RTL startet neue Show

Sonja Zietlow über die RTL-Show "Die Verräter": "Das Beschuldigtwerden macht etwas mit einem"

22.09.2023, 11.05 Uhr
von Eric Leimann

In der neuen RTL-Show gehört das Lügen und Betrügen zum Konzept. In der Sendung mit Sonja Zietlow versuchen drei "Verräter" 13 "Loyale" zu täuschen. Wie fies ist diese Show wirklich für die teilnehmenden Promis?

Der Unterschied zwischen dem bereits in 25 TV-Märkte verkauften Format "Die Verräter" und einer normalen TV-Spielshow ist in etwa der zwischen einem normalen Krimi und dem Genre-Klassiker "Inspektor Columbo", bei dem die Zuschauer ab den ersten Szenen bereits wissen, wer der Mörder oder die Mörderin ist. Den Rest des Films respektive der Show spielt man nämlich Mäuschen beim Versuch des Täters beziehungsweise dreier – für die Zuschauer sichtbar ausgewählter – "Verräter", die restlichen 13 "Loyalen" nacheinander zu "ermorden". Wobei die "Verräter" allerdings auch Gefahr laufen, bei der abendlichen Abstimmung der in einem südfranzischen Schloss einkasernierten Promis selbst aus der Show herausgewählt zu werden.

Jeden Abend entscheidet die Gruppe, wer heute das Anwesen verlassen muss – in der Hoffnung, dass es einen der "Verräter" getroffen hat. Gespielt wird um einen Schatz von 50.000 Euro. Wer wird gewinnen – die Gruppe der Loyalen oder einer der fiesen "Verräter"? Ab 20. September läuft "Die Verräter" immer mittwochs, um 20.15 Uhr, bei RTL. Sechs Episoden sind es insgesamt. Beim zahlungspflichtigen Streamingdienst RTL+ sind die ersten beiden Folgen der Adaption eines niederländischen Erfolgsformats allerdings schon ab 13. September im Angebot.

"Game of Thrones"-mäßige Überraschungen

Die Riege der 16 Teilnehmenden ist bunt, aber es sind "Prominente, die immer auf einem gewissen Niveau agieren, auch wenn sie gegeneinander sind", wie es Spielleiterin Sonja Zietlow vor Journalisten in Köln ausdrückte. Recht hat sie. Beim gegenseitigen Belauern, Intrigieren und Nachdenken darüber, wer täuscht und wer die Wahrheit sagt, ist es für den Spaß am Zusehen unabdingbar, dass die Spieler ein gewisses Niveau mitbringen, was nach Ansicht der beiden ersten Folgen aber zu funktionieren scheint. Im Schloss untergebracht – ohne Internet, Telefon und anderen Verbindungsmöglichkeiten nach draußen – leben in Staffel eins: die Schauspielerinnen Susan Sideropoulos, Christine Urspruch und Mariella Ahrens sowie ihre Kollegen Claude-Oliver RudolphFlorian Fitz und Timothy Boldt.

Des Weiteren treten Rapper Jalil, der ehemalige Handball-Nationalspieler Pascal Hens und Stefan Mross' Ex, die Sängerin Anna-Carina Woitschack, in "Die Verräter" an. Einer Show, die ein bisschen an das populäre Gesellschaftsspiel "Werwolf" erinnert. Den bunten Cast komplettieren Ex-Musikstar Sabrina Setlur, "Princess Charming" Irina Schlauch, Schlagersänger Vincent Gross, Unternehmerin Shermine Shahrivar, Sportjournalistin Ulrike von der Groeben, Werbeikone Friedrich Liechtenstein und Quizmaster Sebastian Klussmann.

"Es ist unvorhersehbar", lobt Sonja Zietlow das Format, dessen holländische, britische und amerikanische (Erfolgs-)Variante sie schon vor ihrem Engagement gesehen hat. "Genau das bringt die Produzenten auch ein bisschen zur Verzweiflung, denn wir müssen einfach den Spielern folgen. Was sie entscheiden, ist Sache." Tatsächlich geben die Macher ein Stück weit die Kontrolle über den Showverlauf in die Hände der Spielenden – was durchaus etwas Neues ist, denn so werden auch mal Publikumslieblinge "Game of Thrones"-mäßig herauskatapultiert, einfach, weil die "Verräter" erfolgreich intrigiert haben oder sich die Gruppendynamik entsprechend entwickelte.

Von Gewissensbiss über Verfolgungswahn

Dennoch geht es in der Show laut Sonja Zietlow nicht um "das Böse". Sie betont, "dass die Verräter einfach ein fantastisches Spiel gespielt haben. Man findet sie trotz ihrer Rolle sympathisch, hat absolute Hochachtung vor ihnen und man sieht ihnen auch ihre Gewissensbisse an – oder auch manchmal ihren Verfolgungswahn."

Ein paar der prominenten Spielteilnehmer waren beim Kölner Medientreff zur deutschen Version der momentan mit am heißesten gehandelten Spielshow der Welt ebenfalls vor Ort. Einer der "Verräter" berichtete dabei von der Belastung und Anstrengung, die es darstellt, sich über viele Tage immer verstellen zu müssen. Pro Nacht treffen sich die drei "Verräter" heimlich in einem Turmzimmer, um den Namen eines Mitspielers festzulegen, der am nächsten Morgen nicht mehr durch die Tür des Frühstücksraums tritt. Einer der spannendsten Momente der Show, neben der abendlichen Nominierung des "Ausscheidenden". Fast ein Sozial-Experiment, in jedem Fall aber Gruppendynamik pur.

"Auch das Beschuldigtwerden macht etwas mit einem"

"Was hat das Lügen mit euch gemacht?", will eine Journalistin von den Teilnehmenden wissen. "Die Gruppendynamik ist unfassbar stark", antwortet Sabrina Setlur, die sich mit Menschenkenntnis durch das Spiel "retten" wollte, am Ende aber feststellen musste: "Menschenkenntnis ist der Gruppendynamik unterlegen". Keine tröstliche Erkenntnis, wenn man das Spiel auf gesellschaftliche Prozesse übertragen will.

"Auch das Beschuldigtwerden macht etwas mit einem", hat Sonja Zietlow während ihrer Anleitung der in den Niederlanden erfundenen Show, die es nun übrigens auch als Brettspiel zu kaufen gibt, beobachtet. Man kann sich denken, dass dieses "macht was mit einem" zutrifft: Während das "falsche Spiel" der "Verräter" bei den Betroffenen vielleicht Stress und Erschöpfung auslöst, ist falsches Beschuldigtwerden und erst recht das Herausgewähltwerden aus der Show als (falscher) "Verräter" etwas, was wir Menschen überhaupt nicht mögen: zutiefst ungerecht behandelt zu werden.

Weil "Die Verräter" mit derlei Instinkten und Ängsten im wahrsten Sinne des Wortes spielt, ist die Show- trotz vertrauter Casting-Elemente- tatsächlich etwas Neues und Reizvolles in der TV-Formatlandschaft.


Quelle: teleschau – der mediendienst GmbH

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