Bei "Markus Lanz"

Sahra Wagenknecht erklärt im ZDF-Talk: "Ich erlebe, wie eine bestimmte Lebensart geächtet wird"

20.09.2023, 09.10 Uhr
von Natascha Wittmann

Die frühere Fraktionschefin der Linkspartei Sahra Wagenknecht war zu Gast in der Talkrunde von Markus Lanz und verteidigte ihre Forderungen zum Waffenlieferungs-Stopp. Zudem sprach di Politikerin über eine vermeintliche Kontrolle des Staates über die deutschen Bürger.

Verlässt sie die Linkspartei, mit der sie sich in vielen Fragen inzwischen zerstritten hat? Bis Ende des Jahres will Sahra Wagenknecht entscheiden, ob sie zusammen mit politischen Vertrauten eine eigene Partei gründet. Bei "Markus Lanz" erklärte sie am Dienstagabend, welche Voraussetzungen dafür erfüllt werden müssen. Gleichzeitig legte sie sich mit dem ZDF-Moderator an, als es um die "verengte Debattenkultur" und die vermeintliche Kontrolle des Staates über die deutschen Bürger ging.

"Ich kann nicht alleine eine Partei gründen"

Zunächst erklärte Wagenknecht, was sie auf die Idee der potenziellen Gründung einer eigenen Partei brachte: "Das Problem ist ja, dass wir eine riesige Leerstelle im politischen Spektrum haben." Es gebe laut der Politikerin viele Menschen, die sich mittlerweile "von keiner Partei mehr vertreten" fühlen. Sie finde es "unerträglich", dass die Ampelregierung "mit ihrer unglaublich schlechten Politik auch gleichzeitig so wenig Opposition" habe.

Wagenknecht ergänzte energisch: "Ich finde, sie verdient eine starke, seriöse Opposition und die haben wir zurzeit nicht. Deswegen wünsche ich mir, dass so eine Partei entsteht." Markus Lanz hakte deshalb nach: "Worauf warten Sie, Frau Wagenknecht?" Die Politikerin wollte sich jedoch nicht in die Karten schauen lassen und reagierte schwammig: "Ich warte darauf, dass die Voraussetzungen da sind. (...) Ich kann nicht alleine eine Partei gründen."

Markus Lanz sinnierte daher über eine mögliche Zusammenarbeit zwischen Wagenknecht und Ex-Grünen-Politiker Boris Palmer. "Er kann organisieren", stellte der ZDF-Moderator fest. Er merkte lachend an: "Das ist doch ein perfektes Match eigentlich. Also Elite-Partner dürfen sie nicht sagen, dann klingt das wieder so abgehoben. Aber gutes Match. Politisches Tinder-Match!" Sahra Wagenknecht zeigte sich jedoch unbeeindruckt und merkte an: "Es gibt Fragen, wo wir durchaus einer Meinung sind. Es gibt Fragen, wo wir sehr unterschiedlicher Meinung sind." Lanz wies daraufhin prompt auf die gemeinsame Abneigung gegen die Grünen hin, worauf Wagenknecht zustimmend anmerkte: "Die Grünen tun alles dafür, in diesem Land die Lebensverhältnisse für viele Menschen noch schwerer zu machen, als sie ohnehin schon sind."

Daraufhin entbrannte zwischen Wagenknecht und Lanz eine Grundsatzdiskussion, denn die Politikerin behauptete immer wieder, dass Menschen in Deutschland "ausgegrenzt" werden, "wenn sie den Mainstream verlassen". "Wer äußert, dass er Zuwanderung (...) für problematisch hält, hat sofort den Vorwurf, er ist ein Rassist", so Wagenknecht. Sie halte es zudem nicht "für einen demokratischen Diskurs", wenn man sie als Putin-freundlich bezeichne, weil sie sich gegen Waffenlieferungen ausspreche.

Eine Mitschuld sehe sie hier vor allem auch bei den Öffentlich-Rechtlichen Medien. Ein Vorwurf, den Lanz nicht akzeptieren wollte: "Dass Sie jetzt insinuieren, da gibt es den Staat, der Leuten wie mir im Öffentlich-Rechtlichen Rundfunk quasi vorschreibt, was ich zu sagen habe: Nie! Das meinen Sie nicht ernst, oder?" Sahra Wagenknecht blieb jedoch bei ihrer Meinung und legte nach: "Wir haben zunehmend in Deutschland eine Debatte, die sich verengt. (...) Wenn Sie das in Abrede stellen, dann leben Sie nicht in diesem Land!"

Sahra Wagenknecht: "Ich erlebe, wie eine bestimmte Lebensart geächtet wird"

Gleichzeitig ruderte die Politikerin zurück und merkte an, dass sie nie gesagt habe, "dass wir in einer Diktatur leben". Mit Blick auf Lanz bemängelte sie: "Sie dürfen mir jetzt auch nicht Dinge unterstellen, die ich nicht gesagt habe!" Der ZDF-Moderator ließ sich davon nicht beirren und erklärte: "Nein, aber ich habe ein Problem mit diesem Geraune, mit diesem Insinuieren von Dingen." Es sei "Quatsch", so Lanz, dass Sahra Wagenknecht beispielsweise behaupte, dass der Staat seine Bürger in Ernährungsfragen bevormunde. Er fragte deshalb kritisch: "Wann haben Sie zuletzt bei Aldi an der Tiefkühltruhe einen staatlichen Aufseher gesehen, der Ihnen ein schlechtes Gewissen gemacht hat, weil Sie ein Schnitzel rausgeholt haben?"

Die Politikerin ließ sich davon jedoch nicht beirren und antwortete trocken: "Ich erlebe, wie eine bestimmte Lebensart geächtet wird, wie sie herabgewürdigt wird – auch von verantwortlichen Politikern." Wagenknecht weiter: "Der Effekt ist natürlich, dass am Ende viele deswegen auch AfD wählen, weil die dann solche Dinge aufgreifen." Lanz reagierte fassungslos: "Aber doch nicht, weil sie geächtet werden, weil sie das falsche Schnitzel essen. Das ist doch Quatsch!"


Quelle: teleschau – der mediendienst GmbH

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