Interview zum "Traumschiff"

Collien Ulmen-Fernandes drehte mit einem Silbereisen-Double

von Elisa Eberle

An Ostersonntag sticht "Das Traumschiff" mit Collien Ulmen-Fernandes als neuer Schiffsärztin in See. Im Interview spricht sie über die besonderen Dreharbeiten, Reisedefizite und ihren körperlichen Verfall.

Collien Ulmen-Fernandes verbinden viele Zuschauer vermutlich noch mit ihrer Zeit bei VIVA. Doch in den vergangenen Jahren hat sich die inzwischen 39-Jährige zu einem Allround-Talent in der Medienbranche gemausert: Neben ihrer Tätigkeit als Moderatorin ("Rabenmütter oder Super Moms?" am Donnerstag, 6. Mai, 20.15 Uhr, auf ZDFneo) ist sie als Autorin, Model und Schauspielerin ("jerks.", Joyn) aktiv. Mit dem ZDF-Dauerbrenner "Das Traumschiff" (Ostersonntag, 4. April, 20.15 Uhr) kommt nun eine hochkarätige Verpflichtung hinzu. Dort wird sie fortan die Rolle der Schiffsärztin Dr. Jessica Delgado übernehmen. Wie der Dreh unter Coronabedingungen aussieht, welche Bedeutung Quarantäne-Inseln in diesem Zusammenhang haben, und wie sie mit der Kritik an ihr als berufstätige Mutter umgeht, das verrät Collien Ulmen-Fernandes im Interview.

prisma: Wann war Ihre letzte private Reise?

Collien Ulmen-Fernandes: Ich glaube, die letzte private Reise war, bevor das ganze Corona-Chaos losging: über Silvester 2019. Wir waren in Miami und auf den Bahamas. Um diese Jahreszeit fahren wir eigentlich traditionell immer weg, weil das die einzige Zeit ist, zu der wir beide frei haben und in den Urlaub fahren können. Denn im Sommer drehe ich relativ viel.

prisma: Wie sehr vermissen Sie derartige Reisen im Moment?

Ulmen-Fernandes: Durch "Das Traumschiff" habe ich zum Glück nicht so ein großes Reisedefizit. Allein dafür habe ich inzwischen zwei Auslandsdrehs hinter mir, und davor drehte ich einen anderen Film im Ausland. Dadurch hatte ich in letzter Zeit viel Sonne, Strand und Meer. Außerdem freundet man sich vor Ort auch oft mit den anderen Schauspielern an und sitzt abends noch an der Strandbar oder geht gemeinsam zum Abendessen ... Somit fühlt es sich auch ein bisschen wie Urlaub an.

prisma: Stimmt es, dass die Schiffsaufnahmen in Bremerhaven gedreht werden?

Ulmen-Fernandes: Ja, das stimmt. Ich sitze jetzt gerade auf dem Schiff in Bremerhaven und habe einen wunderschönen Ausblick auf den Mitarbeiterparkplatz der Lloyd Werft (lacht). Die große Änderung besteht darin, dass wir nicht reisen. Aber es ist auch praktisch: Man kann jederzeit in den Supermarkt, man kann sich Amazon-Pakete bestellen ... Der Paketbote kommt sehr häufig aufs Schiff. Außerdem hat man Handyempfang und kann für berufliche Termine mal kurz von Bord gehen. Für mich wird es eher absurd, wenn das Schiff irgendwann mal fährt. Ich kenne den Traumschiffdreh ja nur so.

prisma: Und wie war das bei den bisherigen Landdrehs?

Ulmen-Fernandes: Wir fliegen für den Landdreh, also etwa auf die Malediven, und danach fliegen wir wieder zurück aufs Schiff. Somit findet alles, was auf dem Schiff spielt, auf einem stehenden Schiff in Bremerhaven statt, und das Wasser wird nachträglich per Splitscreen eingebaut.

prisma: Das klingt aber schon ein wenig skurril ...

