Das Grimme-Institut hat bekannt gegeben, welche herausragenden Fernsehsendungen und Formate in diesem Jahr ausgezeichnet werden. Unter anderem werden zwei Journalistinnen für ihre zugängliche Berichterstattung zu zwei ernsten Themen geehrt. Die ARD darf sich gar über 17 Preisträger freuen.
Ehre, wem Ehre gebührt: Auch 2021 werden wieder die stärksten Fernsehsendungen und Formate Deutschlands mit dem vom Grimme-Institut in Marl vergebenen Grimme-Preis gekürt. In einem Jahr, welches extrem von den politischen Debatten und vielfältigen Unsicherheiten im Zuge der Corona-Krise geprägt war, ist es keine Überraschung, dass der Grimme-Preis für die "Besondere journalistische Leistung" an eine Wissenschaftsjournalistin geht: Mai Thi Nguyen-Kim wird bei der im August anstehenden Verleihung "für ihre sowohl wissenschaftlich hochkompetente als auch breitenwirksame Informationsvermittlung zum Thema Corona" ausgezeichnet. Geehrt wurde die 33-jährige Chemikerin von der Jury sowohl für ihr funk-Format "maiLab" als auch für ihre Moderationen von "Quarks – Corona in 5 Minuten".
In ihrer Begründung merkt die Grimme-Jury an, dass Wissenschaftsvermittlung jahrelang eine ernste Sache war. "Unterhaltung oder gar Spaß hatten in solchen Sendungen nichts zu suchen. Das hat sich zum Glück geändert." Nguyen-Kim hätte daran einen wesentlichen Anteil. Gelobt wurde vor allem ihre zielgerichtete Ansprache an die junge Zielgruppe, als Vollblut-Wissenschaftlerin scheute sie sich dennoch nicht vor unbequemen Wahrheiten. "Corona geht gerade erst los", lautete der Titel eines Videos aus dem April 2020 – die Chemikerin sollte recht behalten. "Ihre Videos sind unterhaltsam und anschaulich, oft mit feinem Humor, gewollt jugendlich sind sie nie", zeigt sich die Jury begeistert.
Doch 2020 war eben nicht nur Corona, manche Themen wie die Asyl- und Migrationspolitik verloren unter dem Eindruck der Pandemie keineswegs an Relevanz: In der Überkategorie "Wettbewerb Information & Kultur" wird ebenso WDR-Journalistin Isabel Schayani ausgezeichnet, mit einem Grimme-Preis Spezial, für ihre journalistische Arbeit aus dem Geflüchtetenlager Moria – und Moria II. Ihre Berichterstattung sei "verständlich, prägnant, sprachlich gewandt, kompetent in der Sache, empathisch und offen für Unerwartetes, das sie spontan einzuordnen weiß", heißt es in der Begründung der Jury. Besonders wurde die Interaktionsleistung Schayanis hervorgehoben: Sie spräche "ernsthaft interessiert mit den Menschen, die sie trifft".
Auch in der Kategorie Unterhaltung wurde ein gesellschaftskritischer Beitrag geehrt: "15 Minuten Joko & Klaas – Männerwelten", von Florida Entertainment für ProSieben produziert, erhielt ebenfalls einen Grimme-Preis. Sophie Passmann führte im Mai 2020 anstelle des Entertainment-Duos durch eine Kunstausstellung – kein Zufall. Denn es wurde einem rein weiblichen Cast überlassen, mal ironisch, mal ernst über die unappetitlichen Tiefen der Rape Culture zu informieren. Unter anderem prangerten Palina Rojinski, Stefanie Giesinger und Collien Ulmen-Fernandes Sexismus an.
Fiction-Preise für ARD und Netflix
Im Wettbewerb Fiction ergattern das Drama "Für immer Sommer 90" mit Charly Hübner und die Politsatire "Parlament" zwei von insgesamt 17 Auszeichnungen für die ARD. "Preise in allen Wettbewerbskategorien zu erhalten, bestätigt und motiviert uns alle in unserer Arbeit, denn wir wollen hochwertiges und relevantes Programm für alle Bevölkerungsgruppen machen", so ARD-Programmdirektorin Christine Strobl. Doch auch Streamingdienst Netflix ging nicht leer aus: Die Dramaserie "Unorthodox", welche die Geschichte einer jungen Frau erzählt, die sich von einer ultra-orthodoxen jüdischen Religionsgemeinschaft lossagt, wurde ebenfalls ausgezichnet.
Die Besondere Ehrung des Deutschen Volkshochschul-Verbands (DVV) erhält in diesem Jahr Caren Miosga. Dieser Preis wird Persönlichkeiten zugesprochen, die sich in herausragender Weise um das Fernsehen verdient gemacht haben. Sie beherrsche "es, komplexe Themen mit Sachkunde und Ernsthaftigkeit, aber auch mit Charme und Leichtigkeit zu vermitteln. Damit leistet Caren Miosga einen wesentlichen Beitrag für das Bildungsfernsehen im deutschsprachigen Raum", begründet der DVV die Wahl.
Die Preisvergabe des 57. Grimme Preises wird am 27. August stattfinden, moderiert wird sie in diesem Jahr erneut von Jo Schück.
Quelle: teleschau – der mediendienst GmbH