VOX-Gründershow

Ringen um einen Deal spreng bei "Die Höhle der Löwen" alles bisher da gewesene

02.05.2023, 10.07 Uhr
von Rupert Sommer

Eine ungewöhnliche Sendung gab es am Montag bei "Die Höhle der Löwen". Trotz lächerlicher Mini-Umsätze zeigt sich ein Löwen-Duo von der Geschäftsidee einer Interior Designerin schwer empört und beeindruckt. Das Ringen um einen Deal nahm ganz neue Züge an.

Es könnte so leicht sein und wird dann doch ganz schwer: Chanté Nöhlen aus Mönchengladbach hat mit "Interior Circle" ein Unternehmen gegründet, dessen Sinnhaftigkeit schnell einleuchtet. Dazu ist sie eine Frau, die sich klar ausdrücken kann und der man gerne zuhört. Mehr noch: Die Geschäftsfrau, eine gelernte Konsumenten-Psychologin und Interior Designerin, überzeugt bei der Vorstellung ihres App-basierten Start-ups mit einer Vision und einer Gelassenheit, die auch gezieltes Nachhaken nicht erschüttern kann: "Du hast auf jede Frage, die wir gestellt haben, eine Antwort", lobt sie "Die Höhle der Löwen"-Neu-Investor Tillman Schulz. Nils Glagau meint anerkennend: "Chanté, du bist der Knaller!"

Selten zeigten sich die Löwen so baff

Und doch läuft es zunächst alles andere als rund für die 31-Jährige, die ihre private Leidenschaft für ein schönes Wohnumfeld zum Business gemacht hat: "Ich bin ein Vasen-Junkie", sagt Chanté über sich selbst. Ihre Firma "Interior Circle" vernetzt Käufer und Verkäufer von gebrauchten Einrichtungsgegenständen. Man kann sich über die App aber auch einfach inspirieren lassen. "Der Wunsch der Menschen nach einem schönen Zuhause steigt immens", sagt sie. "Der Interiormarkt hat noch nie so geboomt wie heute."

Was bei "Interior Circle" besonders nachhaltig wirkt, ist Chantés Antwort auf die Wegwerfmentalität: "Wir schaffen einen Kreislauf." Zudem zeigt die Unternehmerin Herz: Zwei Prozent aller Umsätze von Käufen und Verkäufen mit Gebrauchtmöbel und Second-Hand-Design geht an soziale Projekte. "Unser Motto: Mach dein Zuhause schöner und hilf gleichzeitig anderen, eines zu bekommen", sagt die Gründerin.

"Mit 50 Euro Umsatz hier aufzulaufen, ist schon der Hammer"

Die Sache mit den Umsätzen erweist sich jedoch als die Achillesferse im Pitch. Selten zeigten sich die Löwen in der Geschichte der VOX-Show so baff, wenn die übliche Frage nach dem bislang erwirtschaftetem Geld aufkam. "Knapp 50 Euro", lautet die verblüffende Antwort von Gründerin Chanté. Ralf Dümmel kann den lächerlich niedrigen Umsatz fast gar nicht glauben und fragt lieber noch mal nach: "50?" Tatsächlich!

"Mit 50 Euro Umsatz hier aufzulaufen, ist schon der Hammer", platzt es da aus Carsten Maschmeyer heraus. Immerhin ruft "Interior Circle" einen stolzen Preis auf: 200.000 Euro für 20 Prozent an ihrer Firma möchte die Gründerin von den Löwen haben. So gerechnet kommt man auf eine Bewertung von einer Million Euro für ein Unternehmen, das noch so gut wie nichts erwirtschaftet hat. "Das habe ich noch nie gehört", schüttelt Maschmeyer den Kopf. Wie soll das zusammenpassen?

