Die Affäre Cum-Ex
13.04.2025 • 22:15 - 22:55 Uhr
Serie, Krimiserie
Lesermeinung
Sven Lebert (Nils Strunk, 3.v.r.) hört gebannt der Koryphäe Bernd Hausner zu.
Vergrößern
Niels Jensen (David Dencik, r.)) und Inger Brøgger (Karen-Lise Mynster, l.) treffen das erste Mal im dänischen Steueramt aufeinander. Im Hintergrund steht Per Juhl (Lars Brygmann, M.).
Vergrößern
Bernd Hausner (Justus von Dohnányi, l.) erhält als Dank für die massive Steuereinsparung einer seiner Klienten einen Korb Zucchinis von seinem Assistenten (Corvin Hummer, r.) überreicht.
Vergrößern
Sven Lebert (Nils Strunk) sucht Syed Akram im Pub auf.
Vergrößern
Produktionsland
D, DK
Produktionsdatum
2025
Serie, Krimiserie

Der Raub von 146 Milliarden Euro

Von Eric Leimann

Es ist der größte Steuerraub in der Geschichte Europas. Die achtteilige deutsch-dänische Serie "Die Affäre Cum-Ex" zeichnet nach, wie ein Netzwerk von Bankern, Anwälten und reichen Investoren die Staatskassen um 146 Milliarden Euro betrog. Das ZDF zeigt die Folgen eins bis vier am Stück.

"Die Affäre Cum-Ex" ist eine achtteilige Fiction-Serie über einen komplexen, trockenen Stoff. So komplex und trocken, dass er in Nachrichten und sozialen Medien selbst dann kein "Breaking News"-Thema war, als das gigantische Ausmaß eines systematischen Staatskassenbetruges aufgedeckt wurde. Es geht um nicht weniger als 146 Milliarden Euro. Um jene Summe betrog ein weit verzweigtes Netzwerk von Bankern, Anwälten und reichen Investoren die Steuerkassen, also den Bürger. Manche sagen, Cum-Ex-Geschäftler nutzten ein "Steuerschlupfloch". Korrekt ist jedoch: Es handelt sich um klassischen Betrug. Einfach erklärt funktioniert er so: Man zahlt Steuern auf Kapitalerträge, lässt sie sich zweimal rückerstatten und behauptet, der Vorgang sei legal.

Vor allem zwei Frauen im Staatsdienst, die deutsche Staatsanwältin Lena Birkwald (Lisa Wagner) sowie Inger Brøgger (Karen-Lise Mynster), Leiterin der dänischen Behörde für Steuererstattungen, bringen den Fall ins Rollen. Über achtmal 45 Minuten erzählt die Serie das Entstehen und die Aufdeckung des Skandals – präzise und dennoch sehr unterhaltsam. Zum Auftakt zeigt das ZDF am späteren Sonntagabend vier Folgen am Stück. Weiter geht es mit den Episoden fünf bis acht am Montag, 14. April, ab 22.15 Uhr. Seit 22. März ist die Serie zudem komplett in der ZDF-Mediathek zu finden.

PRISMA EMPFIEHLT
Täglich das Beste aus der Unterhaltungswelt bequem in Ihr Mail-Postfach? Dann abonnieren Sie unseren Newsletter "PRISMA EMPFIEHLT" und erhalten ab sofort die TV-Tipps des Tages sowie ausgewählte Streaming- und Kino-Highlights.

Auch der 90-minütige Dokumentarfilm "Systemfehler: Der Cum-Ex Skandal", über den man etliche der wahren Figuren hinter dem Serien-Personal kennenlernt, lohnt sich – und steht ebenfalls in der Mediathek. Die Filmemacher, Creator und Showrunner Jan Schomburg für die Serie, und auch Judith Lentze für den Dokumentarfilm, schaffen es, einen unglaublichen Vorgang von Gier und Dreistigkeit über ihre TV-Werke transparent zu machen.

Viele Stars – auch in Nebenrollen

Viele namhafte deutsche, dänische und aus anderen europäischen Ländern stammende Schauspieler gaben dem Personal der Cum-Ex-Affäre ein Gesicht. Darunter in Nebenrollen Martin Wuttke, Stefanie Reinsperger und Fabian Hinrichs. Die Geschichte beginnt allerdings in einem Frankfurter Hochhaus mit zwei Hauptfiguren des Skandals: Die Anwälte Bernd Hausner (Justus von Dohnányi) und sein junger Protegé Sven Lebert (Nils Strunk) stellen ihre geplanten Cum-Ex-Geschäfte einem Bankdirektor vor. Überall sind sie auf der Suche nach Investoren in das zweifelhafte Geschäftsmodell, das jedoch hohe "Renditen" abwirft. Bald erlebt man sie in London, noch etwas später in der Schweiz auf Verkaufstour. Auch wenn manche Kunden skeptisch sind: Die Gier treibt viele von ihnen am Ende doch in das Cum-Ex-Netzwerk hinein.

