Willi Weitzel

„Willi wills wissen“ – für Willi Weitzel ist das wohl nicht nur der Name seines erfolgreichsten Formats, sondern auch drei Worte, die sein Leben von klein auf beeinflussten. Willi Weitzel wuchs in der hessischen Kleinstadt Stadtallendorf in der Nähe von Marburg auf. Während seine Mutter ein Einzelhandelsgeschäft betrieb, vertrat sein Vater eine Schokoladenfirma. Weitzel war das mittlere Kind und wuchs mit einer älteren Schwester sowie einem jüngeren Bruder auf. Mit Blick auf seine Kindheit beschreibt er sich heute als Junge, der schon früh neugierig und immer offen für Neues war. Er habe viel ausprobiert und sich schließlich ab 1994 erstmal für ein Studium der Theologie an der Ludwig-Maximilians-Universität München entschieden. Vier Semester lernte er, zum Abschluss kam es jedoch nicht. Stattdessen startete Weitzel 1996 in ein Lehramtsstudium für Hauptschule und absolvierte zugleich ein Praktikum beim Bayerischen Rundfunk. Ein Praktikum, das ihn viel weiter bringen sollte, als er sich je hätte träumen können: Denn während seiner Arbeit beim Bayerischen Rundfunk wurde er entdeckt und 2001 (kurz nach Abschluss seines Lehramtsstudiums) für die TV-Serie „Willi wills wissen“ angefragt. Und wie Weitzel eben so ist, hat er das einfach mal ausprobieren wollen.

Willi Weitzels Karrierestart mit „Willi wills wissen“

Wenig später war Weitzel deutschlandweit bekannt. Kinder sprachen ihn auf der Straße an, bedankten sich und bewunderten ihn – den Mann, der ihnen alle lange schlummerten oder eben neu entdeckten Fragen beantworten konnte. Und Weitzel fragte wirklich alles. Unter der Prämisse, Kindern die Welt zu erklären, sprach er mit Gletscherforschern, Bestattern und Raubtierdompteuren. Bald entsprungen aus dem einfachen Reportageformat unzählige Ableger: Eine Quiz-Show für Kinder, die Serie „Willis VIPs“, die sich berühmten Persönlichkeiten widmet oder „Die bunte Buchstabenrevue“, die sich der Welt mit Hilfe ihrer Anfangsbuchstaben näherte.

Willi Weitzel war überall zu sehen: Im Ersten, auf KiKa, im Bayerischen Fernsehen, auf WDR, MDR, ARTE, 3sat und im hr-fernsehen. Nicht nur mit seinen Themen, auch mit seiner kindlichen, flapsigen Art konnte er die Herzen vieler Kinder für sich und seine Shows gewinnen. Aber Weitzel kann beides: Von 2018 bis 2022 moderiert er im Bayerischen Rundfunk die Serie „Gut zu wissen“, die sich Wissensfragen mit etwas mehr Seriosität widmet – denn die Zielgruppe soll sowohl junge als auch erwachsene Menschen abdecken.

Willi Weitzel auf der großen Leinwand

Willi Weitzels Karriere sollte sich nicht auf das Fernsehen beschränken. Nur sieben Jahre nach Start seines ersten Fernsehformats, begann er an einem Kinofilm zu drehen. Unter dem Titel „Willi und die Wunder dieser Welt“ widmete er sich eben diesen. Er flog dazu einmal quer um die Welt und traf Menschen in Australien, Südalgerien, Japan, der kanadischen Arktis und Deutschland. Wie so vieles, was Weitzel startete, wurde der Kinofilm ein absoluter Hit. Mit etwa 450.000 Kinobesuchern zeichnete er sich als erfolgreichster, deutscher Dokumentarfilm im Jahr 2009 aus – trotz seiner spezifischen Zielgruppe.

