"Terra X: Das Uhrwerk des Lebens" - Alte Menschen früher und heute
"Fast jeder will alt werden, aber die wenigsten wollen alt sein": Eine "Terra X"-Doku widmet sich dem Altern und untersucht, wie sich der Blick auf das Älterwerden und die Rolle on älteren Menschen in der Gesellschaft verändert hat.
Wenn man heutzutage ans Altern denkt, dann kommen einem oft zuallererst die negativen Seiten in den Sinn: Wer alt ist, leidet unter körperlichen Gebrechen, er leidet womöglich auch unter Altersarmut und liegt zugleich, aufgrund des demografischen Wandels, jüngeren Generationen auf der Tasche. Dabei hat das Altsein auch seine positiven Seiten: "Ein langes Leben ist ein kostbares Geschenk", heißt es im zweiten Teil der ZDF-Doku "Terra X: Das Uhrwerk des Lebens": "Viele Alte sind klug und weise, können andere mit ihrem Erfahrungsschatz bereichern." In vielen Kulturen werden sie deshalb besonders geehrt. Von den Veränderungen des gesellschaftlichen Blicks auf die Alten erzählt der Film mit dem Untertitel "Geschichte des Alterns" von Heike Nelsen. Der erste Teil der Doku, "Geschichte der Kindheit", war bereits im Juli im ZDF zu sehen und ist seither in der ZDFmediathek abrufbar.
In der Antike hatten die Menschen ein höchst widersprüchliches Verhältnis zu den Alten und zum Altern im Allgemeinen: Auf der einen Seite wurden die großen, betagten Denker wie Archimedes, Sokrates oder Platon für ihre Fähigkeiten und Errungenschaften geschätzt. Im Alten Rom bildeten sie als Ältestenrat sogar den Senat. Auf der anderen Seite machten sich Griechen wie Spartaner in den Komödien über die Gebrechen des Alters lustig.
Auch im Mittelalter und in der frühen Neuzeit hatten es die Alten nicht immer leicht: Alte Frauen wurden von ihren Familien wegen ihres Wissens geschätzt. Gleichzeitig mussten sie allerdings, so lange es geht, bei der Arbeit mit anpacken. Mit der Christianisierung kommt immerhin der Caritas-Gedanke und die Errichtung von Hospitälern auf. Während der Industrialisierung mussten Arbeiter jeden Alters bis zum Umfallen 14 bis 16 Stunden an sechs Tagen pro Woche arbeiten, nur um danach in einer der überbevölkerten Großstädte in Altersarmut zu verfallen. Dies änderte sich erst, als der Reichskanzler Otto von Bismarck mehrere Sozialgesetze auf den Weg brachte: Neben einer Kranken- und Unfallversicherung befand sich darunter auch eine erste staatliche Rentenversicherung, die im Januar 1891 in Kraft trat.
Verglichen mit damals hat sich das Verständnis vom Altsein seither grundlegend verändert: Die durchschnittliche Lebenserwartung der Deutschen liegt heute bei etwa 80 Jahren. Gleichzeitig gibt es hierzulande so viele Hundertjährige wie nie zuvor. Statt den langsamen Verfall des eigenen Körpers anzunehmen, setzen immer mehr Menschen auf die Fortschritte der Medizin. Aber ist es richtig, das Leben immer weiter zu verlängern? "Fast jeder will alt werden, aber die wenigsten wollen alt sein", heißt es am Ende der 45-minütigen Dokumentation. Die Psychologin Alexandra Wuttke-Linnemann würde dies wohl nicht unterschreiben: Die fluide Intelligenz, also all jene Fähigkeiten, die mit Aufmerksamkeit, Konzentration und Schnelligkeit zu tun haben, sagt sie, nähmen etwa ab dem 25. Lebensjahr ab. Die kristalline Intelligenz aber, das heißt das erfahrungsbasierte Wissen, nehme bis ins hohe Alter zu. Man könne es so zusammenfassen sagt sie: "Die Jüngeren sind schneller, aber die Älteren kennen die Abkürzung."
Terra X: Das Uhrwerk des Lebens – So. 18.09. – ZDF: 19.30 Uhr
Quelle: teleschau – der mediendienst GmbH