Ulmen-Fernandes: Ja, für die anderen ist es sehr merkwürdig, für mich ist es der Normalzustand.

prisma: Glauben Sie, dass die Popularität von TV-Events wie "Das Traumschiff" in Zeiten, in denen Auslandsreisen nahezu undenkbar sind, zunehmen wird?

Ulmen-Fernandes: Ich gehe davon aus, dass wir alle sehr bald wieder reisen können. Mein Vater zum Beispiel hat gerade seinen Impftermin bekommen. Ich kenne einige, die im medizinischen Bereich arbeiten und jetzt schon geimpft sind. Am Anfang lief es vielleicht alles ein bisschen schleppend an. Ich glaube aber, irgendwann wird es ganz schnell gehen, sodass wir – davon gehe ich aus – Ende dieses Jahres alle wieder einigermaßen ein normales Leben führen können.

prisma: Was werden Sie als Erstes unternehmen, wenn Sie Ihre alten Freiheiten zurückerlangt haben?

Ulmen-Fernandes: Dadurch, dass ich die ganze Zeit durchgängig in Dreharbeiten war, lebte ich eh die ganze Zeit in einer Corona-freien Parallelwelt und habe somit auch keine Sehnsucht.

prisma: Wie meinen Sie das?

Ulmen-Fernandes: Beim "Traumschiff" ist es zum Beispiel so, dass man mehrfach getestet wird, bevor man überhaupt an Bord darf. Bei den Auslandsdrehs gab es eine Quarantäne-Insel. Das Hotelpersonal musste vorher zwei Wochen auf diese Insel. Nur wer dabei jeden Tag negativ getestet wurde, durfte auf die Dreh-Insel kommen, und die hatten wir komplett für uns alleine. Ähnlich lief es bei den Dreharbeiten zu einer Serie in Berlin zuvor. Dort hatten wir ein Hotel für uns alleine, wurden täglich getestet, um beim Spielen keinen Abstand halten zu müssen. Wenn man dann aus dieser coronafreien Film-Bubble wieder in die "normale" Welt rausgeht, vergisst man manchmal, dass es Corona gibt. Dann gehe ich in den Supermarkt und merke erst: Ach nee, Moment! Ich muss ja eine Maske aufsetzen!

prisma: Letztes Jahr haben Sie aufgrund Ihrer dienstlichen Reisen während der Pandemie immer wieder Kritik geerntet. Hatten Sie deshalb Bedenken, den Job beim "Traumschiff" anzunehmen?

Ulmen-Fernandes: Kritik war es nicht. Während des ersten Lockdowns wunderten sich nur einige Leute, warum wir drehen. Da stand ich gerade mit Rabe Rudi für eine ZDF-Produktion vor der Kamera, und weil von TV-Raben keine Corona-Gefahr ausgeht, konnten wir weiterarbeiten. Kurz darauf habe ich meine Doku "Familien allein zu Haus – Alltag in Zeiten von Corona" gedreht und arbeitete somit weiter. Im Juni machte dann die Filmbranche wieder auf, weil es inzwischen Hygienekonzepte gab. Man fährt nicht einfach auf gut Glück ans Set, sondern wird im Vorfeld mehrfach getestet. Das ist alles sehr sicher. Insofern mache ich mir, was das angeht, keine Gedanken. Als jedoch bekannt wurde, dass ich beim "Traumschiff" anfange, gab es interessanterweise andere Kritik ...

prisma: Woran denn?

Ulmen-Fernandes: Ich musste mir sehr oft anhören, wie ich als Mutter das denn machen kann, beruflich so lange weg zu sein. Männer werden so etwas nie gefragt. Die Verantwortlichkeit für Kind und Haushaltsangelegenheiten wird noch immer ganz klar bei der Frau gesehen. Das ist auch ein bisschen das Thema meiner Dokumentation "Rabenmütter oder Super Moms?". Keiner der Väter hier bei uns an Bord, musste sich jemals anhören: Wie kannst du denn aufs "Traumschiff" fahren? Was machst du denn dann mit deinem Kind? Dieser Vorwurf hat mich Ende letzten Jahres, als das mit dem "Traumschiff" rauskam, sehr beschäftigt und auch ein bisschen belastete.

prisma: Angeblich soll Ihr Mann Sie dazu ermutigt haben, beim "Traumschiff" mitzumachen. Heißt das, im Hause Ulmen-Fernandes wird regelmäßig "Das Traumschiff" geschaut?

