"Ein starkes Team – Für immer jung"

Ein starkes Team wird 100: Nostalgie, Krimi und Berliner Schnauze

25.10.2025, 06.30 Uhr
Die ZDF-Krimireihe "Ein starkes Team" feiert ihren 100. Fall. Mit nostalgischen Anspielungen, Berliner Humor und spannenden Krimielementen begeistert die Folge "Für immer jung". Hauptkommissar Otto Garber ermittelt zusammen mit Linett Wachow in einem Fall, der alte Feinde und neue Verbrechen vereint.

Ein ungleiches Ermittlerduo, kantiges Hauptstadtflair, gesellschaftlich relevante Themen und jede Menge Humor – dazu die unverwechselbare Berliner Schnauze und die legendäre Wollmütze des Hauptkommissars: "Ein starkes Team" ist als eine der langlebigsten deutschen Krimiserien längst Kult. Nun feiert die ZDF-Reihe ihren 100. Fall – und zugleich das 30-Jahre-Dienstjubiläum von Otto Garber, dem Hauptdarsteller Florian Martens seit der Premiere 1994 seinen Stempel aufdrückt. Zum großen Jubiläum ermittelt er gemeinsam mit Kollegin Linett Wachow (Stefanie Stappenbeck) in einem aufregenden Mordfall – dem Anlass angemessen mit jeder Menge nostalgischer Anspielungen auf die letzten Jahrzehnte. Die Spur führt unter anderem in Ottos Stammkneipe, auf die Pferderennbahn – und zu gleich zwei alten Gegenspielern. Und dann wird natürlich noch angestoßen.

ZDF
Ein starkes Team – Für immer jung
Kriminalfilm • 25.10.2025 • 20:15 Uhr

Der Jubiläumsfall beginnt mit einem Toten im Berliner Tiergarten. Alexander Möwe, Mitarbeiter eines Instituts für Altersforschung, wurde offenbar ermordet, nachdem er brisante Unterlagen entwendet hatte. Es geht um Millionen, denn das Unternehmen BOGESTA forscht unter Leitung von Vanessa Zimmermann (Neda Rahmanian) tatsächlich an einer Formel für das "ewige Leben". Während Linett interessiert scheint, entgegnet Otto: "Was willst du denn mit einem Mittel gegen das Altern? Du bist doch noch jung und knackig im Vergleich zu mir altem Sack." Oder: "Statt Rente mit 63 dann mit 360 oder wie?" Die gewohnte Tonalität ist auch für den 100. Fall gesetzt.

Viele Referenzen und eine Menge Nostalgie

Und der erlaubt sich anlässlich der doppelten Null eine Menge hübscher Referenzen und Rückblicke: Die Spur führt zu illegalen Pokerrunden ausgerechnet in Ottos Stammkneipe ("Das Bier kann ja nüscht dafür") und zu zwei seiner alten Gegenspieler, die sich zur Zusammenarbeit entschlossen haben: Der zwielichtige Rainer Michaelsen (Oliver Stritzel) wird von zwei jungen Frauen (Sinje Irslinger und Meira Durand) beklaut und beauftragt den noch zwielichtigeren Bruno Wirth (Jochen Nickel), einen wichtigen Aktenkoffer wiederzufinden. Als plötzlich auch noch eine der beiden Frauen tot aufgefunden wird, kommt der Krimi so richtig in Fahrt.

Ganz wunderbar: Otto erinnert sich an die beiden alten Feinde anhand der Originalszenen aus alten "Ein starkes Team"-Fällen, die 20 respektive 30 Jahre zurückliegen. Die herrlichen Ausschnitte zeigen den jungen Florian Martens, mit etwas mehr Haar unter der Wollmütze, etwa in der gerade einmal zweiten Folge der Reihe, "Erbarmungslos" aus dem Jahr 1995. Damals brachte er Wirth in den Knast – und während der so tut, als könne er sich nicht erinnern, gesteht Otto: "Den werd ich nie vergessen. Der Typ wollte mich umlegen, und nicht nur einmal". Der habe wieder Dreck am Stecken – "So wat riech ich." – "Sie haben sich kaum verändert. Wie machen Sie das?", spielt auch der andere alte Gegenspieler Michelsen auf die Langlebigkeit der Serie an. "Ich hab Sie damals gekriegt. Ich werd sie wieder kriegen", entgegnet Otto gewohnt trocken.

Zu sehen ist in den nostalgischen Rückblickszenen auch Maja Maranow, die Martens 1994 für den ersten Film "Gemischtes Doppel" (damals noch als einzelne Ost-West-Krimikomödie konzipiert) gewann und fortan als seine Partnerin Verena Berthold zu sehen war. 2015 stieg Maranow aus der Reihe aus, ein Jahr später erlag sie ihrem Krebsleiden. Vor allem ihren Humor vermisse er schmerzlich, sagt Florian Martens. "Und sie hatte eine Lebenserfahrung – davon konnte ich lernen!"

