Krimi aus Göttingen

"Tatort: Geisterfahrt": Furtwängler und Kasumba ermitteln in ihrem letzten Fall

12.02.2024, 09.33 Uhr
von Eric Leimann

In der Göttinger Innenstadt kommt es zu einem schweren Unfall. War es eine Amokfahrt? Charlotte Lindholm (Maria Furtwängler) und Anais Schmitz (Florence Kasumba) versuchen Licht ins Dunkle zu bringen. Für die "Tatort"-Kommissarinnen ist es der letzte gemeinsame Fall. Eine kurze Ära geht zu Ende. 

ARD
Tatort: Geisterfahrt
Kriminalfilm • 11.02.2024 • 20:15 Uhr

Kommissarinnen fanden nicht zusammen

Zwischen 2019 und 2024 ermittelten in Göttingen zwei Frauen miteinander, die weder im Drehbuch, noch in ihrer Rollen-Chemie zusammenfanden: Charlotte Lindholm (Maria Furtwängler) und Anais Schmitz (Florence Kasumba) nehmen mit dem "Tatort: Geisterfahrt" nach fünf gemeinsamen Fällen Abschied. So verkündete es der produzierende NDR bereits Ende 2023. Lindholm kehrt nach Hannover zurück, Schmitz wird noch einmal mit dem neuerdings ebenfalls im "Solo"-Status befindlichen Hamburger Bundespolizisten Falke (Wotan Wilke Möhring) ermitteln.

Danach könnte für sie ganz Schluss sein, aber nichts Genaues weiß man nicht. Wie bringen die Erzähler (Drehbuch, Regie: Christine Hartmann, Buch: Stefan Dähnert) die kurze Göttinger-"Tatort"-Ära zu Ende?

Darum geht es im letzten Göttinger "Tatort"

Kurz nachdem auf dem Göttinger Polizeipräsidium der 60. Geburtstag von Chef Gerd Liebig (Luc Feit) gefeiert wurde, kommt es zu einem schweren Unfall in der Innenstadt – oder war es eine Amokfahrt? Paketbote Ilie Balan (Adrian Djokic) ist ungebremst in eine Menschenmenge gerast. Lindholm und Schmitz müssen untersuchen, ob mit Absicht oder, ob es ein Unfall war. Dabei soll auch Mediziner und Anais' Ehemann Nick Schmitz (Daniel Donskoy) helfen, der das Blut des Fahrers untersucht. Der Rumäne arbeitete als "freiberuflicher" Subunternehmer für Mischa Reichelt (Christoph Letkowski). Der wiederum steht als Subunternehmer eines großen Paketzustellers in Lohn und Brot. Der enorme Druck des Geschäfts, das kennt man schon aus dem starken Kölner Weihnachts-"Tatort: Des anderen Last", wird auch hier nach unten weitergegeben.

Nun geht es in "Geisterfahrt" aber nicht nur um die schwierigen Arbeitsbedingungen der Paketbotenbranche, sondern auch darum, was Charlottes und Anais' Chef Liebig mit dem Fall zu tun haben könnte. Der nämlich scheint die Ermittlungen zu blockieren. Gleichzeitig freundet sich Charlotte mit Tereza (Bibiana Beglau) an, die mit Liebig seit ein paar Jahren verheiratet ist. Für den Polizeichef ist es die zweite Ehe. Und er wird nicht müde zu betonen, wie sehr er seine Frau liebt.

Kaum offen gezeigte Liebe herrscht dagegen wie immer im Haus der Eheleute Schmitz. Nick erzählt Charlotte von einem attraktiven Jobangebot aus dem Ausland, während Charlotte selbst darüber nachdenkt, ihre Strafversetzung nach Göttingen anzufechten, um nach Hannover zurückzukehren.

Wegen "mangelnder Teamfähigkeit" strafversetzt

Menschen, die Meldungen rund um den "Tatort" verfolgen, wissen bereits, wie die Sache ausgeht: Maria Furtwängler wird wieder Solo-Ermittlerin, was ihrer Figur wohl auch besser steht. Und Kasumba? Die hatte allein schon im Marvel-Universum ("Black Panther") weltweit genug zu tun – und kann ihre besondere Aura dort wohl auch besser ausspielen als auf einer deutschen Amtsstube in der niedersächsischen Provinz.

Der letzte "Tatort" mit Lindholm und Kasumba offenbart noch einmal die Schwächen der Personal-Konstellation. Lindholm wurde wegen "mangelnder Teamfähigkeit" nach Göttingen strafversetzt und trifft dort auf eine streng auftretende Kollegin, der ihre eigene Autonomie ebenfalls sehr wichtig ist. Keine guten Voraussetzungen für eine starke Chemie zwischen diesen beiden Figuren und ein Missverständnis, das die Beteiligten nun beenden.

Ein Krimi nach "Vorschrift"

Bleibt der thematisch an sich nicht schlechte Fall, welcher mit der Paketboten-Problematik und noch einem weiteren großen gesellschaftlichen Thema, das hier aus Spoiler-Gründen nicht verraten werden darf, bereits zwei Eisen im Feuer schmiedet, die nur schwer unter einen 90-Minuten-Hut zu bringen sind. Hinzu kommen im "Tatort: Geisterfahrt" aber auch noch die privaten Erzählstränge rund ums Göttinger Kommissariat, das sich offenbar in Auflösung befindet. Letztendlich hat man das Gefühl, drei Filme in einem zu sehen – und dass alle drei Themen hier im Sinne eines Amtsverfahrens abgewickelt werden.

Freunden traditioneller "Tatort"-Krimis könnte dieser Dienst nach deutscher TV-Krimi-Vorschrift dennoch gefallen, denn filmisch ambitioniert, in irgendeiner Art und Weise denkwürdig oder gar experimentell ist dieser Fall nun wirklich nicht. Tatsächlich schnauft man am Ende durch, dass das "Tatort"-Kapitel Göttingen nun zugeklappt wird. An anderer Stelle, mit anderen Geschichten und neuen Kollegen, dürfen die Figuren – vielleicht besser? – zurückkommen.

Tatort: Geisterfahrt – So. 11.02. – ARD: 20.15 Uhr


Quelle: teleschau – der mediendienst GmbH

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