Ulmen-Fernandes: Für mich kam die Anfrage sehr überraschend. Ich habe nicht damit gerechnet, dass "Das Traumschiff" mich fragt, ob ich die neue Ärztin an Bord werden möchte. (lacht) Unsere Produzentin, Beatrice Kramm, die Nachfolgerin von Wolfgang Rademann, ist sehr feministisch, ihr war wichtig, dass der neue Arzt eine Ärztin wird. Außerdem bin ich das erste feste Crew-Mitglied mit Migrationshintergrund. Grundsätzlich finde ich gut, dass es beim "Traumschiff" mittlerweile einige Modernisierungsmaßnahmen gibt und trotzdem die Seele und der Kern des Formats erhalten bleiben. Als ich meinem Mann von der Anfrage erzählte, sagte der nur: "Mach das unbedingt! 'Das Traumschiff' ist deutsches Kulturgut!" Er hat mich also darin bestärkt, das Angebot anzunehmen.

prisma: Das heißt, Sie werden am Ostersonntag gemeinsam einschalten?

Ulmen-Fernandes: Ich schaue meine Filme nicht so gerne live an. Meistens bekomme ich vorher einen Link oder schaue sie mir hinterher an. Am Ausstrahlungstag selbst bin ich nämlich viel zu nervös. Beim "Traumschiff" gab es die Überlegung, ob wir den Film mit dem Team zuvor gemeinsam schauen. Aber am Ostersonntag gucke ich vermutlich eher nicht.

prisma: Warum?

Ulmen-Fernandes: Wenn etwas im Fernsehen läuft, hat man parallel schon immer das Feedback auf Social Media. Da gibt es immer Leute, die sofort alles kommentieren müssen. Ich kann mich dann nicht so gut auf beides konzentrieren. Deshalb gucke ich am liebsten immer vorher. Und während es ausgestrahlt wird, schaue ich manchmal, wenn ich die Muße dazu habe, was die Leute auf Social Media so dazu schreiben.

prisma: Die Stammbesetzung, bestehend aus Florian Silbereisen, Barbara Wussow und Daniel Morgenroth, ist bereits einige Folgen lang zusammen aktiv. War es schwer, in dem eingespielten Team Fuß zu fassen?

Ulmen-Fernandes: Eigentlich sind sie ja alle relativ neu dabei: Als ich kam, hatte Florian fünf Folgen gedreht, auch Barbara Wussow ist mit drei Jahren noch relativ frisch dabei. Und Daniel Morgenroth ist seit zwei Jahren mit an Bord. Hinter den Kulissen gibt es natürlich einige, die das teilweise schon seit 20 Jahren machen. Von denen wurde ich aber wahnsinnig herzlich aufgenommen. Das Teamgefühl und ein positiver Umgang miteinander sind beim "Traumschiff" grundsätzlich total wichtig. Dort heißt es immer: "Man redet nicht schlecht übereinander." Man spürt einfach dieses Gruppengefühl. Das ist auch das, was die Episodenrollen immer sagen: Alle sind wahnsinnig gerne auf dem "Traumschiff" und liegen sich weinend in den Armen, wenn sie das Schiff wieder verlassen müssen.

prisma: Das klingt, als wäre es nicht überall am Set so ...

