"Die russische Spende"

"Dr. Hoffmann": Hobby-Detektive im Krankenhaus

17.02.2022, 07.56 Uhr
von Hans Czerny

Ein Arzt und eine Lehrerin ermitteln gemeinsam: In der Klinik, in der Dr. Felix Hoffmann als Stationsarzt arbeitet, tut sich offenbar Kriminelles ...

ARD
Dr. Hoffmann – Die russische Spende
Krimi • 17.02.2022 • 20:15 Uhr

Warum nicht auch mal ein Klinikarzt als Detektiv, wo ansonsten ja auch schon Pfarrer, Psychiater oder Tierärzte diesem Gewerbe nachgehen? – Ziemlich allein steht der Stationsarzt Dr. Hoffmann (Kai Wiesinger, lesen Sie hier das Interview zu seiner neuen Rolle), den seine Freundin Celine (Isabell Polak), hauptamtliche Lehrerin, immer nur "Hoffmann" nennt, zwischen all den Donnerstagskrimis im Ersten, die an so illustren Schauplätzen wie Split, Zürich und Bozen spielen. Die beiden sind auf üble Machenschaften im Krankenhaus spezialisiert, sie schnüffeln in Chefarztzimmern und Laboren. "Die russische Spende" ist eine Adaption des ersten "Dr. Hoffmann"-Romans von Christoph Spielberg, selbst verdienter Arzt und Kardiologe. Der Krimi erschien als erster einer ganzen Reihe 2001, eine TV-Adaption war bereits für 2009 geplant.

Dass Kliniken ein guter Ort für Dramen, Intrigen und Techtelmechtel sind, weiß man ja auch seit den ärztlichen Umtrieben in der Sachsenklinik aus "In aller Freundschaft" (gleichfalls ARD). Bei "Dr. Hoffmann" geht es erst einmal ernster zu. Ein betulicher Prolog, von Kai Wiesinger mit sonorer Stimme selbst gesprochen, kündet vom "Gedanken, alles falsch gemacht zu haben" und vom "freien Fall", der einem passieren kann: "Peng. Das war's dann. Auf Wiedersehen!"

So traurig ist dann die Sache selbst trotz mehrerer Toter nicht. Am Ende halten die Hobbyschnüffler das Heft fest in der Hand und mittendrin ist gar auch mal Platz für kleinere Komödien. Gleich zu Beginn wird Hoffmann vom gemeinsamen Krimi-Schau'n mit der Freundin hochgerissen. Er wird bei der Nachtschicht im Krankenhaus gebraucht – der erste Skandal wartet schon – ein toter Russe wurde eingeliefert, einer aus der Putzkolonne, den Hoffmann von einer vor Wochen erfolgten Behandlung her kennt.

"Du bist ein guter Mensch!" sagt Celine, die Freundin, beim Aufbruch zu ihm. Hoffmann wäre damit hinlänglich charakterisiert. Er ist hilfreich, kein Karrierist und womöglich beruflich an einer Kreuzung "falsch abgebogen", wie Celine angesichts ärztlicher Luxuslimousinen mutmaßt. Genauso wie in dem Fernsehkrimi, aus dem die beiden auf der Couch gerissen wurden, geht es auch im Krimi selber zu. In Windeseile decken Hoffmann und die mit dem Handy herbeizitierte Freundin eine Reihe dunkler Machenschaften auf. Wenn schon nicht Organspenden, so sind es doch gefälschte Blutkonserven aus dem Osten, die zu denken geben. Mafiose Dunkelmänner durchstreifen die Flure, es wird russisch geraunt. Und wieso guckt der kaufmännische Direktor des Krankenhauses immer so angstvoll den dunklen Gestalten hinterher?

Krimi oder Komödie?

Gut, dass Hoffmann als Klinikangestellter in alle Räume – vom Labor bis zum Chefzimmer – eindringen kann. Celine hilft mit Kenntnissen, die sie als IT-lerin vor ihrem Lehrerjob gewonnen hat. Viel zu früh sind die Bösen und die Guten auseinanderdividiert. Es fehlt dann doch an Spannung und an Humor, wie ihn vor allem ein immer wieder einsetzender Jive-Boogie als Score verspricht. Selbst mit geteiltem Bildschirm und Rollblenden wird von der Regie (Max Zähle) nicht gegeizt. Das deutet auf ein augenzwinkerndes Spiel mit alten Kriminalkomödien hin.

Ein überraschender Schluss hält gar eine kühne James-Bond-Wende bereit: Die Russen-Mafia wird ausgetrickst. Bis dorthin gibt es manch bewusst naive Pärchen-Dialoge ("Wir müssen das jetzt machen, sonst macht das keiner!"), doch zwischen Komödie und Krimi kann sich der Film nicht entscheiden. Wer also an dem märchenhaft altbackenen Krimi seine Freude haben will, wird so manches Auge zudrücken müssen.

Dr. Hoffmann – Die russische Spende – Do. 17.02. – ARD: 20.15 Uhr


Quelle: teleschau – der mediendienst GmbH

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