"Tatort: Ein guter Tag / Schwarzer Schnee"

„Tatort“ über die Mocro-Mafia: Wenn das Verbrechen keine Grenzen kennt

22.12.2025, 12.08 Uhr
Ein verschwundener Ermittler, neue Partner und eine Mafia ohne Skrupel: Dieser „Tatort“ zieht Falke tiefer hinein als je zuvor.

Kommissar Falke (Wotan Wilke Möhring) ist vieles – aber konstant besetzt war sein Ermittlerteam zuletzt nicht. Nach dem Abschied von Petra Schmidt-Schaller und dem tödlichen Ende der Figur von Franziska Weisz herrschte im „Tatort“-Kosmos um den Hamburger Landespolizisten fast schon personeller Ausnahmezustand. Zuletzt musste Falke gleich mit zwei Kolleginnen ermitteln, nun wird erneut alles neu gemischt: Im Doppelpack „Ein guter Tag“ und „Schwarzer Schnee“ verschlägt es ihn ins deutsch-niederländische Grenzgebiet. An seiner Seite stehen erstmals die niederländische Ermittlerin Lynn de Baer sowie dauerhaft Cyber-Spezialist Mario Schmitt – eine Konstellation, die schnell zeigt, dass dieser Fall größer, düsterer und gefährlicher ist als alles, was Falke zuletzt erlebt hat.

ARD
Tatort: Ein guter Tag / Schwarzer Schnee
Kriminalfilm • 21.12.2025 • 20:15 Uhr

Ihr Fall beginnt mit einem Deutschen, der spurlos von einem Campingplatz in der Grenzregion verschwindet. Weil dessen zeitweise Bleibe voller Blut ist, schickt das LKA Falke und Schmitt, um sich den vermeintlichen Tatort anzusehen. Bald kommt heraus, warum der Mann von der Polizei mit großer Intensität gesucht wird: Carsten Kellmann (Andrei Viorel Tacu), der sich Joe Glauning nannte und in der deutsch-niederländischen Grenzregion ein Autohaus führte, war in Wahrheit verdeckter Ermittler. Seinen Eintritt in die Strukturen der skrupellosen Mocro-Mafia sollte Gastronom Ervin Zoric (Sascha Alexander Gersak) werden, der die Villa seiner Familie und deren Luxusleben offenbar auch durch illegale Geschäften finanziert. Die beiden Männer haben einen besonderen Draht zueinander. Beide sind "intensive" Charaktere. Ist Kellmanns Mission nun aufgeflogen? Lebt der Polizist überhaupt noch?

Mocro-Mafia im „Tatort“: So brutal ist das organisierte Verbrechen

Parallel zur Handlung auf deutscher Seite lernt man auch Menschen in den Niederlanden kennen. Ahmed Saidi (Yousef Sweid), der Boss der Mocro-Mafia, sitzt in Haft. Die Geschäfte führt derweil offenbar Sohn Karim (Yasin el Harrouk). Dann jedenfalls, wenn er nicht gerade teure Hip-Hop-Videos in der eigenen Villa dreht, denn eine Musikkarriere verfolgt der junge Mann ebenfalls. Zum System der Mocro-Mafia gehört nicht nur das massive Investieren und die Geldwäsche in deutsche Projekte, sondern auch ein extrem skrupelloses "Geschäftsgebaren". Ein Menschenleben ist quasi gar nichts wert. Oft werden blutjunge, perspektivlose Jungmänner mit Migrationshintergrund angeworben, um für die Mafia schmutzige Jobs zu erledigen. Einer von ihnen ist Imbiss-Hilfsarbeiter Sami (Hamza Iallouchen). Wie man sich denken kann, führen beide Handlungsstränge – der niederländische und der deutsche – irgendwann zusammen.

Die Namen hinter dem XXL-"Tatort" lassen aufhorchen: Regie führte "Tatort"-Debütant Hans Steinbichler ("Winterreise"), das Drehbuch stammt von den vielfach preisgekrönten Alexander Adolph ("München Mord") und Eva Wehrum. Sie erzählen ihren in düster-blassen Winterfarben und hohem Bodycount daherkommenden Plot allerdings auf Basis einer einst im "Spiegel" erschienenen Titelgeschichte: Journalist Jürgen Dahlkamp, der über die bedrohlichen Entwicklungen in den Niederlanden und was Deutschland damit zu tun hat, recherchierte, diente dem Filmprojekt als Berater. Auch wenn der von Denis Moschitto verkörperte Computer-Nerd mit autistischen Zügen als wunderbar "merkwürdige" Figur des für seinen schwarzen Humor bekannten Autors Alexander Adolph ("Die nettesten Menschen der Welt") zu erkennen ist – darüber hinaus gibt es in diesen 180 "Tatort"-Minuten, die als Koproduktion zwischen NDR und dem niederländischen Sender NPO entstanden, wenig zu lachen.



Niemand entkommt: Warum dieser „Tatort“ so hoffnungslos wirkt

Trostlos und gequält wirken beinahe sämtliche Charaktere dieses Zweiteilers. Die Gnadenlosigkeit des Organisierten Verbrechens lässt ihnen kaum Luft zum Atmen. Nach Sympathieträgern sucht man vergebens, weil selbst die Kommissare ob der Niedertracht der anderen Figuren fast ein wenig konsterniert scheinen. Die Botschaft dieses deprimierenden Doppel-"Tatorts" lautet: Niemand entkommt dem System! Oder auch: Der Staat hat fertig! Offenbar haben Gesellschaft und Rechtssystem den Methoden der Gangster kaum etwas entgegenzusetzen.

Immerhin, auch wenn dies kein Trost beim Zuschauen ist: Das massenhafte Geld, ob nun gewaschen oder noch direkt mit den Drogen verknüpft, macht selbst jene nicht glücklich, die es haben. Passend dazu wirken selbst die Villen und von Drogen finanzierten hübschen Apartments des Krimis irgendwie trostlos in ihrem Luxus. Bewohnt werden sie allesamt von Menschen, die nicht frei wirken. Sie sind alle Teil des Geschäfts und vergifteter Beziehungen.

Tatort: Ein guter Tag / Schwarzer Schnee – So. 21.12. – ARD: 20.15 Uhr


Quelle: teleschau – der mediendienst GmbH
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