„THILO MISCHKE. Spurlos verschwunden – Der Deutsche aus dem Folterknast"

Thilo Mischke über seine neue Syrien-Reportage: „Teil von Weltgeschichte“

10.11.2025, 15.37 Uhr
Die neue ProSieben-Reportage von Thilo Mischke beleuchtet die bewegende Geschichte von Martin, einem Deutschen, der in Syrien inhaftiert und gefoltert wurde. Mischke begleitet ihn bei seiner Rückkehr an die Orte des Schmerzes und trifft auf Menschen, die im Krieg gelitten haben.

In der neuen ProSieben-Reportage zur Primetime von Journalist Thilo Mischke steht die Geschichte von Martin im Mittelpunkt - einem deutschen Hilfsorganisationsmitarbeiter, der 2018 in Syrien inhaftiert und gefoltert wurde. Mischke begleitet ihn bei der Rückkehr an Orte, die für Martin bis heute traumatisch sind – und trifft Menschen, deren Leben von Krieg, Gewalt und politischer Unterdrückung geprägt wurden.

„THILO MISCHKE. Spurlos verschwunden": Wie alles begann

„Martin lernte ich als Corona-Sicherheitsmitarbeiter kennen“, erzählt Mischke im Gespräch. „Im Auto erzählte er mir die Geschichte. Und ich wusste, diese muss erzählt werden.“ Die Verbindung zur Recherche über Menschenrechtsverletzungen in Syrien ergab sich fast automatisch.

Wenige Tage nach dem Sturz des Assad-Regimes reiste das Team in die Krisenregion. „Drei oder vier Tage nachdem Assad gestürzt wurde, sind wir im Libanon ins Auto gesprungen und über eine nicht überwachte Grenze gefahren – und dann waren wir ein Teil von Weltgeschichte, zusammen mit Martin“, so Mischke.

Syrien zwischen Euphorie und Zerstörung

Vor Ort erlebte er eine Stimmung, die sich kaum fassen lässt: „Die Menschen in Syrien habe ich in kurzen Momenten als euphorisch wahrgenommen, die meiste Zeit war jedoch ein Zeugnis von Einschüchterung zu erleben.“ Der Journalist beschreibt einen Zustand, der weit über das Sichtbare hinausgeht: „Nicht nur das Land, sondern auch die Menschenseelen müssen wieder aufgearbeitet werden.“



Die Reise hatte Folgen – auch für das Team: „Selten hat eine Recherche so lange psychische Konsequenzen gehabt für uns alle wie diese.“

Die Rückkehr an Orte des Schmerzes

Die Reportage zeigt, wie Martin an jene Orte zurückkehrt, in denen er eingesperrt war. Statt konkreter Anschuldigungen, wurde in gewaltsamen Verhören versucht, ihn zu Antworten zu bringen, die ihn in irgendeiner Form belasten könnten.

Im Rahmen der Recherche vor Ort begegnet er Karim, einem jungen Syrer, der rund zehn Jahre in verschiedenen Gefängnissen einsaß. Beide verbindet das unausgesprochene Wissen darüber, was Folter aus einem Menschen macht.

Der 29-jährige Karim saß zehn Jahre seines Lebens im Folterknast

Karim ist 29 Jahre alt und saß bereits ca. zehn Jahre seines noch jungen Lebens in syrischer Folterhaft. Zu den Gründen seiner Verhaftung sagt er, dass ihm Bewaffnung vorgeworfen wurde und an Aufständen teilgenommen habe. Zwar verneint er beides, habe dies jedoch im Zuge der Folter und Isolation gestanden.

Inzwischen lebt Karim im Libanon, hat dort eine Arbeitsstelle gefunden, geheiratet und ist Vater geworden. Zwischen ihm und Mischke besteht bis heute Kontakt – so weit es die Sprachbarriere und die Distanz zulassen.

Martin selbst arbeitet seit seiner Freilassung mit engmaschiger therapeutischer Unterstützung daran, ins Leben zurückzufinden. „Das Erlebte lässt sich damit nicht beseitigen, es ist ein Auf und Ab – und bleibt für immer ein Teil seines Lebens“, sagt Mischke. Der ProSieben-Reporter und Martin pflegen bis heute Kontakt: „Auch nach dem Film arbeiten wir weiter zusammen. Er hat wahnsinnig gute journalistische Kenntnisse.“

ProSieben-Chefredakteur Hannes Hiller: "Die Wahrheit ist nicht verhandelbar"

ProSieben-Chefredakteur Hannes Hiller beschreibt die Reportage als zentrales Format im neuen Info-Programm des Senders: „Die Wahrheit ist nicht verhandelbar.“ Es gehe darum, relevante Geschichten einem möglichst breiten Publikum zugänglich zu machen. „Wir sind auch ein Sender, der den Auftrag hat, Aufklärungsarbeit zu leisten.“

Die Redaktion setzt dabei bewusst auf die Personalisierung und Erkennbarkeit der Reporter: Die Namen der Journalistinnen und Journalisten stehen jetzt im Titel. So führt nun: „Thilo Mischke: Folterknast“ durch die Reportage.

Und wie geht es weiter für Thilo Mischke?

Die Abschlussszene dieser Dreharbeiten bedeuten jedoch keine Rast für den ProSieben-Reporter. Mischke kündigte im Gespräch mit prisma an, schon bald wieder unterwegs zu sein: „Als nächstes geht es nach Dubai. Dazu darf ich jedoch noch nicht so viel erzählen.“ Lassen wir uns überraschen.

THILO MISCHKE. Spurlos verschwunden – Der Deutsche aus dem Folterknast – Mo. 10.11. – ProSieben: 20.15 Uhr

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