Serie bei Servus TV

"Aus die Maus": tierische Todesfälle, menschliche Dramen

von Sven Hauberg

Tote Dackel, tote Sittiche: "Ob Groß, ob Klein, wir graben alle ein" lautet das Motto eines österreichischen Bestattungsunternehmens. Die Serie "Aus die Maus" begeistert mit schrägem Humor made in Austria.

Servus TV
Aus die Maus
Serie • 07.12.2021 • 20:15 Uhr

Vor knapp vier Jahren bekam Österreich einen neuen Mitbürger: Uli Brée, gebürtiger Nordrhein-Westfale, Drehbuchautor für den "Tatort" und Kopf hinter der ORF-Serie "Vorstadtweiber", erhielt die österreichische Staatsbürgerschaft. Schon in seinen "Vorstadtweibern" hatte sich Brée als Experte für die Befindlichkeiten der Alpenrepublik empfohlen, nun blickt er erneut tief hinein in die seelischen Abgründe zwischen Wien und Bregenz: ServusTV zeigt Brées achtteilige Comedy-Serie "Aus die Maus" (ab 7. Dezember, dienstags, 20.15 Uhr), ein Highlight für alle, die auf düsteren Ösi-Humor stehen.

Nina Proll, die in den "Vorstadtweibern" die Boutiquenbesitzerin Nico Pudschedl spielt, hat auch hier die Hauptrolle übernommen. Sie verkörpert eine Frau namens Bianca M. Patzelsperger, einst als "Schwester Erika" in der Serie "Die Klinik am See" ein in ganz Österreich bekannter TV-Star, heute aber Bestatterin. Bianca bringt allerdings nicht Menschen unter die Erde, sondern dahingeschiedene Haustiere. "Ob Groß, ob Klein, wir graben alle ein", lautet der Leitspruch des Bestattungsunternehmens "Aus die Maus", für das sie heute arbeitet.

Warum Bianca das tut, erfährt man in der ersten der acht Folgen. Nach fünfzehneinhalb "Klinik am See"-Staffeln "haben sie mich einfach umgebracht", schimpft sie. Das Drehbuch ließ Schwester Erika in der Dusche ausrutschen und ins Koma fallen, "dann haben sie mich einfach nicht mehr aufgeweckt". Wobei das Ganze dann doch eine durchaus vertrackte Hintergrundgeschichte hat, wie man bald erfährt. Einfache Wahrheiten gibt's hier jedenfalls nicht.

Bianca erzählt diese Geschichte, als sie anrückt, um den toten Dackel Apollo abzuholen und dabei auf Frauchen Susi (Maria Furtwängler) trifft. Die ist gerade dabei, vom Hausdach zu springen. Nicht, weil der Hund tot ist, sondern weil der Mann sie verlassen. Wobei: In Wahrheit ist auch das ein wenig komplizierter. Denn Susis Haus gehört dem Hund, sie hat nur lebenslanges Wohnrecht. Und jetzt ist das Vieh tot, und Susi droht die Obdachlosigkeit.

Jede der mit sehr spitzer Feder geschriebenen Episoden erzählt eine eigene, abgeschlossene Geschichte. Ausgangspunkt ist jeweils ein tierischer Todesfall, die wahren Dramen sind allerdings allzu menschlich. Das kann gar Shakespearsche Dimensionen annehmen, wie in der zweiten Episode zu beobachten ist. Da muss Bianca einen toten Wellensittich abholen, doch der Schriftführer der Bad Höhenrieder Dominofreunde von 1890 will das Federvieh einfach nicht herausrücken. Hat mit Romeo und Julia zu tun und ist, man ahnt, es, kompliziert.

Uli Brée, der auch die Regie übernommen hat, legt seinen Figuren wunderbar böse Kommentare in den Mund, wie es sie nur in österreichischen Serien zu hören gibt. Sein Humor ist, wie es sich bei einer Serie über den Tod gehört, rabenschwarz, und das kammerspielartigen Setting – mit meist nur zwei, drei Darstellern pro Folge – lässt Nina Proll und ihre Schauspielkollegen zu Höchstform auflaufen. Es sind kleine, auf den ersten Blick denkbar unspektakuläre Geschichten, die "Aus die Maus" erzählt. Die aber viel zu sagen haben über das Verhältnis zwischen Mensch und Tier, mehr noch aber über das Verhältnis zwischen Mensch und Mensch.

Aus die Maus – Di. 07.12. – Servus TV: 20.15 Uhr


Quelle: teleschau – der mediendienst GmbH