Dabei steht die Serie immer wieder vor dem Problem, extrem komplexe Materie verständlich machen zu müssen. Selbst Fachleute nebst zuständigen Behörden mussten lange nachdenken, bis sie im logisch manchmal etwas verworrenen Finanzsystem die richtige Spur des Betrugs witterten. Für Zuschauer versuchen es Serie und Dokumentarfilm immer wieder mit Metaphern: "Doppeltes Kindergeld (kassiert von Mutter und Vater), ist das nicht Betrug?", fragt beispielsweise der bodenständige Vater (Thorsten Merten) von Jung-Banker Lebert. Und der antwortet ihm: "Im Finanzmarkt ist das alles anders. Da gehen Dinge, die im echten Leben nicht gehen."

Kleine Ermittler, große Helden

Öfter fühlt man sich an Adam McKays bei den Oscars 2016 mit dem Drehbuchpreis gekrönten Film "The Big Short" erinnert. In dem wurde mit riesigem Staraufgebot, viel Ironie, aber auch einer absurden Informationsdichte der Finanzskandal der Jahre 2007 bis 2009 aufgerollt. Die Älteren und vor allem die Geschädigten erinnern sich: Seinen Höhepunkt erreichte er mit dem Zusammenbruch der US-amerikanischen Großbank Lehman Brothers am 15. September 2008. In "Die Affäre Cum-Ex" braucht es neben Kindergeld auch Vergleiche mit Pfandrückgabe, halb vollen Wassergläsern und anderem, um dem Treiben der Gierigen auf die Schliche zu kommen.

Als der Cum-Ex-Skandal durch das Wirken von Staatsdienerinnen und -dienern transparent wird, überzieht man die mutigen Kämpferinnen und Kämpfer erst mal mit Klagen, politischem Lobbyismus und anderen Methoden des Widerstands der Reichen und Mächtigen. Doch Hartnäckigkeit und Mut siegen am Ende: Es kommt zu großen Prozessen und Anklagen. Viele davon laufen noch – und werden wohl auch die nächsten Jahre nicht abgeschlossen sein.

Dennoch ist die Cum-Ex-Affäre eine Geschichte, die trotz der Dreistigkeit der Täter, hinter dem sich ein absurdes Weltbild offenbart, etwas Tröstliches hat: Die Hartnäckigkeit einer Gruppe kleiner Ermittler, aber großer Helden, die für Gerechtigkeit kämpfen, siegt am Ende. Im Finanzsystem sind solche guten Nachrichten im Sinne der Fairness nicht unbedingt an der Tagesordnung.

Die Affäre Cum-Ex – So. 13.04. – ZDF: 22.15 Uhr


Quelle: teleschau – der mediendienst GmbH

Das beste aus dem magazin

Die Nummer gegen Kummer gibt Kindern und Jugendlichen vor allem in den Ferien Halt.
Gesundheit

Guter Rat am Telefon

Die Sommerferien beginnen, doch nicht alle Kinder sind sorgenfrei. Die Nummer gegen Kummer bietet von Montag bis Samstag kostenlose, anonyme Beratung für Kinder und Jugendliche.
Dr. Andreas Hagemann ist Facharzt für Psychiatrie und Psychotherapie sowie Geschäftsführer der Hagemann Privatklinik Gruppe GmbH.
Gesundheit

Unerklärliche Schmerzen? Es könnten Depressionen sein

Chronische Schmerzen ohne organische Ursachen sind häufig. Eine Depression kann die Ursache sein, die sich hinter körperlichen Beschwerden versteckt.
Duran Duran mit Drummer Roger Taylor (ganz links) begeistern nach wie vor ihre Fans.
HALLO!

„Wir sind immer noch Freunde und machen Musik zusammen“: Roger Taylor von Duran Duran

2028 werden sie ihr 50. Bandjubiläum feiern und im Juni kommen sie für zwei Termine nach Deutschland: Duran Duran. Gründungsmitglied Roger Taylor spielt bei der englischen Band das Schlagzeug. prisma hat mit dem 65-Jährigen gesprochen.
Das ist die „Prä-Expositions-Prophylaxe“.
Gesundheit

Was ist die PrEP?

PrEP bietet HIV-negativen Menschen Schutz vor einer Infektion. Regelmäßige Einnahme und ärztliche Begleitung sind entscheidend für den Erfolg.
Professor Dr. Ulf Dittmer ist Direktor des Instituts für Virologie und Leiter des Westdeutschen Zentrums für Infektiologie der Universitätsmedizin Essen.
Gesundheit

Wie gefährlich ist HIV heute noch?

Die Diagnose HIV ist für viele ein Schock. Doch dank moderner Therapien nähern sich HIV-positive Menschen der Lebenserwartung Nicht-Infizierter an. Wichtig sind eine frühe Diagnose und zuverlässige Medikation.
Susan Sideropoulos spricht mit prisma über ihre neue Show "That's My Style".
HALLO!

Susan Sideropoulos: "Ich bin keine Shopping-Queen"

Ex-GZSZ-Star Susan Sideropoulos moderiert die neue ZDF-Sendung „That’s My Style“, in der Mode-Experten und Stylisten Kunden bei der Suche nach dem perfekten Outfit helfen.