Beliebter ARD-Krimi

"Polizeiruf 110": Erste Folge mit Johanna Wokalek polarisiert ARD-Publikum

19.09.2023, 09.33 Uhr

Die erste Folge "Polizeiruf 110" mit der neuer Münchner TV-Kommissarin Johanna Wokalek spaltete die Gemüter. War es eine "wunderbare Persiflage auf die woke Blasenkultur" oder "Wind auf die Mühlen der #ADF"?

Für den ersten Eindruck gibt es keine zweite Chance, heißt es, und Eindruck hat Johanna Wokalek als neue Münchner "Polizeiruf 110"-Kommissarin Cris Blohm fraglos hinterlassen. Wenn auch nicht überall einen guten. Die Reaktionen auf ihren Premierenfall "Little Boxes" am Sonntagabend fielen noch polarisierter aus als am Krimisendeplatz im Ersten ohnehin üblich.

Angesichts des Sujets und der Erzählweise dürfte das bei den BR-Verantwortlichen jedoch niemanden ernstlich überrascht haben. Mit außergewöhnlicher Bildsprache, überzeichneten Dialogen und irrwitzigen Tanzeinlagen wurde zur besten Sendezeit im Ersten der "woke" Bildungselitendiskurs durch den Kakao gezogen.

"Mutig, provokant, satirisch überzeichnet"

Der Film ist eher eine scharfzüngige, sprachlich komplexe Gesellschaftssatire als ein Krimi. Und er spielt in einer Szene, mit der nicht zu spaßen ist. Aufs Korn genommen werden die "superwoken" akademischen Kreise jener "Forscher-Personen", die sich mit Sexismus, Rassismus und postkolonialistischen Studien auseinandersetzen. Menschen, bei denen man mit falschem Auftreten oder unbedachten Worten schneller ins Fettnäpfchen getreten ist, als man seinen Satz zu Ende bringen kann.

Auch die PR-Bemühungen der Polizeibehörde wurden satirisch überspitzt. So erfuhr man vonseiten der Vorgesetzten etwa, dass gegenüber der Öffentlichkeit nicht mehr von "Tätern", sondern genderneutral von "Tatpersonen" zu sprechen sei.

Als "eine wunderbare Persiflage auf die woke Blasenkultur der 'Elitegesellschaft'", würdigte ein Facebook-User diesen ungewöhnlichen Krimiansatz. "Mutig, provokant, satirisch überzeichnet, mit charismatischen Hauptakteuren und humorvollen Dialogen", befand ein weiterer User.

Weniger warm wurde diese Facebook-Nutzerin mit dem Film: "Das noch wenige arbeitende Volk will Sonntag Abend noch etwas Entspannung bevor man wieder in eine stressige Arbeitswoche geht mit den ganzen Alltagsproblemen. Da braucht man so was nicht. Das hat auch nichts mit Rassismus oder Rechts noch sonst was zu tun." Darauf die Antwort eines anderen Zuschauers: "Aber wurde nicht genau das, ziemlich ins Lächerliche gezogen? Genau darum fand ich ihn so gut."

"Wie sehr darf man bitte CSU und AfD und Aiwanger & Co. in die Hände spielen?!?"

Während auf dem offiziellen "Polizeiruf 110"-Facebookprofil die positiven Stimmen deutlich überwiegen, brach sich beim Kurznachrichtendienst X (vormals Twitter) während und nach der Ausstrahlung deutlich mehr Unmut Bahn. "Boa ey. Was kotzt mich der #Polizeiruf110 an. In diesen Zeiten so Uni und Akademie und Feminismus darzustellen. Wie sehr darf man bitte CSU und AfD und Aiwanger & Co. in die Hände spielen?!?", sorgt sich eine X-Userin über die gesellschaftliche Wirkung des Films.

Auch diese Nutzerin stört sich an der politischen Botschaft: "Wie schrecklich ist bitte der #Polizeiruf110? Wichtige Themen wie Gleichberechtigung, Frauenrechte und Rassismus werden der Lächerlichkeit preisgegeben. Wind auf die Mühlen der #ADF." Hingegen bilanziert ein anderer Krimi-Fan: "Feinste Satire, die sich offenbar nicht jedem erschlossen hat."

Deutlicher Primetimesieg für den "Polizeiruf 110"

Mit der Einschaltquote können die Senderverantwortlichen hingegen zufrieden sein. Mit 6,98 Millionen Zuschauerinnen und Zuschauern war der "Polizeiruf 110: Little Boxes" das mit deutlichem Abstand meistgesehene Programm ab 20.15 Uhr. Das spiegeln auch starke 26,2 Prozent Marktanteil beim Gesamtpublikum und 17,4 Prozent bei den 14- bis 49-Jährigen wider.

Auf den zweiten Fall für Kommissarin Cris Blohm muss das ARD-Publikum noch bis 2024 warten. Im "Polizeiruf 110: Funkensommer" (Buch und Regie: Alexander Adolph) geht es um einen Brandfall mit Leiche.


Quelle: teleschau – der mediendienst GmbH

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