Karrierewechsel

Warum Marisa Burger am letzten Tag bei den „Rosenheim-Cops“ ersetzt wurde

09.12.2025, 14.33 Uhr
Ein Vierteljahrhundert spielte sie die Rolle der Miriam Stockl, dann war er plötzlich da, der schwierigste Drehtag von allen. Marisa Burgers (52) Abschied von den „Rosenheim-Cops“ verlief dramatischer als es sich ein Drehbuchautor hätte ausdenken können. Überforderung, Tränen und Gefühlschaos erforderten sogar den Einsatz eines „Jokers“.
Marisa Burger schmunzelt in die Kamera.
Marisa Burger verlässt "Die Rosenheim-Cops". So wird die letzte Folge.  Fotoquelle: picture alliance / CHROMORANGE | Axel Kammerer

Marisa Burger blickt auf 25 Jahre „Rosenheim-Cops“ mit Hunderten von Episoden zurück. Man sollte meinen, dass sie die ungezählten „Es gabat a Leich“-Momente und die immer wiederkehrenden Szenen zwischen Formularen und Aktenablage mit eiskalter Routine abgespult hätte. Doch ausgerechnet ihr letzter Drehtag vor dem Ausscheiden aus der Kultserie sollte sie völlig aus der Bahn werfen. Am 17. Oktober stand die 52-Jährige zum letzten Mal als Polizeisekretärin Miriam Stockl vor der Kamera. Dieser Tag verlief erheblich emotionaler, als sie es vorausgeahnt hatte. „Bei mir flossen Tränen“, erzählte Marisa Burger der Münchener „Abendzeitung“. Es war einer dieser Drehtage, an denen die Teammitglieder spürten, dass er anders verlaufen würde als andere. Und tatsächlich nahm dieser Tag eine Wendung, die es in den ganzen 25 Jahren der Seriengeschichte noch nie zuvor gegeben hatte.

Ein Team zwischen Rührung und Überforderung

Am 17. Oktober rang das gesamte Team mit überwältigenden Emotionen. Allen voran einer, der mit Burger so viele gemeinsame Momente geteilt hat wie wohl kein anderer. Die Rede ist von Max Müller (60), Darsteller des Serienlieblings „Michi Mohr“. Laut Burger hätte ihr, sonst über alle Dinge erhabene, Kollege „bitterlich geweint“. Eine nur zu gut nachvollziehbare Reaktion, denn mit Burger ging nicht nur eine Kollegin, sondern auch eine vertraute Schauspielpartnerin, mit der er viele Jahre blind harmonierte. Nun müsse er sich „und seine Rolle neu definieren“, führte Burger im Interview aus. Die zwischenmenschliche Dramaturgie dieses Abschieds hätte selbst das Herz des hartgesottensten Krimifans erweicht.

Die Szene, die zu schön und doch zu schwer war

Am letzten Drehtag stand ursprünglich eine besonders schöne Abschiedsszene auf dem Plan. Der Take sollte viel Wärme und Dankbarkeit transportieren. So, wie es die treue Sekretärinnen-Seele nach 25 loyalen Dienstjahren verdient hätte. Es zeigte sich jedoch leider ein gravierendes Problem: Marisa Burger konnte die Szene nicht spielen. „Bei den Proben musste ich gedoubelt werden, denn ich konnte vor lauter Emotionen und Tränen einfach nicht spielen“, verriet die Darstellerin. Das Gefühlschaos übermannte sie und machte es ihr unmöglich, die Proben professionell hinter sich zu bringen. So kam es dazu, dass ein Double einspringen musste. Eine Situation, die selbst erfahrene Fernsehmacher äußerst selten erleben.

„Wenn wir drehen, muss das bei der ersten Aufnahme im Kasten sein“

Weil Burger bei der Probe ausfiel, wurde der Druck für die endgültige Aufnahme spürbar größer. „Okay, wenn wir drehen, muss das bei der ersten Aufnahme im Kasten sein“, lautete die Order. Damit wurde der letzte Take nicht nur von der Anweisung der Regie überschattet, sondern von der unausgesprochenen Gewissheit, dass wirklich der letzte Moment gekommen war - der Allerletzte. Für Burger war es kaum zu ertragen: „Das war schwierig, denn es hat mir schon sehr wehgetan. Mir wurde bewusst: Das war´s jetzt einfach.“ Ein Satz, den ebenso gut ihre Serienfigur hätte aussprechen können, während sie zum letzten Mal die Tür des Präsidiums hinter sich schließt.



Wie wird Frau Stockl gehen?

Eines ist klar: Die Serienmacher verpassen ihrer Kultfigur keinen dramatischen Abgang, sondern ein lebendiges, liebevolles Weitergehen. Burger verriet: „Meine Rolle wird lebendig aus der Serie herausgehen. Und ich – oder vielmehr Frau Stockl – darf so aufblühen, wie sie es in 25 Jahren noch nie getan hat.“ Was genau passieren wird, bleibt bis zum Sendetermin geheim. Allerdings lässt der Unterton erahnen, dass Frau Stockl endlich ein kleines Stück Freiheit zwischen sich und Rosenheim geschenkt bekommen wird.

Warum der Ausstieg genau jetzt richtig ist

Drei Jahre hat Marisa Burger nach ihren eigenen Worten über diesen Schritt nachgedacht. Drei Jahre, in denen Drehtage dichter wurden, Termine enger und der Wunsch nach frei gestaltbarer Zeit größer. Für sie wirkte der Abschied im Jubiläumsjahr stimmig: „25 Jahre ist eine richtig schöne Jubiläumszahl.“ Dieser Kreis schließt sich, doch damit öffnet sich zugleich ein neuer.

Der Blick nach vorne: Bühne statt Polizeikommissariat

Marisa Burger wird von nun an zu ihren Wurzeln, nämlich zum Theater, zurückkehren. Ab dem 27. Februar 2026 steht sie im Stück „Kleine Verbrechen unter Liebenden“ unter anderem in Hamburg und Berlin auf der Bühne. Nach 25 Jahren Akten, Kommissaren und Dialekten wendet sie sich erneut der Welt zu, in der damals alles begonnen hatte. Live, nah am Publikum, ungeschnitten.

Ein Abschied mit feuchten Augen, die lächeln

Marisa Burger hat in den vergangenen 25 Jahren mehr erreicht, als nur ihrer Serienfigur ein Gesicht zu verleihen. Sie verkörperte eine Rolle, die Inventar wurde, zum Running Gag und zum Herzstück der Produktion. Genau deshalb fiel dieser finale Drehtag so schwer - Marisa Burger, dem gesamten Team, ihren Kollegen und allen, die in Rosenheim seit einem Vierteljahrhundert gemeinsam Spuren gelesen, Verbrechen aufgeklärt und Mördern das Handwerk gelegt haben. Dass Burger am letzten Tag gedoubelt werden musste, ist alles andere, als ein peinlicher Totalausfall. Es ist ein wunderbares, liebevolles Geschenk. Es führt uns vor Augen, dass das Herz - aller Professionalität zum Trotz - die wichtigste Position hält, und dass eine einzige echte Träne mehr bedeutet, als alle Stunden eines perfekt eingespielten Takes zusammen.

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