3sat-Doku

"Starke Frauen": Von Gleichberechtigung kann keine Rede sein

von Franziska Wenzlick

Für Frauen und Männer gelten heute überall dieselben Regeln? Nein, zeigt eine dreiteilige 3sat-Reportage.

3sat
Starke Frauen
Reportage • 02.06.2021 • 20:16 Uhr

Die Zeiten, in denen Männer die Welt regierten, sind längst vorbei. Oder nicht? In ihrer dreiteiligen Reportage "Starke Frauen" stellt die Schweizer Filmemacherin Rosanna Grüter Frauen in Deutschland, Österreich und der Schweiz vor, die sich einen Platz in einstigen "Männerdomänen" erkämpft haben. Beim Blick auf "Macht, Medien und Sexbusiness" wird für sie allerdings klar: Von Gleichberechtigung kann auch heute noch oftmals nicht die Rede sein.

Dabei lässt der erste Teil der Reihe Frauen in Machtpositionen zu Wort kommen. Gerade sie müssten doch eigentlich der lebende Beweis für die Gleichstellung der Geschlechter sein: die CDU-Politikerin und Verteidigungsministerin Annegret Kramp-Karrenbauer, die Schweizer Bundesrätin Simonetta Sommaruga und die Vizepräsidentin der Wirtschaftskammer Österreich, Martha Schultz. Sie sprechen darüber, aus welchem Grund Frauen in der Schweiz bis 1971 nicht wählen durften, welche gesellschaftlichen Muster bis heute nicht durchbrochen sind und wieso nur knapp sechs Prozent aller Staatsoberhäupter weiblich sind. Das Gespräch zeigt: Die Erfolgsstorys der drei Frauen sind nicht die Regel. Sie sind Ausnahmen.

Auch Teil zwei, in dem Rosanna Grüter einen Blick in die Welt der Medien wirft, zeichnet ein unschönes Bild der heutigen Gesellschaft. Frauen, die in der Öffentlichkeit stehen, haben oft mit Hass und Sexismus von allen Seiten zu kämpfen. Ein Beispiel dafür ist Jolanda Spiess-Hegglin. Im Jahr 2014 wurde die frühere Schweizer Politikerin, unter Drogen gesetzt, zum Opfer sexuellen Missbrauchs. Was folgte, waren rund 3.000 verleumderische und meist frauenfeindliche Artikel über die junge Frau. Bis heute wehrt sie sich vor Gericht gegen die Persönlichkeitsverletzungen zahlreicher Schweizer Medienhäuser. Wie die erschütternde Reportage zeigt, ist Spiess-Hegglins Geschichte bei weitem kein Einzelfall.

Der letzte Teil zeigt "Starke Frauen" einer Branche, in der Männer seit jeher am längeren Hebel zu sitzen scheinen. Auch wenn zahlreiche Darstellerinnen mit Pornografie ihr Geld verdienen, sind Regisseure und Produzenten meist männlich. Aus diesem Grund ist die schwedische Pornoregisseurin Erika Lust ein wahres Unikat. Die Filme der vielfach ausgezeichnete Unternehmerin sollen eine feministische Perspektive bieten. Filmemacherin Rosanna Grüter fragt: Wie feministisch kann Pornografie überhaupt sein? Und kann das Geschäft mit Sex tatsächlich etwas zu weiblicher Selbstbestimmung beitragen?

Ob in der Politik, in der Medienwelt oder in der Pornobranche: "Starke Frauen" zeigt eindrücklich, dass selbst heutzutage noch viel Nachholbedarf in Sachen Gleichberechtigung besteht. Auch und besonders dort, wo Frauen vermeintlich unbegrenzte Möglichkeiten eingeräumt werden.

Starke Frauen – Mi. 02.06. – 3sat: 20.15 Uhr


Quelle: teleschau – der mediendienst GmbH

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