Bei "Maischberger"

Reinhold Beckmann zum Ukraine-Krieg: "Das alles hat mich erstmal vom Weiterschreiben abgehalten

20.09.2023, 10.57 Uhr

Reinhold Beckmann bezeichnet sich als überzeugter Pazifist, doch der russische Angriffskrieg gegen die Ukraine hat etwas an seiner Einstellung geändert. Aktuell arbeitet der Autor an einem neuen Buch, in dem er sich mit dem Zweiten Weltkrieg und seinen Folgen für die Familie beschäftigt.

Seit nun knapp eineinhalb Jahren tobt der russische Angriffskrieg auf die Ukraine und fordert noch immer zahlreiche Menschen- und Soldatenleben. Im Februar 2022 begann Reinhold Beckmann, seinen autobiografischen Roman "Aenne und ihre Brüder" zu schreiben. Der Journalist und Moderator arbeitet darin die Geschichte seiner vier Onkel auf, die alle im Zweiten Weltkrieg gefallen sind.

"Jetzt geht es den ukrainischen Müttern und Vätern genauso wie damals meiner Mutter"

Einen Tag später habe ihn die Nachricht von Krieg in Europa ereilt, erzählte er bei Sandra Maischberger: "Das kann doch nicht wahr sein", habe er erschrocken gedacht. Darüber, wie ihn der Ukrainekrieg beeinflusst hat, sprach er am Dienstagabend in der ARD-Talkshow: "Das alles hat mich erstmal vom Weiterschreiben abgehalten, um es zu verstehen. Jetzt geht es den ukrainischen Müttern und Vätern genauso wie damals meiner Mutter".

Erst durch das Schreiben habe er seine vier Onkel richtig kennengelernt, erzählte Beckmann. Denn seine Mutter habe ihm die Feldpostbriefe seiner Brüder hinterlassen. Mithilfe der Abschriften und der Feldpostbriefe sei es ihm dann gelungen, geografische und zeitliche Einordnungen vorzunehmen. Der Schreibprozess mit all den Recherchen habe wesentlich zu seiner Haltung zum Ukrainekrieg beigetragen.

"Was ist aus all den Friedensbewegungen aus unserer Zeit geworden?", fragte Beckmann im Rahmen der Talkshow. "Es gab Phasen, als wir alle hingeschaut haben, als Putin noch im Bundestag redete. Ist er wirklich an Demokratie interessiert? Ist er wirklich offen für eine liberale Welt?" Diese Fragen beantwortete er sogleich selbst – und zwar mit Nachdruck: "Nein, er tritt Rechtsstreitigkeiten mit Füßen. Er tritt das Völkerrecht mit Füßen. Er tritt das Recht auf Leben seiner eigenen Soldaten mit Füßen", empörte sich der Journalist über den russischen Präsidenten.

Wichtig war Beckmann auch zu erwähnen, dass es auch Russland unter dem Krieg leide: "Die russischen Eltern zittern genauso wie die ukrainischen Eltern". Dennoch sprach er sich deutlich dafür aus, Putin militärisch die Stirn zu bieten und zog dafür einen historischen Vergleich: Eine Friedensdemo auf dem Trafalgar Square hätte nichts gegen Hitler ausrichten können, erklärte Beckmann: "Man musste gegen Hitler agieren, dagegen angehen. Das gilt auch für heute", betonte er. Die Realität des Ukrainekrieges mache ihm zu schaffen: "Der Pazifist in mir hat sich sehr gewandelt und sehr verändert in dieser Frage."


Quelle: teleschau – der mediendienst GmbH

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