Das Ende von „Willi wills wissen“

Dann der Schock: Kurze Zeit nachdem Weitzel von jener Reise zurückkam, machte er Schluss. Schweren Herzens gab er das Format auf, das ihn einem Millionenpublikum vorgestellt hatte. Heute gibt Weitzel zu, dass es private Gründe waren, die zum Ende von „Willi wills wissen“ führten. Er hatte gerade eine Tochter bekommen, für die er aufgrund seiner Dreharbeiten kaum Zeit hatte, seine Ehe ging in die Brüche und Weitzel fühlte sich einfach nur leer. Er wollte erstmal wieder zu sich selbst finden, sich wieder häufiger im Spiegel als in der Kamera betrachten, häufiger der eigenen Familie als wildfremden Menschen begegnen. Doch die Entscheidung fiel ihm nicht leicht und es sollten Zeiten kommen, in denen er sie bereute. Zurück konnte er nicht. Doch vor ihm lag dennoch eine erfolgreiche Karriere. Der Charme, Kindern mit viel Witz fundiertes Wissen zu vermitteln, war ihm schließlich nicht abhanden gekommen.

Weitere Filme von Willi Weitzel

Nach dem Erfolg seines ersten Kinofilms gründete Weitzel 2011 schließlich eine eigene Firma, die seiner neuen Passion mehr Raum geben sollte. Mit „Welterforscher Film“ produzierte er fortan eine Reihe von Filmen. So arbeitet er noch heute für die Sternsinger und stellt Filme ihrer Jahresaktionen her, was ihn nach Tansania, Malawi, auf die Philippinen, nach Bolivien, Kenia, Indien, Peru, in den Libanon und in die Ukraine führte. Auch der Film „Willis Grenzerfahrungen – Mit einem LKW voll Hoffnung an die syrische Grenze“ brachte ihn an einen fremden Ort. Hierfür wurde Weitzel filmisch auf seinem Weg an die syrische Grenze begleitet, wo er einen LKW voll Spenden ablieferte.

Nach einigen weiteren Filmprojekten folgte 2022 sein zweiter Kinofilm. In „Willi und die Wunderkröte“ erfahren Weitzel und seine Zuschauer alles über die Amphibien – und selbstverständlich reiste der Welterforscher auch dafür quasi einmal um die Welt.

Allround-Talent Willi Weitzel: Seine Buchprojekte

Willi Weitzel bereist also mehrmals die Welt und erklärt sie Kindern im Fernsehen und auf der großen Leinwand – aber da ist noch lange nicht Schluss. Als wahrer Allrounder hat Weitzel auch mehrere Bücher herausgebracht. Während 2012 zunächst ein Kochbuch für Kinder und Familien seine Fans begeisterte, verfasste er 2018 gemeinsam mit dem muslimischen Theologen Mouhanad Khorchide ein Buch zum Islam. Das Hörbuch, das er 2019 zusammen mit Eckart von Hirschhausen herausbrachte, war dann wieder etwas kinderfreundlicher: In „Ist das ein Witz – Kommt noch ein Kind zum Arzt“ erzählen die beiden Autoren ihre liebsten Witze.

Seit Ausbruch des russischen Angriffskriegs auf die Ukraine widmet sich Willi Weitzel in einem neuen Buch dem Thema Krieg und Frieden. Kindgerecht nähert er sich diesen in „Der Frieden ist ausgebrochen“. Inspiriert sei das Bilderbuch von einem Gespräch, das Weitzel Anfang 2022 mit einer seiner Töchter geführt habe.

Willi Weitzel engagiert sich auch sozial

Willi Weitzel vereint viele Talente und ist für eine Reihe seiner Publikationen mit Auszeichnungen wie dem Bayerischen Fernsehpreis, dem HEUREKA Journalistenpreis oder dem Adolf-Grimme-Preis ausgezeichnet. Doch auch sein Herz war stets am richtigen Fleck: Neben seinen Bemühungen, Kindern leichte wie schwierige Themen näherzubringen, fungiert er auch als Pate des Anti-Rassismusprojekts „Schule ohne Rassismus – Schule und Courage“ und unterstützt darüber hinaus den Verein „Trauerland – Zentrum für trauernde Kinder und Jugendliche“.

Was macht Willi Weitzel heute?

Zwar wurde „Willi wills wissen“ bereits 2010 aufgrund von Weitzels ausdrücklichem Wunsch eingestellt. Dennoch ist Willi Weitzel offensichtlich vor wie hinter der Kamera noch heute aktiv. Wenn er nicht gerade die Welt bereist und sich neuen Projekten für Kinder oder Erwachsene widmet, lebt er mit seiner Frau und drei Töchtern in Herrsching am Ammersee. Dort liegt die Familie gelegentlich sogar zusammen auf der heimischen Couch und sieht sich alte „Willi wills wissen“-Folgen an. Den Text des Introsongs können sie natürlich allesamt auswendig.