Was wäre, wenn Europäer nach Afrika fliehen müssten? Ein ARD-Drama dreht die Vorzeichen der Flüchtlingskrise um.
Deutschland im Jahr 2027 – die EU gibt es nicht mehr. Eine nationalistische, autoritäre Regierung übt Willkür, verfolgt Migranten, Homosexuelle und andere Minderheiten. Immer mehr Menschen sehen sich zur Flucht gezwungen – zu einem "Aufbruch ins Ungewisse", so der Titel des dystopischen ARD-Dramas, das die Vorzeichen der hiesigen Flüchtlingskrise seit dem Sommer 2015 einfach umgedreht: Deutschland und Europa geraten unter autoritäre Herrschaft, Verfolgte und Minderheiten müssen nach Afrika fliehen. Das Erste spinnt eine mögliche düstere Zukunft, die bedrückend die heutige Realität vor Augen führt.
Im Mittelpunkt des Fluchtdramas (Buch: Eva Zahn, Volker A. Zahn und Gabriela Zerhau) steht die Familie Schneider. Nachdem Vater Jan (Fabian Busch) als Anwalt in Deutschland verfolgt wird, will er mit seiner Frau Sarah (Maria Simon) und den beiden Kindern nach Kapstadt fliehen. Doch der Frachter der Schlepper lässt die europäischen Flüchtlinge nicht in Südafrika, sondern an der namibischen Küste von Bord – auf der rauen See geht der Sohn verloren.
Unter kargen Bedingungen mit anderen zusammengepfercht, auf der verzweifelten Suche nach dem Kind, sieht die Familie, die an der Flucht zu zerbrechen droht, einer ungewissen Zukunft entgegen; zumal die Weiterreise nach Südafrika gefährdet ist, weil Namibia konsequent in die Herkunftsländer abschiebt.
Ja, in fast jedem Detail orientiert sich das Drama an den realen Schicksalen der geflüchteten Syrer, Afghanen und Afrikaner, die unter schwersten Umständen die Festung Europa überwinden, um hier ein neues Leben zu finden. Keine Frage, wichtig und richtig ist der durchaus berührende Film, der mit dem Rechtsruck und den Fluchtursachen zwei der dringlichsten Themen unserer Zeit aufgreift. Eigentlich wollten die ARD-Verantwortlichen im Anschluss bei "Maischberger" ab 21.45 Uhr die Perspektive des Films im Zusammenhang mit der Realität der Geflüchteten in Europa besprechen. Kurzfristig wurde diese aus aktuellem Anlass jedoch verworfen. Stattdessen heißt es bei Sandra Maischberger nun: "Das GroKo-Drama: Zerlegen sich die Volksparteien?"