"Käthe und ich – Der kleine Ritter": Faris will "groß sein"
In ihrem neuen Film bekommen es Hund Käthe und Psychologe Paul (Christoph Schechinger) mit einer alleinerziehenden Mutter und ihrem zwölfjährigen Sohn zu tun, der versucht, schnell erwachsen zu werden, um der Familie zu helfen. Doch dann wird das Jugendamt auf ihn aufmerksam.
Der Vater ist kürzlich verstorben, die Mutter hat elf verschiedene Jobs, und der Junge, Faris Salem (Giorgio Valero), ist erst zwölf Jahre alt. Von einem Familienschicksal, das unter die Haut geht, erzählt Brigitte Müller, die Drehbuchautorin im neunten ARD-Freitagsfilm "Der kleine Ritter" der beliebten Reihe "Käthe und ich". Im Fokus steht das Leben eines Kindes, das viel zu früh erwachsen werden muss und unbarmherzig mit der Härte des Lebens konfrontiert wird.
Das Chaos in der Wohnung
Faris will "groß sein". Er will stark sein für seine Mutter Minou (Oona Devi Liebich). Und so verheimlicht er lange Zeit ihren Aufenthaltsort – um sie zu schützen, wie sich im Laufe des Films herausstellt. Doch der Schuss geht nach hinten los. Denn die Nachbarn wundern sich, und schließlich wird auch die Schuldirektorin stutzig, als der sonst so engagierte Schüler Faris immer erschöpfter zum Unterricht erscheint. Direktorin Dr. Madaki (Thelma Buabeng) findet keinen Zugang zu dem Jungen und schaltet Paul (Christoph Schechinger) ein.
Der Psychologe soll herausfinden, warum sich Faris so merkwürdig verhält und wo seine Mutter ist. Als Paul in der Wohnung der kleinen Familie ein heilloses Chaos vorfindet, sich Mahnungen häufen und Essensreste stapeln, schwant ihm Übles. "Ihr geht es gut, warum glaubt mir keiner?" – Verzweifelt versucht Faris, die Fassade aufrechtzuerhalten. Niemand will die Polizei einschalten müssen – und schon gar nicht das Jugendamt. Wie gut, dass Pauls Therapiehündin Käthe und der Zwölfjährige sich auf Anhieb gut verstehen ...
Der Zauber der tierischen Verbindung
Das Tier scheint den Schauspielerinnen und Schauspielern ebenbürtig zu sein. Ob Hündin "Hoonah" (spielt Käthe) jemandem eine Pfote auflegt, als würde ein Mensch den Arm berühren, oder ob sie einem mit ihrem treuen Blick eindringlich in die Augen schaut – es ist eben vor allem Käthe, die den Geschichten Leben einhaucht. Ein Gänsehautmoment jagt den nächsten, wenn die Hündin ihren – man könnte fast sagen – Zauber wirken lässt. Aber nicht nur diese Beziehung zwischen Mensch und Tier berührt in diesem Freitagsfilm.
Dass Publikumsliebling Liebich in ihrer Rolle als alleinerziehende Mutter beim Versuch, sich und ihrem Sohn ein besseres Leben zu ermöglichen, unverschuldet mit dem Jugendamt aneinander gerät, beleuchtet ein brisantes, emotionales Thema. Das Risiko, in Armut zu leben, ist für Alleinerziehende so hoch wie für keine andere Familienform. Regisseur Oliver Liliensiek nähert sich dem Thema mit feinem Gespür für die Charaktere – und vergisst dabei nicht, die Mängel des Systems anzuprangern.
Eine vielschichtige Erzählung
Dabei beeindruckt Saskia Vester in der Rolle der auf den ersten Blick kühlen Jugendamtsmitarbeiterin Gudrun Tönnissen. Dass sich hinter dieser harten Fassade eine – wie Vester es nennt – "zerrissene Person" mit einer tragischen Geschichte verbirgt, ist ein weiterer spannender Aspekt einer erstaunlich vielschichtigen Erzählung.
Der zehnte Film "Sommerliebe" ist am Freitag, 26. Januar, zur besten Sendezeit zu sehen. Dann müssen sich Paul und Käthe der Zerstörungskraft toxischer Beziehungen stellen.
"Käthe und ich – Der kleine Ritter" – Fr. 19.01. – ARD: 20.15 Uhr
Quelle: teleschau – der mediendienst GmbH