"Ich gehe für den Otto nie in die Maske"

Auch wenn die Zusammenhänge und Zufälle in diesem Jubiläumsfall (Regie: Johannes Grieser, Buch: Leo P. Ard) ein wenig konstruiert wirken – der große Showdown, die nostalgischen Bezüge, Linett als eingeschleuste Pokerspielerin und Nils als motivierter Neuzugang entschädigen dafür. Ebenso wie der sonst grummelige Otto, der sein LKA-Dienstjubiläum dann doch irgendwie feiern will, aber nur auffällig viele Absagen erhält. Denn eigentlich geht es diesmal natürlich weniger um den Fall als darum, einen der dienstältesten TV-Kommissare und eine der kultigsten Krimireihen im deutschen Fernsehen zu ehren.

Der Charme dieser Reihe war nie nur die Krimihandlung. Es sind die Dialoge, das Timing – und der herrlich trockene Witz: Als Hipster-Neuzugang Nils etwa fragt: "Was hast du denn gegen Hafermilch?", erwidert Otto: "Ist die Frage ernst gemeint?". Eben so wenig fehlen dürfen der ewige Running Gag rund um den Pathologie-Flirt mit Dr. Simkeit (Eva Sixt) sowie die von Anfang an in jeder Folge wechselnden Geschäftsideen der guten Kommissariats-Seele Sputnik. Dessen Darsteller Jaecki Schwarz erinnert sich noch gut an den allerersten Drehtag: "Der spielte in einer Hähnchenbude – ich weiß noch, wie die Kleidung und sogar die Haare hinterher nach dem Bratfett rochen."

Diesmal hat ihm Otto einen Job auf der Pferderennbahn verschafft, damit er mal "an die frische Luft kommt". Und vielleicht auch, damit er ihm den ein oder anderen Tipp verschafft – schließlich ist Otto Pferdewettenliebhaber, ebenso wie sein Darsteller Florian Martens, der sogar mehrere Rennpferde besitzt. Dass die Jubiläumsfolge zum Teil – und vor allem im großen Finale – auf der Rennbahn spielt, ist eine weitere Ehrerbietung an die besondere Verbindung von Hauptfigur und Hauptdarsteller.

Martens und Otto verschmelzen wie nur wenige Schauspieler mit ihrer Rolle. Die Wollmütze, seine Klamotten – alles von Martens selbst entwickelt. "Ich gehe für den Otto nie in die Maske", sagt er im Interview mit uns: "Dann würde ich ja wie ein Schauspieler aussehen, das will ich vermeiden." Dass Otto nur in einer einzigen Folge keine Mütze trug, ist ein weiterer liebevoller Funfact nach 100 Folgen. Genauso wie der, dass Martens tatsächlich an Krücken ging, als sein Charakter in "Sterben auf Probe" humpelte – das echte Leben schrieb das Drehbuch.

"In Würde und Schönheit altern"

Und Otto ist es auch, der den Berliner Lokalkolorit in die Reihe trägt. Florian Martens, gebürtiger Ost-Berliner, war früher Baumaschinist, hat als Baggerfahrer Stadtteile wie Marzahn mit aufgebaut. Auch viele andere Darsteller stammen aus Ostberlin – und nicht nur das: Die Drehbücher werden auf Hochdeutsch geschrieben, dann "eingeberlinert" – von Martens und Jaecki Schwarz höchstpersönlich. Bei der Zusammenarbeit der beiden mit Berliner Schnauze versehenen Originale, die zu DDR-Zeiten gemeinsam bei der Volkspolizei dienten, entsteht Authentisches. Jenes "unverwechselbare Berliner Flair" lobt auch auch Stefanie Stappenbeck, die seit 2016 als Ermittlerin dabei ist. Sie hebt hervor, wie stark die Reihe in der Stadt verankert ist: "Berlin ist mehr als Kulisse, es ist ein eigener Charakter."

Als zweites Thema neben der umfassenden Selbstbetrachtung und angemessenen Selbstbeweihräucherung behandelt die Jubiläumsfolge das ewige Leben – und blickt damit natürlich ebenfalls herrlich selbstironisch auf eine der langlebigsten Krimireihen: "In Würde und Schönheit altern, das ist mein Plan für die nächsten 40 Jahre", lässt Martens seinen Otto an einer Stelle sagen – und meint damit zugleich sich, seine Figur und die Reihe als solche. Ja, "Ein starkes Team" wird älter und wirkt vielleicht auf manche altbacken. Man könnte aber auch sagen: zeitlos.

"Ein starkes Team" war nie avantgardistisch. Aber es war immer ehrlich, bodenständig und wohl gerade deshalb so langlebig. Und Florian Martens? "Otto ist für viele eine Identifikationsfigur", weiß er. Er ziehe seine Figur durch, "weil es mir noch Spaß macht". Darauf hoffen auch über die 100 hinaus wohl nicht nur eingeschworene Fans, sondern alle, denen traditionsreiches Fernsehen und stabile Krimiunterhaltung etwas bedeuten. Denn wer will schon Sätze wie diesen missen: "Schade, dass das Mittel gegen das Altern noch nicht auf dem Markt ist. Da kriegt lebenslänglich nochmal eine ganz neue Bedeutung."

Ein starkes Team – Für immer jung – Sa. 25.10. – ZDF: 20.15 Uhr


Quelle: teleschau – der mediendienst GmbH

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