Traumata können vererbt werden: Filmemacher Sebastian Heinzel folgt den Spuren seines Großvaters, der als Soldat im Krieg in Weißrussland war. Mitte 20 bekam Heinzel schwere Albträume.
Sebastian Heinzel, der Regisseur und Produzent dies Dokumentarfilms "Der Krieg in mir" (ZDF, kleines Fernsehspiel) hatte zwei Großväter, die beide während des Zweiten Weltkriegs im Osten kämpften. Der eine erzählte viel von Panzern und von Umzingelung, der andere erzählte nichts. Heinzel fragte sich, warum das so ist. Das Geschehene blieb unbewältigt – auch in der nachfolgenden Generation.
Der Vater hat nie mit dem Großvater geredet. Noch heute glaubt er: Alle, die in Russland kämpften waren Kriegsverbrecher. Heinzel bezieht seinen Vater ein in seine Recherchen, in Archiven, am Ort des Geschehens. Allmählich können sich Knoten in der eigenen Familiengeschichte lösen. Das Verzeihen der noch lebenden Opfer von damals hilft mit: Sie sprechen die Enkel von jeder Schuld frei.
Und doch gibt es die Ängste auch in der Generation, die den Krieg nie erlebte. Traumata können vererbt werden, sagen die Genforscher, sie wirken über Generationen hinweg weiter. Sie beweisen es anhand von depressiven oder aggressiven Mäusen. Aber auch historisch lässt sich das Schweigen deuten: "Ich sehe die Aufgabe unserer Generation jetzt darin, die seelischen Trümmer noch zur Seite zu räumen, die immer noch vorhanden sind. Auch weil viele Geschichten und viele Erlebnisse und Erfahrungen gar nicht aufgearbeitet werden konnten", sagt Heinzel. Die Generationen davor seien wohl noch zu nahe dran am Krieg gewesen.
Der Krieg in mir – Mo. 03.05. – ZDF: 00.30 Uhr
Quelle: teleschau – der mediendienst GmbH