wird man aber mitunter auch einfach direkt besetzt. Ich hatte das unglaubliche Glück, dass Letzteres der Fall war. Selbst Teil des Universums zu werden und für "Star Trek"sprechen zu dürfen, war ein unfassbares Gefühl. Das wurde eigentlich nur noch von einem anderen Moment getoppt, etwa zwei Jahre später ...

prisma: Und zwar?

Stöwe: Ich hatte das Glück, auf eine Convention nach Bonn eingeladen zu werden. Dort durfte ich mit Wilson Cruz – dem ich in der deutschen Fassung meine Stimme leihe – auf der Bühne stehen, vor 3.000 Menschen im Publikum. Er ist ein wunderbarer Mensch, wir haben uns auf Anhieb sehr gut verstanden. Das ist die Erfüllung aller Kindheitsträume. Ein absolut surrealer, unwirklicher, fantastischer Moment!

prisma: Wann entschlossen Sie sich, eine Karriere als Synchronsprecher einzuschlagen?

Stöwe: Als Kind spielte ich viel Theater. Nach der Schulzeit beschäftigte ich mich weiterhin damit, mich zog es aber auch in Richtung Journalismus. Auch, weil meine Mutter ebenfalls Journalistin war. So streckte ich in beide Bereiche meine Fühler aus, doch die Schauspielerei ist ein hartes Feld. Ich wollte mehr Sicherheit und meinen Eltern nicht ewig auf der Tasche liegen, also heuerte ich beim RBB an. Dass ich nebenbei auch noch mit dem Synchronsprechen angefangen habe, war gewissermaßen ein Kompromiss. Heute bin ich sehr dankbar für diesen Weg – mein Berufsleben vereint das Beste aus beiden Welten.

"Ehe man sich versieht, besitzt man eine ganz ordentliche Sammlung"

prisma: Und ein Museum, das "Raumschiff Eberswalde", betreiben Sie nebenher auch noch.

Stöwe: Ja, meine Leidenschaft zum "Star Trek"-Universum hat sich nicht nur inhaltlich manifestiert (lacht). Es gibt in diesem Kosmos viele Dinge, die man zusammentragen kann. So ist über die Jahre hinweg eine kleine Sammlung entstanden ...

prisma: Klein?

Stöwe: (lacht) Ich weiß gar nicht, ob es so viel ist – aber vermutlich haben Sie recht. Reguläre "Star Trek"-Zuschauerinnen und Zuschauer haben vermutlich weniger Artikel. So ist das eben, wenn man eine Sache toll findet, dann möchte man der ja auch irgendwie ganz nahe sein und möglichst viel davon wissen und erfahren.

prisma: Wie kamen Sie an die Ausstellungsstücke?

Stöwe: Als ich ein Kind war, gab es natürlich gar nicht so viele Möglichkeiten. Deshalb habe ich viele Dinge selbst gebastelt, gemalt, geknetet, getöpfert ... das sah letztendlich nicht exakt aus wie bei "Star Trek", tut der Kreativität und Fantasie ja aber keinen Abbruch. Davon ist einiges dabei. Es haben auch immer mal wieder Filmstudios ihren Fundus aufgelöst, dadurch kam ebenfalls ein Teil zusammen. Am Anfang ist auch viel über Briefkontakte passiert, später dann übers Internet. Ehe man sich versieht, besitzt man eine ganz ordentliche Sammlung.

prisma: Wie wurde diese Sammlung zum Museum?

Stöwe: Das stand alles – wenn auch gut sortiert, in Kartons geordnet und vor Licht geschützt – im Keller, was ich etwas schade fand. So hatte niemand etwas davon. Deshalb beschloss ich, dass etwas passieren müsse. Passenderweise bot sich 2009 die Gelegenheit, im Museum meiner Heimatstadt Eberswalde eine Ausstellung daraus zu machen. Das war der Startschuss. Als sich 2011 kein weiterer Ausstellungspartner finden ließ, landeten die Sachen alle wieder bei mir. Um genau zu sein: bei meiner Familie im Keller. Und da lagen sie wieder und die Situation war genauso wie zuvor.

"Man kann abtauchen an diesem Ort, an dem es ein bisschen kälter ist und kein Tageslicht zu sehen ist"

prisma: Also haben Sie die Sache selbst in die Hand genommen?

Stöwe: Zum Glück sagte meine Familie: "Benjamin, du kannst im Keller machen, was du möchtest. Das übrige Haus bleibt aber bitte frei von 'Star Trek'." (lacht) Also haben wir den Keller umgebaut zu einem kleinen Museum. Dieses ist allerdings nicht regulär geöffnet, denn es ist hauptsächlich ein ganz normaler Keller. Immerhin wohnen auch andere Leute im Haus, die dort ihre Fahrräder und ihre Wäsche lagern und nicht den ganzen Tag über "Star Trek"-Fans empfangen möchten (lacht). Seit der Corona-Pandemie kann man sich das Ganze aber ohnehin auch online ansehen.

prisma: Wie funktioniert das?

Stöwe: Über die vielen Kontakte, die die Fangemeinde so mit sich bringt, habe ich jemanden kennengelernt, der Ausstellungen digitalisiert und mithilfe von 360°-Fotografie über das Internet zugänglich macht. So können inzwischen all diejenigen, die es interessiert, von überall auf der Welt virtuell in das Museum klicken. So lässt sich zumindest ein bisschen nachempfinden, wie es ist, das reale Gegenstück zu besuchen.

prisma: Wie hat sich diese Digitalisierung auf die Besuchszahlen ausgewirkt?

