Komödie mit Jan Josef Liefers

"Der Mann auf dem Baum": Wer hat Angst vorm Matriarchat?

14.06.2023, 16.29 Uhr
von Jens Szameit

Mit "Der Mann auf dem Baum" gibt es einen Geschlechterkampf der besonderen Art. Das Erste Wiederholt die "männerbewegte Komödie" mit Jan Josef Liefers.

ARD
Der Mann auf dem Baum
Komödie • 14.06.2023 • 20:15 Uhr

Schön, dass es so was noch gibt: einen echten Quotengaranten im deutschen Fernsehfilm. Dabei hat sich Jan Josef Liefers nicht einmal mit Sympathieträgerfiguren in den TV-Star-Olymp gespielt. Vor allem mit dem schnöseligen "Tatort"-Forensiker Boerne würden privat wahrscheinlich die wenigsten Krimifans warm. Liefers kann so einiges, aber jedes Drehbuch retten kann er nicht. Auch dann nicht, wenn es wie hier offenkundige Parallelen zu seinem privaten Schicksal als Vater eines Scheidungskinds gibt.

In einer nun im Ersten wiederholten WDR-Produktion ist er "Der Mann auf dem Baum". Wie er dahin kam, davon erzählt der Film von Silke Zertz (Buch) und Martin Gies (Regie), den die ARD zur Erstausstrahlung 2011 (4,59 Millionen Zuschauer) als "männerbewegte Komödie" bewarb. Klingt scheußlich. Doch das Ergebnis ist noch viel schlimmer.

Im Kampf gegen die "Mütterdiktatur"

Was würde Gary Lineker wohl dazu sagen? "Liebe ist ein Spiel für zwei Personen", hadert der 41-jährige Hotelangestellte Hans Mittelstädt (Liefers) im Rückgriff auf ein berühmtes Fußballerbonmot: "Es gibt keine Gnade und kein Fair Play. Und am Ende gewinnen immer die Frauen." Das Schlimme: Mittelstädt, dem prototypischen Mittelständler (hoho), ist es bierernst mit diesem selbstmitleidigen Glaubensdogma. Der Mann fühlt sich wie Don Quijote, und jede Frau ist eine gemeine Windmühle.

Jetzt hockt er also auf einem Holzpodest vor einer Tanzlinde (Trauerweide hätte besser gepasst) am Fuße des Kaiserdoms zu Aachen und will mit selbst gemalten Plakaten ("Mütterdiktatur Deutschland") ein Zeichen setzen. Und dann erzählt er dem Filmzuseher seine traurige Lebensgeschichte. Zumindest die Geschichte der letzten paar Monate, die ihn auf diese komische Plattform getrieben haben.

Mittelstädts Schicksal: Er ist geschieden. Das alleinige Sorgerecht für den gemeinsamen Sohn hat natürlich die Ex, Linda (Suzan Anbeh). Dabei liebt der Vater seinen Moritz (Jannis Michel) mindestens so innig wie die Mutter, die längst einen Neuen hat. Mit dem gut aussehenden Öko-Ingenieur Jonas (Tobias Kay) will sie sogar nach Dänemark auswandern. Dann war's das mit den romantischen Vater-Sohn-Wochenenden am See, die das intrigante Muttertier schon jetzt nach Kräften sabotiert.

Herzschmerzfinale mit Geigenmusik

Klar: Alleine wird Mann mit den politisch zementierten Unterdrückungsmechanismen der Frauen heutzutage nicht mehr fertig. Da ist es ein Segen, dass Hans beim Zwangsaufenthalt im Krankenhaus auf Gleichgesinnte trifft. Ein junger Casanova, ein ausgebrannter Topmanager und ein tumber, hässlicher Arbeitsloser, den Regisseur Gies in tatsächlich jeder einzelnen Einstellung mampfen und / oder Bier trinken lässt, haben schon bald eine gemeinsame Parole: "Nieder mit dem Feminat!" Denn: "Frauensolidarität können wir auch."

Um den Abflug des heiß geliebten Sohnemanns (der wird natürlich von Mädchen auf den Schulhof getriezt und von der Lehrerin dafür noch bestraft!) gen Dänemark zu verhindern, werden Pläne geschmiedet. Walter (Bernhard Schütz), der Manager, der Erektionsprobleme hat, weil ihm eine Jüngere in der Firma das Wasser abgräbt, will Lindas Typen mit einem Jobangebot korrumpieren. Martin (Philipp Danne), der bindungsscheue Frauenvernascher, soll seine Casanovaqualitäten bei der schönen, strengen Linda beweisen. Beides scheitert kläglich, und so treibt diese mit kitschiger Geigenmusik durchs Melodramatische watende Möchtegernkomödie einem Herzschmerzfinale samt Rundum-sorglos-Happy-End entgegen.

Männer: Wenn eine larmoyante Klischeeklamotte alles ist, was das ehemals starke Geschlecht im Genderkampf aufzubieten hat, dann habt ihr jedes Mitleid verdient!

Der Mann auf dem Baum – Mi. 14.06. – ARD: 20.15 Uhr


Quelle: teleschau – der mediendienst GmbH

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