"Das indische Grabmal": Wenn Pathos und Erotik aufeinanderprallen - Langs umstrittene Meisterwerke




Großes Kino bei 3sat – mehr als drei Stunden lang. Hintereinander zeigt der Sender zunächst um 15.10 Uhr Fritz Langs Klassiker "Der Tiger von Eschnapur" aus dem Jahr 1959 und direkt danach um 16.50 Uhr die Fortsetzung "Das indische Grabmal", die noch im selben Jahr entstand. Es waren Fritz Langs erste Filme in Europa nach seiner Rückkehr aus den USA. Der Kultfilm-Block am Pfingstmontag geht weiter um 20.15 Uhr mit dem mit Horst Buchholz, Anthony Quinn, Orson Welles, Massimo Girotti sowie Omar Sharif international besetzten Abenteuerfilm "Im Reich des Kublai Kahn", der erstmalig 1964 in die Kinos kam.
In "Der Tiger von Eschnapur" verliebt sich der Ingenieur Harald Berger (Paul Hubschmid) in Indien in die Schönheit Seetha (Debra Paget). Die ist aber dem Maharadscha von Eschnapur versprochen. In der Fortsetzung "Das indische Grabmal" werden die Liebenden nach geglückter Flucht vom Maharadscha schließlich gefangen genommen.
Allein zehn Minuten erotischer Tempeltanz
An Pathos und schwülstigen Phrasen fehlt es den Dialogen nicht. Fritz Lang hatte das Drehbuch nach einer ersten Ansicht eigenhändig umgeschrieben. Dabei war es nach der eigenen Vorlage von 1921 verfasst, die er mit seiner Frau Thea von Harbou für einen Stummfilm geschrieben hatte. Er habe den "Tiger von Eschnapur" nach dem Willen des Produzenten Artur Brauner mit dem Ziel eines internationalen Kassenerfolgs gemacht, verriet Fritz Lang der Zeitschrift "Cahiers du Cinéma" 1965: "Eine amüsante Herausforderung, das Sujet gab alle denkbaren Möglichkeiten her." Doch "die Sentimentalitäten" schreckten ihn ab, sie hätten "nicht einmal für ein Melodram" gereicht. Lang selbst schaufelte gewissermaßen dem Film eigenhändig das Grab: "Die beiden Indien-Schnulzen sind ein Desaster", so behauptete er, "sie haben überall viel Geld eingespielt, aber ich hasse sie."
Nicht zuletzt angesichts von Meisterwerken wie "Metropolis" und "M – Eine Stadt sucht einen Mörder", die Lang vor seiner Emigration 1934 nach Hollywood schuf, blieben die Indien-Filme denn auch von der Kritik lange unterschätzt. Erst viel später entdeckte man die pompöse Ironie, die in ihnen steckte, und den Wert einer Abenteuerlust, die Indien zelebrierte, wie einst Karl May den Wilden Westen. Opulent geht es zu, bei den Massenszenen in Rot, Weiß und Gold, schauerlich in den Höhlen und Palästen. Nur der erotische Tempeltanz der Darstellerin Debra Paget als Seetha dauert mit geschlagenen zehn Minuten dann doch viel zu lang.
Schwelgen in der Film-Historie
Die Klassiker-Programmierungen setzen Pfingstmontag bereits am frühen Morgen an, wenn 3sat noch einmal um 7.35 Uhr "Winnetou – Teil 1" zeigt, der auch schon am Vortag zur besten Sendezeit zu sehen ist. Es folgen die beiden Fortsetzungen (9.15 Uhr und 10.45 Uhr) sowie um 12.15 Uhr "Winnetou und das Halbblut Apanatschi" und um 13.40 Uhr "Winnetou und sein Freund Old Firehand".
Abends geht es mit dem britisch-australischen Abenteurfilm "Jungle" (20.15 Uhr) aus dem Jahr 2017 kurzzeitig etwas näher an die Gegenwart heran, bevor 3sat um 22.00 Uhr mit "Der letzte Mohikaner", der Michael-Mann-Regiearbeit aus dem Jahr 1992, die Uhren wieder ein wenig zurückdreht. Danach folgt noch einmal um 23.50 Uhr "Winnetou und das Halbblut Apanatschi".
Das indische Grabmal – Mo. 09.06. – 3sat: 16.50 Uhr
Quelle: teleschau – der mediendienst GmbH