Alle wollen geliebt werden
20.08.2024 • 22:45 - 00:00 Uhr
Spielfilm, Tragikomödie
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Originaltitel
Alle wollen geliebt werden
Produktionsland
D
Produktionsdatum
2022
Spielfilm, Tragikomödie

Das Gezerre des Lebens

Von Eric Leimann

"Alle wollen geliebt werden" zeigt die gestresste Psychotherapeutin Ina (Anne Ratte-Polle), deren multiple Lebenskrisen an einem heißen Sommertag in Berlin zu explodieren scheinen. Selten gelingt es, das ganz normale Leben so präzise, klug und tragikomisch einzufangen wie in diesem Abschlussfilm.

Es gibt Gesangsszenen in Filmen, die man nicht vergisst: "As Time Goes By", das vom Barpianisten auf Ingrid Bergmans Wunsch in "Casablanca" geklimpert wird. Oder "Johnny B. Goode" von Michael J. Fox aus "Zurück in die Zukunft", das die Rock'n'Roll-Ekstase per Zeitreise ein paar Jahre vorwegnahm. Mal sind Lied-Darbietungen in Filmen melancholisch oder umwerfend komisch, wie in den genannten Beispielen. Dann wieder sind sie emotional doppelbödig wie Sandra Hüllers "Greatest Love of All" im Film "Toni Erdmann". Eine der schönsten filmischen Gesangsszenen seit Jahren findet sich nun ausgerechnet in einem Fernsehspiel des ZDF: im wunderbaren Hochschul-Abschlussfilm "Alle wollen geliebt werden" von Katharina Woll. Immerhin: Deren Hauptdarstellerin und Sängerin Anne Ratte-Polle ist keine Unbekannte, sondern eine der besten deutschen Schauspielerinnen ihrer Generation.

Anne Ratte-Polle spielt die Berliner Psychotherapeutin Ina. Eine Frau, die es allen recht machen will: ihren Patienten, Teenie-Tochter Elli (Lea Drinda), ihrem Freund (Urs Jucker), der sie für seine Professur zum Auswandern nach Finnland überreden will und der anstrengenden Mutter Tamara (Ulrike Willenbacher), die an jenem Freitag 70. Geburtstag feiert. Dazu kommt ein körperliches Unwohlsein. Die 43-Jährige fühlt sich nicht auf der Höhe. Und ihre Ärztin will, nachdem sie ein paar Tests gemacht hat, dringend mit Ina sprechen. Das aber geht erst nach dem Wochenende. Plötzlich, an einem heißen Sommertag, kann sie einfach nicht mehr – was in der Darbietung des Songs "I Believe In Miracles" von Hot Chocolate bei der Gartenparty ihrer Mutter kulminiert. Die wunderbare Tragikomödie "Alle wollen geliebt werden" erzählt all das mit Präzision, Witz und Klasse, sodass man über die schlanken 77 Minuten dieses Fernsehspiels immer mehr in den Bann des Geschehens gesogen wird.

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Ein Erstlingsfilm, der weltweit Preise gewann

"Es ist ein universelles Thema, in eine Rolle reingepresst, von allen bedrängt zu werden und keinen Platz zum Atmen zu haben", sagt Autorin (mit Florian Plumeyer) und Regisseurin Katharina Woll über dieses Frauenporträt. Was ihren Film, der im Rahmen der Reihe "Shooting Stars 2024 – Junges Kino im Zweiten" läuft, so besonders macht: Er findet eine wunderbare Balance zwischen der präzisen Beobachtung eines gestressten Lebens, das vielen bekannt vorkommen dürfte, und einer sanften komödiantischen Überhöhung. Die wirkt aber nie albern, lässt Betrachter aber mit einem breiten, nach Innen gerichteten Grinsen zurück. Ein wichtiger Faktor sind dabei die exzellenten Darstellerinnen: Anne Ratte-Polle, die 2023 in Dominik Grafs "Mein Falke" einen ähnlich komplexen Charakter zum Strahlen brachte, Nachwuchs-Star Lea Drinda ("Wir Kinder vom Bahnhof Zoo") und Theaterschauspielerin Ulrike Willenbacher.

Männer spielen in "Alle wollen geliebt werden" zwar nur Nebenrollen, auch wenn sie wie im richtigen Leben Szenen oft dramaturgisch vordergründig beherrschen. Auch sie sind fein gezeichnet, sei es nun Inas Schweizer Professoren-Freund, ihr Ex und Ellis Vater (Jonas Hien) oder eine Party-Bekanntschaft (Hassan Akouch), die sich als ehemaliger Patient entpuppt.

Katharina Wolls Film hat bei vielen Festivals weltweit Trophäen abgeräumt. In Ludwigshafen gab es den "Preis für Schauspielkunst" für Anne Ratte-Polle. Auch an entlegeneren Orten wie Wyoming, Richmond oder Dubai wurde das deutsche Erstlingswerk ausgezeichnet. Viele Probleme des Lebens sind eben universell – und denkwürdige Gesangseinlagen wie Anne Ratte-Polles "I Believe In Miracles" sind es ohnehin. Alle Filme der diesjährigen Ausgabe von "Shooting Stars 2024 – Junges Kino im Zweiten" befinden sich bereits seit 11. Juli in der ZDF-Mediathek.

Alle wollen geliebt werden – Di. 20.08. – ZDF: 22.45 Uhr


Quelle: teleschau – der mediendienst GmbH

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