Eigentlich wollte Katja Weitzenböck auf einer Rinderfarm im australischen Outback schuften. Es kam alles ganz anders. Statt Stallausmisten Mode-Shootings in Sydney, Schönheitswettbewerbe in New York und Beauty-Fotos in Paris. Mittlerweile ist Katja Weitzenböck im deutschen Schauspiel gelandet, was zweifellos ein Glücksfall ist.
1986: Die Frau mit dem wohl deutschesten aller Namen will weg aus der Heimat. Nach dem Abitur in Erlangen zieht es sie nach Sydney. Im Hyatt Kings Gate Hotel arbeitet Weitzenböck als Kellnerin. Dass sie den Job nicht lange macht, liegt nicht daran, dass sie am Entkorken der Weinflaschen scheitert. Ein Musiker führt sie in die Mode-Szene Sydneys ein. "Da war es um mich geschehen", sagt Katja Weitzenböck. Ihr erster Auftrag als Model: Ein Foto-Shooting für die japanische Zigaretten-Marke "Mild 7 Menthol". Mit ihrem Aussehen und den Aufträgen hätte Weitzenböck stinkreich werden können. Aber als die Grand Dame des Model-Business, Eileen Ford, ihr in New York ein fremdes Image aufstempeln wollte, floh Weitzenböck aus der Branche.
"Wenn ich nicht nach Australien gegangen und Foto-Model geworden wäre, hätte ich es niemals gewagt, Schauspielerin zu werden", sagt sie. Das will man ihr kaum glauben. Weitzenböck wirkt extrovertiert und überwältigt mit ihrer Lebensenergie. Aber eigentlich sei sie ein eher unsicherer Mensch, ist sie sich sicher. 14 Jahre liegen zwischen ihren Posen im weißen Bikini für die Japan-Kippen und ihrem jüngsten Auftritt vor der Kamera im Urwald von Papua-Neuguinea. 1999 reiste sie für zehn Wochen nach Südost-Asien und drehte neben Michael Mendel das Dschungel-Melodram "Der Paradiesvogel". Ihr größter Dreh. Bisher waren Weitzenböcks Zuhause TV-Movies und Serien. Vergangenheit.
Sie war auch in einer Rolle zu sehen, die sie im richtigen Leben in all ihrer Dekadenz kennengelernt hat: Im ZDF-Krimi "Siska" spielte sie ein ehebrechendes Model. "Ich hatte furchtbare Manschetten, weil ich wieder in meinen alten Beruf schlüpfen musste", sagt sie, "als wir eine Modenschau mit echten Models abdrehten, merkte ich, dass perfekte Schönheit leer und uninteressant ist. So, als ob das Auge keinen Halt findet. Wie bei einer glatten Marmorfassade." Bereits 1994 sah man Katja Weitzenböck an der Seite von Dieter Landuris und Stefan Kurt in dem Kriminalfilm "Alles außer Mord - Blondes Gift - Killer Tango", drei Jahre später spielte sie in dem Psyvhothriller mit dem bezeichnenden Titel "Im Fegefeuer der Lust".
Zwar hat bei Katja Weitzenböck Ästhetik schon immer eine große Rolle gespielt, "aber nicht, weil ich die Schönste und Beste sein, sondern weil ich geliebt werden wollte." Das will sie auch beim Film. Was mitunter zu obskuren Gedanken führt: "Nach jeder Einstellung, die mir der Regisseur abnimmt, möchte ich am liebsten, dass ein Blitz neben mireinschlägt. Ich hasse es, wenn er nur 'Okay' sagt." Nein, Katja Weitzenböck lebt in Superlativen: "Es gibt Momente, in denen ich mir wünsche, dass alle Leute am Set ohnmächtig vor Begeisterung umkippen oder in Tränen ausbrechen, weil ich so ergreifend gespielt habe", sagt sie in einem Anflug von überschwänglichen Übertreibungen. Und im normalen Leben? Da ist sie häufiger der nachdenkliche Mensch. "Ich habe nicht mehr den Anspruch, glücklich zu sein", sagt sie, "ich möchte nur leben, alle Momente ertragen. Auch das Unglücklichsein kann herrlich sein." Glück, Unglück. Eines ist sicher: In Zukunft werden für Katja Weitzenböck noch viele Blitze einschlagen.
Weitere Filme mit Katja Weitzenböck: "Schalom, meine Liebe" (1997) mit Dominique Horwitz, Gabriel Baryllis Melodram "Seitensprung in den Tod" (1997), Peter Schulze-Rohrs Krimi "Tatort - Bluthunde" (1997), Erwin Keuschs Krimi "Der Mann für alle Fälle: Ein ganz gewöhnlicher Totschlag" (1998) mit Axel Milberg, Axel de Roches Thriller "Der Mörder in meinem Haus" (1998) mit Helmut Zierl, Karola Hattops Drama "Das Schloss meines Vaters" (1999) mit Heikko Deutschmann, Peter Patzaks Thriller "Der Mörder in dir" (1999), Bernhard Stephans Beziehungskomödie "Ein Mann für gewisse Sekunden" (1999) mit Carin C. Tietze, Hans-Werner Honerts Krimi "Tatort - Fluch des Bernsteinzimmers" (1999), Curt Faudons Thriller "Das Tattoo - Tödliche Zeichen" (2000). "Gebürtig" (2002), "Inspektor Rolle: Tod eines Models", "Amundsen, der Pinguin" (2003), "Untreu", "Die Farben der Liebe","Erbin mit Herz" (alle 2004), "Inga Lindstroem - In den Netzen der Liebe", "Fürchte dich nicht", "Robin Pilcher - Jenseits des Ozeans" (alle 2006), "Liebe auf den dritten Blick", "Die Zeit, die man Leben nennt" (beide 2007), "Im Tal der wilden Rosen - Gipfel der Liebe", "Einmal Toskana und zurück", "Sommerwellen", "Im Tal der wilden Rosen - Prüfung des Herzens" (alle 2008), "Tod aus der Tiefe", "Der Bergdoktor: Durch eisige Höhen", "Inga Lindström: Mia und ihre Schwestern" (beide 2009), "Rosamunde Pilcher: Herzensfragen", "Meine Familie bringt mich um!", "Engel der Gerechtigkeit" (alle 2010), die Fortsetzung "Engel der Gerechtigkeit - Brüder fürs Leben" (2011), "Das Haus der Krokodile" (2012).