Chanté Nöhlen hat aber Antworten: Sie möchte mit Löwen-Hilfe ihre App bekannt machen. Sobald der erhoffte Marketing-Schub erst mal greife, ließen sich auch Umsätze skalieren, so ihre Hoffnung. Von Einschüchterungsversuchen vor allem von Carsten Maschmeyer lässt sie sich nicht bremsen. "Das muss man alles mit der Lupe betrachten", spottet der Star-Investor über die bisherige Umsatz-Lage. "Das ist alles Atom-klein." Allerdings: Maschmeyer weiß, wie man App-Firmen groß macht. Und er wirkt angefixt.

Tatsächlich kommt es zu Szenen, wie man sie noch nie zuvor in der "Höhle der Löwen" gesehen hat: Gleich dreimal verlassen Carsten Maschmeyer und Dagmar Wöhrl, die sich ebenfalls für "Interior Circle" interessiert, ihre Sessel, um im Studio-Hintergrund Vorgespräche über einen möglichen gemeinsamen Deal zu tätigen. Chanté redet dabei im Vordergrund munter weiter – und schafft es sogar, bei den im Zwiegespräch abgelenkten Investoren weiter Aufmerksamkeit hervorzurufen.

Irgendwann wird es sogar für den Routinier Carsten Maschmeyer zu viel. "Können Sie nicht mal Mist erzählen, damit wir klar Nein sagen können", scherzt er gequält. "Machen Sie uns das schwer!" Tatsächlich beeindrucken ihn Chantés Ausdauer, ihr Einsatz und ihre Schlagfertigkeit sehr. "Immer kommt noch ein gutes Argument."

Und dann schafft es die Gründerin, die wirklich leidenschaftlich für einen Deal kämpft, Maschmeyer und Wöhrl komplett zu verblüffen. Bislang sitzt "Interior Circle", im Kern eine Zwei-Personen-Firma mit Chanté und ihrem Ehemann, in Mönchengladbach. Um das Unternehmen mithilfe der starken Unterstützertruppen groß zu machen, wäre ein Ortswechsel zu den Teams der beiden Investoren besonders wichtig. "Wären Sie bereit, nach München oder Berlin zu ziehen?", fragt er Chanté. Die fackelt nicht lange: Wird gemacht!

Gewürzsalz für Obst

"Noch nie zuvor wurde über einen Umzug verhandelt", freut sich auch Dagmar Wöhrl. Und auch für die letzte große Herausforderung hat Chanté Nöhlen eine Lösung: Maschmeyer und Wöhrl wollen für ihr Engagement Firmenanteile in doppelter Höhe verglichen mit dem anfänglichen Vorschlag der Gründerin haben. "Wir bräuchten 40 Prozent", fordert Wöhrl.

Chanté Nöhlen spricht sich kurz per Telefon mit ihrem Mann ab, der auch schon den Ortswechsel abnickte. Dann ist der Weg frei: "Wir haben einen Deal", sagt sie. Die Erleichterung ist groß. Selten war so viel Hingabe im Spiel.

Ebenfalls zu kämpfen, wenn auch mit nicht ganz so hohem Einsatz, haben wenig später zwei WG-Freunde aus Köln, die mit "Fruping" ein Start-up für Gewürzsalze vorstellen, mit denen man Obst "aufpeppen" kann. Ralf Dümmel macht den Deal. Nils Glagau setzt sich beim ebenfalls App-basierten Start-up "Recoupling" durch. Dabei geht es um eine Art elektronisch unterstützte Paartherapie, um Beziehungen lebendig und zukunftsfit zu halten.

Tolle Projekte stellen schließlich auch die Gründerinnen der Kinder-Tragehilfe "Homb" sowie das Vater/Sohn-Gründer-Team von "eco-softfibre" aus Görlitz, einer natürlichen Alternative zu umweltschädlichen PU-Schaumfstoffen, vor. Trotzdem bleiben bei beiden Präsentationen zu viele Fragen offen, Geschäfte kommen nicht zustande. Gut möglich, dass die Löwen diesmal nach der turbulenten Auftaktrunde auch einfach nur komplett erschöpft waren.


Quelle: teleschau – der mediendienst GmbH

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