Stöwe: Ich war zunächst gespannt, ob dadurch entweder mehr oder weniger Leute vorbeikommen würden. Es ist aber in der Tat so, dass viele Leute, die sich die Ausstellung virtuell angesehen haben, alles noch einmal in der Realität begutachten wollen. Schließlich kann man abtauchen an diesem Ort, an dem es ein bisschen kälter ist und kein Tageslicht zu sehen ist – fast wie im Weltraum.

prisma: Was sind das für Menschen, die Ihr Museum besuchen?

Stöwe: "Star Trek" gibt es seit 56 Jahren. Entsprechend groß ist das Spektrum der Gäste: Zum einen kommen sehr junge Leute, zum anderen aber auch Menschen, die vielleicht schon 80 oder 90 Jahre alt sind. Es ist jedes Mal spannend, von den verschiedenen Erfahrungen der Besucherinnen und Besucher zu hören und zu erfahren, wie "Star Trek" ihr Leben geprägt und verändert hat. Mir macht das viel Spaß.

"Wetter ist längst kein reines Smalltalk-Thema mehr"

prisma: Kommen wir zu dem Thema, mit dem die meisten Menschen Sie wohl eher in Verbindung bringen: Obwohl Sie kein Meteorologe sind, präsentieren Sie im ZDF-"Morgenmagazin" das Wetter. Fällt es Ihnen trotzdem leicht, die naturwissenschaftlichen Hintergründe zu begreifen?

Stöwe: Das, was man als Wetterbericht im "Morgenmagazin" sieht, ist durch und durch das Ergebnis von Teamarbeit. Wir sind jeden Morgen zu zweit: ein Meteorologe aus der ZDF-Wetterredaktion und ein Journalist, in dem Fall ich selbst. Als Journalist habe ich gelernt, so viele Fragen zu stellen, bis sich mir auch komplexe Sachverhalte erschließen. Ich habe aber auch gelernt, diese Sachverhalte wieder herunterzubrechen und zu kommunizieren für ein Publikum, dem die Zeit dazu fehlt, sich so intensiv damit auseinanderzusetzen.

prisma: Plaudert man mit Ihnen denn noch über das Wetter?

Stöwe: Das tun tatsächlich sehr viele Menschen – und der ein oder andere entschuldigt sich anschließend dafür (lacht). Das ist aber gar nicht nötig. Ich hoffe eher, dass ich den Smalltalk durch mein Hintergrundwissen etwas vertiefen kann. Natürlich darf man auch mal "nur" darüber reden, dass gerade die Sonne scheint, aber es steckt eben mehr dahinter. Wetter ist längst kein reines Smalltalk-Thema mehr. Die Klimakrise beschäftigt uns alle. Deshalb freue ich mich auch, wenn Leute mich aufs Wetter ansprechen. Nur so kann man Bewusstsein schaffen.

prisma: Derzeit befinden Sie sich für das ZDF auf "Sommertour".

Stöwe: Wir reisen in die Regionen, aus denen unser Sommer kommt. Alle kennen zum Beispiel das Azorenhoch oder das Islandtief. Wir haben die Inseln besucht und zeigen nicht nur wie die Druckgebiete entstehen, die maßgeblich unseren Sommer beeinflussen, sondern stellen auch die Menschen vor, die dort zu Hause sind. Gerade auf Inseln, noch dazu auf dem Atlantik, muss man schon ziemlich wetterfest sein. Aber unser Sommer wird nicht nur durch atlantischen Einfluss bestimmt. Deshalb waren wir auch in Schweden unterwegs. Ein Hoch über Skandinavien bringt uns die warme und trockene Luft aus dem Inneren des Kontinents, das kann dann ein sehr angenehmer Sommer sein. Solange er insgesamt nicht zu trocken ausfällt.

"Ich habe noch nie so viele Grüntöne gesehen wie dort"

Welche Jahreszeit ist Ihnen die liebste?

Stöwe: Ich mag jedes Wetter! Ich bin dankbar und froh über jede Abwechslung. Oft hört man, dass Menschen sich über mehrere Wochen Sonnenschein am Stück freuen – da muss ich vehement widersprechen. Wir brauchen auch den Regen, ohne geht es nicht. Auf den Azoren regnet es sehr viel, entsprechend grün sind die Inseln. Ich habe noch nie so viele Grüntöne gesehen wie dort. Als wir auf den Azoren gedreht haben, hieß es überall: "Hier gibt es vier Jahreszeiten an einem Tag!" Das fand ich toll. Und auf Island sagt man: "Wenn dir das Wetter nicht passt, warte einfach fünf Minuten."

prisma: Und, stimmen diese Sprichwörter?

Stöwe: Ja! Gerade bei Filmaufnahmen hofft man auf trockenes Wetter, und es gab Drehtage, die wolkenverhangen und nass begonnen haben, doch dann brach das Grau plötzlich auf, und abends hatte ich einen Sonnenbrand.

prisma: Passend zum Sommer, oder?

Stöwe: Klar, am Anfang muss man sich erstmal wieder darauf einstellen, welche Kraft die Sonne entwickeln kann. Nach den Wintermonaten ist der Weg in den Sommer durchaus eine Umstellung. Auch das ist ein Aspekt der Wettertour. Außerdem soll der Film Lust machen auf den Sommer, aber auch ein Bewusstsein schaffen, welche Faktoren für die unterschiedlichen Sommervarianten verantwortlich sind. Wird es eher nass, feucht, trocken, kühl, warm oder heiß? Im Moment lässt sich das noch nicht sagen, dafür ist das Wettergeschehen zu dynamisch. Wirklich verlässliche Vorhersagen gibt's eben nur kurzfristig für ein paar Tage im Voraus.


Quelle: teleschau – der mediendienst GmbH

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