Stralsund: Leiche im Wasser, Wahrheit im Nebel








In Stralsund ermitteln Jule Zabek und Karl Hidde in ihrem dritten Fall. Eine Leiche am Ostseeufer und eine undurchsichtige Unternehmerfamilie sorgen für Spannung.
Gut 15 Jahre ist es her, dass der erste ZDF-"Stralsund"-Krimi vom Stapel lief. 20 Filme lang ermittelte Katharina Wackernagel als Kriminalkommissarin Nina Petersen in der Ostsee-Hafenstadt, 2022 quittierten Hauptdarstellerin und Polizistin den Dienst. Wackernagels Nachfolge trat vor gut einem Jahr die Leipzigerin Sophie Pfennigstorf als Kommissarin Jule Zabek an. 4,94 Millionen Zuschauerinnen und Zuschauer verfolgten ihren ersten Fall "Der lange Schatten". Nun ermittelt sie in"Kaltes Blut" bereits zum dritten Mal in Stralsund. In der Mediathek ist der Film bereits ab Samstag, 5. Oktober, abrufbar.
Dreh- und Angelpunkt des Falls sind die Unternehmerin Anette Viet (Johanna Gastdorf) und ihr Sohn Oskar (Max Koch). Wenige Stunden nachdem er sich mit seiner Frau Irina (Patricia Ivanauskas) noch über baldigen Nachwuchs gefreut hatte, wird Oskar nachts von einer Kurznachricht geweckt: ein Foto seiner bewusstlosen Frau und der Text "Du lieferst oder Irina stirbt. Keine Polizei. Räum die Leiche weg."
Besagte Leiche finden Oskar und die von einem Schuss geweckte Anette auf dem Grundstück vor dem Familienanwesen: Anettes Bruder Hagen wurde von Irinas Entführern erschossen, als er ihr zur Hilfe kommen wollte. "Diese scheiß Russen, ich ruf die Polizei jetzt!", schimpft sie. Doch Oskar und Irinas zugeschalteter Vater Markow (Janusz Cichocki) bestehen darauf, den Forderungen nachzugehen – dies sei kein Spiel.
Den Schuss nicht gehört?
Und so entsorgen Mutter und Sohn die Leiche in der Ostsee, an deren Ufer sie wenig später angespült und zum neuen Fall von Jule Zabek und ihrem Chef und Partner Karl Hidde (Alexander Held) wird. Anette Viet lügt bei der Befragung, sie habe keine Schüsse gehört und kaum Kontakt mit ihrem Bruder gehabt. Schwiegertochter Irina wiederum sei verreist. "Die ist schon krass, oder? Eiskalt", findet Jule Zabek. Als eine leere Patronenhülse und Blutspuren auf dem Grundstück gefunden werden, ist den Ermittlern klar: Die Viets sagen nicht die Wahrheit, Hagen wurde vor dem Haus getötet, und sie müssen den Schuss gehört haben.
Warum also stellen sich Anette und Oskar ahnungslos? Was verbergen sie, wollen sie nicht, dass der Mord aufgeklärt wird? Und während sich Jule fragt, ob Irina wirklich verreist ist, bekommt Hidde im Büro Besuch von der BKA-Beamtin Polina Kross (Heike Trinker), Abteilung Wirtschaftskriminalität. Wie es der dramaturgische Zufall so will, hat sie ebenfalls Interesse an den Viets, allerdings in anderem Zusammenhang: Ihre Firma, die maritime Steuerungstechnik produziert, verstoße immer wieder gegen das Handelsembargo mit Russland. "Wir haben Informationen, dass eine Lieferung in den nächsten Tagen von hier aus verschickt wird", erklärt Kross. Bei dieser Aktion möchte sie die Viets endlich überführen – und dafür benötigt sie die Hilfe der Stralsunder Polizei.
Ist die Entführung nur inszeniert?
Dass die allerdings gerade gegen die Unternehmerfamilie ermittelt, gefällt ihr Kross gar nicht. Die Viets sollen sich schließlich in Sicherheit wiegen. Dass Anette und Oskar das gerade ohnehin nicht tun, ahnen aber weder Hidde und Zabek noch Kross. Denn die Mutter äußert ihrem Sohn gegenüber einen gewagten Verdacht: Steckt ihr Geschäftspartner Markow – seine Firma produziert Unterwassserdrohnen, womöglich auch für militärische Zwecke – in Irinas Entführung und der Erpressung mit drin? Mehr noch: Wurde die Entführung seiner Tochter womöglich nur inszeniert?
So recht weiß das bei diesem "Stralsund"-Krimi tatsächlich niemand, weder die Zuschauer noch die Figuren: Wer lügt, wer sagt die Wahrheit, wer ist gut, wer böse, und vor allem – wem kann man hier trauen? Sicher ist: Nicht alles ist so, wie es scheint. Peter Polsaks oft düstere Bilder – gedreht wurde im Januar und Februar 2023 – unterstreichen die dunklen Machenschaften der Beteiligten mit Nachdruck.
Drei weitere Filme sind bereits abgedreht, die Ausstrahlungstermine stehen allerdings noch nicht fest. Hauptdarstellerin Sophie Pfennigstorf ist einen Tag nach "Kaltes Blut" erneut in einem Krimi zu sehen – im neuen RBB-"Polizeiruf 110: Wasserwege". Alexander Held war ebenfalls fleißig und hat neben den "Stralsund"-Filmen auch zwei neue "München Mord"-Fälle abgedreht, in denen er als Kriminalhauptkommissar allerdings in weitaus launigerem Umfeld ermittelt als an der Ostsee.
"Stralsund – Kaltes Blut" – Sa. 12.10. – ZDF: 20.15 Uhr
Quelle: teleschau – der mediendienst GmbH