Der Staat ist für den Menschen da
19.05.2024 • 00:45 - 01:45 Uhr
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Originaltitel
Der Staat ist für den Menschen da - Der Verfassungskonvent von Herrenchiemsee
Produktionsland
D
Produktionsdatum
2009
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Der Staat ist für den Menschen da

Deutschland 1948, drei Jahre nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs und der Nazi-Diktatur. Die Städte liegen in Trümmern, die Menschen hungern. Die Alliierten haben das Land in vier Besatzungszonen aufgeteilt. Zu diesem Zeitpunkt kommen die Ministerpräsidenten der westdeutschen Bundesländer auf Herrenchiemsee zusammen, um einen Entwurf für eine neue Verfassung auszuarbeiten. Das besondere dabei ist für jeden Teilnehmer die Notwendigkeit, die politische Zugehörigkeiten der anderen auszublenden und sich auf das Wohl eines ganzen Landes zu fokussieren vor der Vision, das geteilte Deutschland eines Tages wieder vereint zu wissen. In tage- und nächtelangen Diskussionen werden Details ausgearbeitet und somit Schritt für Schritt ein Gesetz erarbeitet, dessen größter Teil später vom Parlamentarischen Rat wortgetreu in das heute geltende Grundgesetz übernommen wird. Das Dokumentarspiel zeigt den Entstehungsprozess dieses Verfassungsentwurfes, der zur Grundlage unserer Demokratie wurde. Basierend auf Protokollen und Niederschriften der Beteiligten ist der Film eine historisch korrekte Wiedergabe der damaligen Zusammenkunft und Dokument für die Entstehung unseres Grundgesetzes. Der NS-Rechtsprofessor Theodor Maunz, der ehemalige KZ-Häftling Prof. Hermann Brill und der Exilant Professor Hans Nawiasky gehören zu über 30 Staatsrechtsgelehrten, die sich am 10. August 1948 auf Herrenchiemsee zusammenfinden. Nicht, um ihre persönliche NS-Vergangenheit aufzuarbeiten, sondern um eine Grundlage für Deutschlands Zukunft zu entwerfen: Im Auftrag der Ministerpräsidenten der Länder gilt es, einen "Verfassungsentwurf" auszuarbeiten. Woran sicher keiner der Teilnehmer damals geglaubt hätte: Die zu diesem Zeitpunkt formulierten Sätze feierten am 23. Mai 2009 ihr 60-jähriges Bestehen als Teil des "Grundgesetzes". Wie gelang es über 30 Fachleuten, vor dem Hintergrund verschiedener Erlebnisse und politischer Einstellungen, ein derart tragfähiges Werk zu schaffen? Der Regisseur Bernd Fischerauer lässt in dem für BR-alpha produzierten Dokumentar-Spiel "Der Staat ist für den Menschen da" diese bis heute Deutschland verfassungsrechtlich bestimmenden 13 Tage im August 1948 wieder lebendig werden. Schauspieler wie Wilfried Klaus (Dr. Anton Pfeiffer), Johannes Silberschneider (Prof. Theodor Maunz) und Hans Michael Rehberg (Prof. Hans Nawiasky) lassen uns auf Grundlage der Original-Protokolle miterleben, was damals geleistet werden musste: Den Spagat zu schaffen zwischen dem Anspruch der Alliierten, deutschen Interessen, parteipolitischen Vorstellungen und persönlichen Erlebnissen. Dabei sollte es eigentlich nur eine "Zwischenlösung" sein: Angesichts der 1948 drohenden Teilung des von den Alliierten besetzten Deutschlands in einen West- und einen Oststaat ging man davon aus, dass die gemeinsam erarbeitete Vorlage lediglich für die "Übergangszeit" der Teilung gelten werde. Dieser Gedanke wird durch die Weigerung unterstrichen, von einer "Verfassung" zu sprechen - man einigt sich auf "Grundgesetz" und hält in der Präambel fest: " Dieses Grundgesetz verliert seine Gültigkeit an dem Tage, an dem eine Verfassung in Kraft tritt, die von dem deutschen Volke in freier Entscheidung beschlossen worden ist." Am 3. Oktober 1990, nach 41 Jahren "Zwischenlösung", wird das Grundgesetz gesamtdeutsche Verfassung. Der Verfassungskonvent von Herrenchiemsee hat weder zu seiner Zeit noch in der historischen Betrachtung in der Öffentlichkeit hinreichend Aufmerksamkeit erfahren. Dass die von ihm erarbeitete Vorlage von der verfassungsgebenden Versammlung, dem "Parlamentarischen Rat", inhaltlich nahezu komplett übernommen wurde, ist weitgehend in Vergessenheit geraten.

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