Sie galt als der weibliche Steve Jobs. Doch dann brach das Lügengebilde der Theranos-Gründerin Elizabeth Holmes krachend in sich zusammen. Davon erzählt nun die Dramaserie "The Dropout" bei Disney+.
Hochstapler haben in der Serienwelt gerade Hochkonjunktur: Netflix widmete sich im Februar der aufsehenerregenden Geschichte von Anna Sorokin, die über Monate der New Yorker High Society das Geld aus den Taschen zog. Im März zog dann Apple nach und porträtierte in "WeCrashed" den Aufstieg und Fall des Rockstar-Gründers Adam Neumann. Ab 20. April wirft auch Disney+ seinen Hut in den Ring und nimmt die Hulu-Produktion "The Dropout" ins Programm auf. In acht Teilen entwirft Serienmacherin Elizabeth Meriwether ("New Girl") ein Psychogramm der einstigen Silicon-Valley-Durchstarterin Elizabeth Holmes.
Die Stanford-Abbrecherin galt jahrelang als Visionärin in der Biotechnologie, versprach sie doch mit ihrem Unternehmen Theranos eine medizinische Revolution. Nur ein Tropfen Blut sollte reichen, um Tests für Dutzende Krankheiten durchzuführen – und das alles in einem kompakten Analysegerät für zu Hause. Holmes wurde für ihre Idee als weiblicher Steve Jobs gefeiert, zierte Magazin-Cover und holte Star-Investoren wie Rupert Murdoch und die Walmart-Gründer ins Boot.
Doch im Oktober 2015 ließen Investigativrecherchen des "Wall Street Journals" das Kartenhaus aus Lügen in sich zusammenfallen und enthüllten: Das Verfahren von Theranos funktioniert gar nicht. Für Holmes endete die Heldenreise vor Gericht.
"Ich will keine Präsidentin sein, sondern eine Milliardärin"
Just dort beginnt "The Dropout" und macht gleich zu Beginn klar, keine märchenhafte Geschichte vom katapultartigen Aufstieg einer Selfmade-Milliardärin zu erzählen. In einer Anhörung muss sich Elizabeth Holmes (Amanda Seyfried) den Fragen eines Gerichts stellen. Wie es so weit kommen konnte, dass die Unternehmerin sich unter anderem wegen Betrugs verantworten muss, entschlüsselt die achtteilige Serie in der Folge in chronologischer Abfolge, beginnend im Jahr 2001.
Die Studienjahre Holmes' handelt die Serie zügig ab. Schon nach zwei Semestern hat die selbstbewusste junge Elizabeth ("Ich will keine Präsidentin sein, sondern eine Milliardärin") nur ein Ziel vor Augen: Sie will ein Unternehmen gründen, das die Welt verändert. Bestärkt von ihrem Professor und späteren Mentor Channing Robertson (Bill Irwin), mietet sie Forschungsräume an und hebt Theranos aus der Taufe. Rasch findet die wortgewandte Elizabeth nicht nur treue Mitarbeiter, die für sie durchs Feuer gehen, sondern bewegt prominente Silicon-Valley-Investoren zu millionenschweren Beteiligungen.
Hinter den Kulissen aber jagt ein Problem das nächste, was der zunehmend überforderte CEO mit immer unmöglicheren Versprechungen an den Vorstand zu kaschieren versucht. Trotzig wie ein kleines Kind verstrickt sich Elizabeth, preisverdächtig gespielt von Amanda Seyfried, in falsche Verspechungen und verliert sich in Business-Floskeln, die sie sich selbst mantraartig eintrichtert. Abtrünnige in der Firma werden gefeuert, andere gehen freiwillig. Auch ihren Lebens- und späteren Geschäftspartner Sunny ("Lost"-Star Naveen Andrews) lässt die sozial schwerfällige Elizabeth während ihres Ego-Trips am langen Arm verhungern.
Je verzweifelter Elizabeth versucht, ihre eigene Hut und den Ruf der Firma zu retten, desto spannender wird auch "The Dropout". Im realen Leben dürfte die ehemalige Senkrechtstarterin hingegen wenig Gefallen an der Serienumsetzung ihrer Geschichte haben. Am 3. Januar wurde die 38-Jährige in vier von elf Anklagepunkten für schuldig befunden, Bei der Urteilsverkündung erwarten Elizabeth Holmes im September laut Expertenmeinungen wohl zehn Jahre Haft.
Quelle: teleschau – der mediendienst GmbH