Ulmen-Fernandes: Das ist auf jeden Fall etwas Besonderes! An Filmsets herrscht oft sehr viel Stress. Meist kippt die Stimmung gegen Mitte der Dreharbeiten, und es bilden sich Lager. Beim "Traumschiff" ist ihnen sehr wichtig, dass sich alle wohlfühlen, ich glaube, das ist auch etwas, was der Zuschauer vor dem Fernsehgerät spürt.

prisma: Stimmt es, dass Sie anfangs mit einem Double von Florian Silbereisen drehten?

Ulmen-Fernandes: Ich sollte eigentlich erst im Februar ins "Traumschiff" einsteigen. Aber dann fragten sie ganz kurzfristig, ob ich spontan doch schon im November aufs "Traumschiff" kommen kann. Den Zeitraum hatte ich eigentlich für meine neue ZDF-Sendung gesperrt. Ich versuchte also eine Lücke zu finden. Als ich dann vor Ort ankam, hieß es: "Ja, der Florian ist nicht hier. Der kann nämlich erst drei Wochen später, wenn du schon wieder weg bist." Man hat keinen Termin gefunden, an dem wir beide Zeit hatten. Ich meinte: "Moment, wir haben doch Szenen zusammen!" Es hieß dann: "Ja, das kriegen wir schon hin." Dann engagierten sie ein Double von ihm, mit dem ich spielte, und später spielte er mit einem Double von mir. Das wurde dann so zusammengeschnitten, als ob wir gemeinsam dort gewesen wären (lacht).

prisma: Angeblich sollen Sie länger beim "Traumschiff" bleiben. Heißt das, wir werden Sie künftig mehr als Schauspielerin denn als Moderatorin sehen?

Ulmen-Fernandes: Ich werde weiterhin meine Sendungen für ZDFneo moderieren, außerdem habe ich gerade eine Sketchcomedy und einen Film gedreht. Und mit all den Projekten hält sich das insgesamt auf jeden Fall die Waage: Ich versuche, so viele Dokus wie möglich im Jahr zu produzieren. Wobei die immer sehr aufwendig sind: Jede Dokumentation hat einige Wochen Vorbereitungszeit, dann wird einen Monat lang gedreht, dann geht es in die Nachbearbeitung. Zusammen mit drei "Traumschiffen" im Jahr, meiner Arbeit als Kolumnistin für die "Süddeutsche Zeitung", den Filmen und "jerks." bin ich also relativ ausgelastet. Zumal ich in der aktuellen "jerks"-Staffel auch mehr zu tun habe als in den Staffeln zuvor. Viel mehr schaffe ich eigentlich zeitlich nicht mehr.

prisma: "Das Traumschiff" stach vor 40 Jahren erstmals in See, und auch Sie feiern dieses Jahr Ihren 40. Geburtstag. Was bedeutet Ihnen diese Ziffer?

Ulmen-Fernandes: Mir haben immer alle gesagt: Mit 40 werden die Augen schlecht. Das merkte ich extrem bei "The Masked Singer". An einer Stelle wurden immer Live-Indizien auf die Bühne getragen, und alle meinten dann so: "Ah, guck mal ein Hut. Ah, guck mal eine Trillerpfeife." Und ich erkannte nichts. Ich dachte, die anderen machen sich einen Witz daraus, und die Regie sagt ihnen ins Ohr, was da liegt, nur mir sagen sie nichts. Bei einer Augenuntersuchung stellte man dann aber fest, dass ich tatsächlich super blind bin. Jetzt trage ich eine Brille. Daran merkt man dann schon diesen ersten körperlichen Verfall. Also ab jetzt geht es, glaub ich, rapide bergab mit mir (lacht).

prisma: Werden Sie denn, wenn Corona es zulässt, groß feiern?

Ulmen-Fernandes: Ich würde eigentlich total gerne groß feiern, aber ich will mich im Kopf nicht darauf einstellen, da es vermutlich bis dahin noch nicht gehen wird. In irgendeiner Form werde ich meinen Geburtstag aber auf jeden Fall feiern. Man wird schließlich nur einmal im Leben 40. (lacht)


Quelle: teleschau – der mediendienst GmbH

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