Darf man "nix mehr sagen"? Bernhard Hoëcker kritisiert Thomas Gottschalk
Thomas Gottschalk verabschiedete sich im November letzten Jahres von "Wetten, dass ..?". Dabei kritisierte die TV-Legende die "Überempfindlichkeit" mancher Leute mit den Worten: "Inzwischen rede ich zu Hause anders als im Fernsehen". Bernhard Hoëcker bewertet die gesellschaftliche Lage anders und kontert.
Auch fast zwei Monate nach der letzten "Wetten, dass ..?"-Ausgabe mit Thomas Gottschalk hallen dessen viel diskutierte Abschiedsworte weiter nach. Müssen sich Entertainer und Moderatoren heute wirklich vor der Kamera selbst zensieren, um der Gefahr eines "Shitstorms" auszuweichen? Bernhard Hoëcker hält die Behauptung, die sich aus Gottschalks Schlussmonolog ableiten lässt, für verfehlt. Das machte der ARD-Star jetzt in einem Interview deutlich.
Hoëcker: "... die Leute können heute halt leichter ihre Meinung dazu äußern"
"Ehrlich gesagt habe ich die Sendung gar nicht gesehen", räumt der Teamcaptain der ARD-Quizshowreihe "Wer weiß den sowas?" auf Nachfrage von "web.de" ein. Gottschalks beißende Kritik am vermeintlich überempfindlichen Zeitgeist ist ihm offenbar dennoch zu Ohren gekommen. "Schade, dass er am Ende dieses völlig unrichtige 'man darf ja nix mehr sagen' von sich gegeben hat", konzediert Hoëcker, der festhält: "Bisher ist niemand für Gags ins Gefängnis gegangen, aber die Leute können heute halt leichter ihre Meinung dazu äußern."
Somit sei "eine Art Waffengleichheit hergestellt", findet der durch die Parodieshow "Switch" bekannt gewordene Schauspieler und Komiker: "Das ist für den, der immer stärker war, weil er öffentliche Präsenz hatte, natürlich doof."
Im November hatte Thomas Gottschalk gegen Ende seiner letzten "Wetten, dass ..?"-Moderation den Abschied unter anderem mit seiner Angst vor Shitstorms begründet: "Inzwischen rede ich zu Hause anders als im Fernsehen, das ist auch nicht schön." Neben viel Zuspruch gab es an der Aussage auch etliche Kritiken. Der Meteorologe und Moderator Jörg Kachelmann etwa sprach von "peinlicher Larmoyanz" über die angebliche Cancel Culture.
Die Gefahr, "absichtlich missverstanden zu werden"
Gottschalk selbst bekräftigte seine Haltung in seinem "Supernasen"-Podcast. Die Gefahr, "absichtlich missverstanden zu werden", sei inzwischen "sehr, sehr groß". Er sei "kein Mensch, der hassen kann, aber du hast es heute nicht mehr in der Hand, ob du jemanden beleidigst, weil derjenige, der sich beleidigt fühlt, kann dir hinterher den Ärger machen."
Bernhard Hoëcker, der Gottschalk früher bei "Switch" oft parodierte, lässt immerhin auf die Unterhalter-Qualitäten des gebürtigen Franken nichts kommen. Er sei "grundsätzlich (...) ein toller Entertainer, spontan und witzig". Entsprechend schwierig sei es, einen passenden Nachfolger für "Wetten, dass ..?" zu finden. "Wichtiger wäre es, das Konzept zu modernisieren", findet Hoëcker im "web.de"-Interview. Jedoch – so viel Eigenwerbung nahm er sich heraus – gebe es mit der Kai-Pflaume-Show "Klein gegen Groß" bereits "eine Sendung, die die ganze Familie vor den Fernseher holt".
Quelle: teleschau – der mediendienst GmbH