"Laim und die schlafenden Hunde": Die kaltherzige Welt der Turbo-Kapitalisten
Es ist eine kalte Welt, in der sich der abweisend und verschlossen wirkende Chefermittler, gespielt von Maximilian Simonischek, im sechsten "Laim"-Krimi begibt. Hinter metallisch-gläsernen Bürogebäuden finden die Machenschaften der neuen Wirtschaftselite statt.
Es sind nicht nur die abweisenden metallisch-gläsernen Büroturm-Konstruktionen. Es sind auch frostige Sprüche und aggressive Durchhalteparolen, die das Raumklima bei der Ansicht dieses Krimis massiv herunterkühlen. "Laim und die schlafenden Hunde" spielt im Milieu einer neuen Wirtschaftselite, die auf ihrem Weg zum Erfolg keine Widerstände duldet und offenbar über Leichen geht. Es geht tief hinein in die seelisch schockgefrostete Welt von Start-up-Pitch-Präsentationen, bei der aufstiegswillige Jung-Geschäftsleute zu allem bereit sind.
Spur des Befremdens und Fröstelns
Unbeeindruckt von den Angebersprüchen bleibt natürlich Lukas Laim (Maximilian Simonischek), der hünenhafte, distanzierte, nicht nur wegen seiner Haupthaar- und Bart-Mode meist grau und kratzig wirkende Ermittler. Der einsame Wolf streift mal wieder durchs ZDF-Fernsehgeschehen und hinterlässt eine Spur des Befremdens und Fröstelns. Nur gut, dass Laim mit Anton Simhandel (Gerhard Wittmann, bekannt und beliebt als "der Bruder" aus den "Eberhofer"-Krimis) einen Assistenten zur Seite hat, der doch tatsächlich willens ist, mit den Leuten zu reden – und durch seine charmante, bajuwarische Art die Menschen auch öffnen kann. Laim weiß, was er an Simhandel hat. Nur sagen wird er das auch in Zukunft eher selten.
Gemeinsam klemmen sie sich hinter die Rekonstruktion einer scheußlichen Gewalttat: Dirk Reimann (Michael Wächter), der eigentlich gerade noch als Eröffnungsredner – in der Sprache der jungen, hippen Entrepreneure als "Keynote Speaker" – gebucht war, wurde offenbar brutal getötet. Als man ihn aus dem Wasser zieht, ist der Schlag auf den Hinterkopf gut zu erkennen. Schnell sind auch erste Tatverdächtige ermittelt: Anno Waldeck (Christoph Schechinger) und Lin Yu Choi (Kotti Yun) hätten ein Motiv, Reimann zu töten. Sie hatten ihn zuvor ähnlich kaltblütig bereits aus dem gemeinsamen Unternehmen gekickt.
Kühler Kotzbrocken und heißer Frauenschwarm
Doch dann tun sich rasch neue Abgründe auf – und die Ermittlungsarbeit windet sich: Wie sich herausstellt, war Reimann, obwohl er zeitweise zumindest bestens verdient haben musste, zuletzt ein Obdachloser. Und er verbrachte viel Zeit in der Familienvilla von Cecily Filander (Adina Vetter), die ihre Erb-Immobilie in eine Anlaufstelle für Gestrandete umgewandelt hat. Doch welchen Preis musste Reimann für eine Aufnahme dort bezahlen? Und wie kann man seriös weiter recherchieren, wenn sich wieder private Verstrickungen auftun? Lukas, der trotz (oder gerade wegen?) aller Schroffheit einen beachtlichen Schlag bei Frauen hat, kennt Cecily von früher nur zu gut.
Spätestens seit dem Dokufiction-Zweiteiler "Hindenburg", im Februar 2011 bei RTL, kennt ihn das TV-Publikum: Damals spielte der 1,93-Meter-Mann Maximilian Simonischek den Konstrukteur des berühmten Luftschiffes. Als die "Laim"-Reihe 2012 startet, stellte die Figur des Kommissars für ihn eine Herausforderung dar, sagte Simonischek in einem Interview. Kommissar Laim ist ein Frauenschwarm, der das Geld seiner reichen Starnberger Familie mit einer Prostituierten verprasst. Verschlossen, unsympathisch, "cool bis zur Arroganz", wie Simonischek meint.
Man habe eben etwas Besonderes vorgehabt mit dieser Arbeit, sei Risiken und wohl auch Tabubrüche eingegangen. "Alles, was mit Sehgewohnheiten bricht, finde ich erst mal gut", sagte der 1982 in Berlin geborene, in Hamburg und Zürich aufgewachsene Schauspieler, der sich als Deutscher sieht. Dem Pass nach ist er allerdings Österreicher, wie sein Vater, der jüngst im Mai verstorbene ehemalige "Jedermann"-Star Peter Simonischek. Die Mutter, Charlotte Schwab, ist Schweizerin. In München arbeitet Simonischek Junior nun schon an seinem nächsten Fall.
Laim und die schlafenden Hunde – Mo. 18.09. – ZDF: 20.15 Uhr
Quelle: teleschau – der mediendienst GmbH