Talk-Show

"Maybrit Illner": Christine Lambrecht muss sich Vorwürfe gefallen lassen

01.04.2022, 07.27 Uhr
von Lena Rittmann
Christine Lamprecht (SPD), Bundesministerin der Verteidigung.
Christine Lamprecht (SPD), Bundesministerin der Verteidigung.  Fotoquelle: picture alliance / EPA | SHAWN THEW

Gesund und negativ getestet kann die zuletzt an einer Corona-Infektion erkrankte Maybrit Illner am Donnerstagabend, nach zwei Wochen Abwesenheit, wieder ihre eigene Talkshow moderieren. Wieder steht der Krieg in der Ukraine im Mittelpunkt des Abends. Dabei facht insbesondere das Thema Waffenlieferung eine hitzige Diskussion im Studio an.

Zu Gast sind Oberst a.D. der Bundeswehr, Roderich Kiesewetter, BDI-Präsident Siegfried Russwurm, Klimaaktivistin Luisa Neubauer, Robin Alexander, stellvertretender Chefredakteur "Die Welt", und Sicherheitsexpertin der SWP, Claudia Major. Zugeschaltet sind Bundesverteidigungsministerin Christine Lambrecht sowie Politikwissenschaftlerin Jana Puglierin.

Journalist Robin Alexander rechnet mit dem deutschen Verteidigungsministerium ab. Er sieht viel Aufarbeitungsbedarf der jahrelangen "historisch falschen" Politik. Es läge in der deutschen Verantwortung, dass man Putin die Illusion gegeben habe, als Gesellschaft käuflich zu sein. Dieser historischen Verantwortung komme Deutschland momentan nicht nach, denn immer noch muss die Ukraine verzweifelt um Waffen bitten, die Deutschland in dem Ausmaß nicht liefern kann oder will.

Lamprecht widerspricht den Vorwürfen

Die aus New York zugeschaltete Bundesverteidigungsministerin Lamprecht widerspricht den Vorwürfen Alexanders und betont mehr als einmal, dass Größen von über 80 Millionen Euro bereits aus Deutschland in die Ukraine geliefert wurden. Das ist jedenfalls das Einzige, was das Verteidigungsministerium verrät. Wirklich transparent zeigt sich das Ministerium nicht, wenn es um den genauen Umfang einzelner Waffenarten geht. Lamprecht bittet um Verständnis für diese Verschlossenheit, aus Sicherheitsgründen.

Die von Lamprecht hervorgehobenen deutschen Lieferungen in einer Größenordnung von über 80 Millionen Euro werden jedoch schnell von Politikwissenschaftlerin Jana Puglierin relativiert. Estland habe 220 Millionen Euro investiert, die US-Amerikaner circa 800 Millionen Dollar. Plötzlich klingen 80 Millionen doch nicht mehr so viel. "Die Welt"-Redakteur Robin Alexander kritisiert außerdem die Intransparenz und kann offensichtlich das Sicherheitsargument nicht nachvollziehen. "Wir wollen doch nicht die Wege der Waffenlieferungen beschreiben – wir sind doch nicht verrückt", verteidigt Alexander seine Journalisten-Kollegen. Die Bevölkerung habe ein Recht auf transparente Informationen über Waffenlieferungen Deutschlands.

"Dann hätte Putin wahrscheinlich schon gewonnen"

Ein weiteres Versagen sieht er in den langwierigen Prozessen. Zuletzt kam es aufgrund dessen dazu, dass die Ukraine selbst bei Deutschland eingekauft hat. Denn so liegt die Federführung für die Genehmigung beim Wirtschaftsministerium – und das ginge deutlich schneller als bei Frau Lamprecht im Ministerium für Verteidigung. Auch wenn die Ukraine zuletzt kleine Erfolge mit Rückeroberungen von Städten verzeichnen konnte, sieht Alexander keinen Hinweis darauf, dass Deutschland dazu einen wesentlichen Beitrag geleistet habe: "Wenn sich die Ukraine auf uns verlassen hätte, hätte Putin wahrscheinlich schon gewonnen."

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