"Tatort: Letzte Ernte"

Charlotte Lindholm ermittelt wieder alleine im "Tatort"

26.10.2025, 06.30 Uhr
Charlotte Lindholm kehrt nach einer Pause im "Tatort: Letzte Ernte" zurück und ermittelt im Alten Land unter Apfelbauern. Ein rumänischer Landarbeiter stirbt unter mysteriösen Umständen, und der Fall verspricht nostalgische Spannung für Fans klassischer Krimis.

In vielerlei Hinsicht ist "Tatort: Letzte Ernte" ein Retro-Krimi. Am offensichtlichsten ist dies am Personal abzulesen: Charlotte Lindholm (Maria Furtwängler) ist nach fünf Jahren Göttingen mit Anaïs Schmitz (Florence Kasumba) wieder zurück beim LKA Hannover. Und sie ermittelt wieder alleine, so wie sie es schon früher tat – ziemlich exklusiv im Kosmos der deutschen "Tatort"-Teams. Doch da ist noch mehr, was im ersten Lindholm-Krimi nach über eineinhalb Jahren Pause an vergangene Zeiten erinnert: Der Fall spielt erzählerisch wie atmosphärisch mit einer Grundidee, die 2002 mit Furtwänglers erstem Fall "Lastrumer Mischung" etabliert wurde: Eine scharfsinnig selbstbewusste und privat alleinstehende Kommissarin wird aufs Land geschickt, um dort zu ermitteln. Sie trifft auf eine dörfliche Gemeinschaft, die es zu entschlüsseln gilt. Zu dieser Grundidee kehrt nun Lindholms 32. Fall zurück.

ARD
Tatort: Letzte Ernte
Kriminalfilm • 26.10.2025 • 20:15 Uhr

In Deutschlands Apfelkammer, dem Alten Land bei Hamburg, wurde ein rumänischer Landarbeiter von einer Erntemaschine geköpft. Der zunächst von Dorfpolizist Olaf Gehrke (Ole Fischer) zum Unfall erklärte Vorfall fand in einer Scheune der Familie Feldhusen statt. Marlies Feldhusen (Lina Wendel) betreibt den Bioapfel-Hof mit Sohn Sven (Henning Flüsloh) und dessen Ehefrau Frauke (Ronja Herberich).

Auch den Altbauern gibt es noch: Pit Feldhusen (Josef Volmer), Ehemann von Marlies und Vater von Sven, sitzt allerdings schweigend und schwer krank im Rollstuhl. Seltsam am Tod des Landarbeiters ist nicht nur jener Zufall, dass sein Kopf ausgerechnet im falschesten aller Momente unter dem schweren Beil einer Landmaschine weilte. Hinzu kommt: Der abgetrennte Kopf ist vom Tatort verschwunden. Dazu lautet die Theorie von Polizist Gehrke: Ein Fuchs hat sich den Kopf geholt. In der Scheune finden sich entsprechende Fußspuren des Tieres.

Ein Oldschool-Krimi für Fans alter "Tatorte"

Die Unfall-Theorie scheint von außen betrachtet abstrus – was das LKA auf den Plan ruft. Dummerweise stehen Charlotte Lindholm keinerlei Hilfen vor Ort durch das LKA zur Verfügung. Wegen eines Großeinsatzes, der Suche nach einem vermissten Kind, rückt noch nicht mal die Spurensicherung an. Einzig und allein die junge Kollegin Hanna Elinsdottir (Safak Sengül aus "KRANK Berlin") hält von Hannover aus Telefonkontakt mit Lindholm. Diese muss vor Ort alles selbst machen, was sonst ein Team leistet: Spurensicherung, Befragungen, Analyse der Situation. Lindholm mietet sich im Gästezimmer des Feldhusen-Hofes ein und hilft sogar zwischenzeitlich bei der Apfelernte. Vor allem versucht sie jedoch, die komplexen Beziehungen in der Familie Feldhusen zu verstehen – wozu auch deren Businessmodell als landwirtschaftlicher Betrieb gehört.

Gleich zu Beginn legt Regisseur und Drehbuchautor Johannes Naber – das Script schrieb er gemeinsam mit Stefan Dähnert und Benedikt Röskau – Wert darauf, ein paar Fakten zum Apfelgewerbe auszurollen: Da geht es um die Konkurrenz zwischen konventioneller Landwirtschaft, verkörpert vom einflussreichen Großbauern Hajo Klinkicht (Tim Porath), versus Biogeschäft. Und es geht um Schadstoffe in Pestiziden. Altbauer Feldhusen leidet unter Lymphdrüsenkrebs. Man vermutet den schädlichen Einfluss der Pflanzenschutzmittel als Ursache für die Krankheit. Die Feldhusens haben erst vor fünf Jahren auf Bio umgestellt. "Parkinson ist als Folgeerkrankung anerkannt, Lymphdrüsenkrebs leider nicht", heißt es an einer Stelle.

Auch wenn "Letzte Ernte" einen Hauch von Umweltkrimi ausbläst, in der langsam erzählten Inszenierung des altmodischen Falles bleibt die Psychologie der Familie und ihres Umfeldes zentrales Thema. Ganz am Ende wird es sogar richtig klassisch: Charlotte Lindholm versammelt in Agatha Christie-Manier alle Verdächtigen in jener Scheune, in der das Opfer kopflos sein Ende fand. Ein solider, wenn auch fast ein wenig zu klassischer Oldschool-Krimi für Fans alter "Tatorte".

Tatort: Letzte Ernte – So. 26.10. – ARD: 20.15 Uhr


Quelle: teleschau – der mediendienst GmbH

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